Ein Coach mit Leidenschaft für den Sport Von Matthias Will

Seit 26 Jahren ist Theo Bergauer (links im Bild) Trainer für persönliche Entwicklung und unternehmerische Prozesse. Er arbeitet auch mit bekannten Persönlichkeiten und Unternehmen zusammen.

Es ist eine Geschichte, die für Theo Bergauer hohe Symbolkraft hat. Sein Freund, der frühere Box-Profi Henry Maske (rechts im Titelbild), bat ihn, auf seine Kinder aufzupassen. Denn der Olympiasieger und Weltmeister war eingeladen, um in München den „Goldenen Löwen“ entgegen zu nehmen. Maske verabschiedete sich mit den Worten, er bleibe nicht über Nacht, sondern komme nach der Veranstaltung zurück, um wieder bei seiner Familie zu sein. Es muss eine wunderbare Feier gewesen sein, die der Sportler sehr genoss. „Mancher hätte sich wohl spontan doch noch ein Zimmer genommen, um die Ehrung und den Abend voll auszukosten“, sagt Bergauer. Doch Maske hielt sich an die Vereinbarung und war spät in der Nacht zurück in Waldsassen, wo Bergauer wohnt. Solche Verbindlichkeit schätzt Bergauer. „Wenn man etwas zusagt, dann muss man es auch halten. Nur so ist man glaubwürdig“, betont der 59-Jährige. Nicht nur im Sport, sondern auch in der Wirtschaft gehe es um Glaubwürdigkeit.

Bergauer ist seit 26 Jahren Coach für persönliche Entwicklung und unternehmerische Prozesse. Zu seinen Mandanten gehören auch einige Profi-Sportler. Er hat ein Buch geschrieben, in dem unter anderem der Kugelstoß-Weltmeister David Storl, Bob-Weltmeister Francesco Friedrich, der Olympiasieger Eric Frenzel (Nordische Kombination) und der mehrmalige Weltmeister im Freischwimmen, Thomas Lurz, ihre Erfolgsgeheimnisse verraten. Teamgeist, Disziplin, Ausdauer, Widerstandsfähigkeit, Willensstärke - von Spitzenathleten könne man viel lernen, hebt Bergauer hervor, der selbst begeisterter Triathlet ist. Dazu gehöre es auch, selbstkritisch und zugänglich für Beratung zu sein. „Sportler sind es gewohnt, mit Trainern zu arbeiten und Ratschläge anzunehmen.“ Dann spannt der Coach den Bogen zur Wirtschaftswelt. Führungskräfte müssen seiner Ansicht nach ebenfalls bereit sein, ständig Neues zu lernen und an sich zu arbeiten „Es ist fatal zu glauben, dass man alles am besten weiß und kann. Eine gute Führungskraft kennt ihre Schwächen und nimmt Tipps an“, erklärt Bergauer.

Zu seinen Auftraggebern zählen Mittelständler, aber auch große Unternehmen wie Siemens und Bosch. Mitarbeiterführung ist einer seiner Schwerpunkte. Vertrauen ist für Bergauer der entscheidende Faktor in puncto Führung. Noch immer gebe es viele Chefs mit ausgeprägtem Kontrollzwang, klagt er. Doch ständiger Rechtfertigungsdruck frustriere die Mitarbeiter. „Viele Führungskräfte glauben, dass sie es irgendwann nicht mehr im Griff haben, wenn sie ihren Mitarbeitern große Freiräume geben.“ In den meisten Fällen sei allerdings das Gegenteil der Fall: Mitarbeiter blühen auf, bringen starke Leistung und verbessern dadurch auch die Ergebnisse, an denen ihr Chef gemessen wird. Im Idealfall sähen sich Führungskräfte als Dienstleister für ihre Mitarbeiter, sagt Bergauer. Denn er hat einen Wandel in der Arbeitswelt ausgemacht. „Früher mussten Beschäftigte funktionieren. Heute wollen die Mitarbeiter nicht mehr nur ein Rädchen im Getriebe sein, sondern stellen größere Ansprüche.“ Gerade die jüngere Generation hinterfrage die Strukturen und Hierarchien, die sich in Firmen herausgebildet haben. Dem Nachwuchs sei es wichtig, einbezogen zu werden und einen Sinn in seiner Arbeit zu erkennen. Bergauer plädiert für gemischte Teams aus jungen und älteren Mitarbeitern. „Dynamik und Erfahrung – das ist eine ausgezeichnete Kombination.“

„Unternehmen brauchen auch Exoten“, ist Bergauer überzeugt. Querdenker würden zu Unrecht als Störenfriede wahrgenommen. Wenn alles immer harmonisch zugehe, bestehe die Gefahr, dass ein Unternehmen nicht mehr agil und wachsam sei. Der 59-Jährige sieht Parallelen zum Sport: „Es ist wie beim Fußball: Da braucht man zuverlässige Verteidiger, aber auch kreative Spieler und Stürmer, die Tore machen.“ Gute Chefs zeichneten sich dadurch aus, dass sie auch Menschen führen können, die als unbequem und kompliziert gelten. Denn häufig seien gerade diese Köpfe wichtige Impulsgeber.

Bergauer ist Dozent an der Führungs-Akademie des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und auch die Deutsche Sporthilfe nimmt seine Dienste in Anspruch. Noch stärker als im Berufsleben sei in Vereinen und gemeinnützigen Organisationen ein „Führen mit Wertschätzung“ gefragt. Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, seien mit großer Leidenschaft bei der Sache. Ihnen Themen und Lösungen „von oben herab“ zu diktieren, sei kontraproduktiv, mahnt Bergauer. Vielmehr ist es seiner Einschätzung nach förderlich, wenn Ideen gemeinsam entwickelt werden. „Wenn die Menschen spüren, dass ihre Meinung zählt, dass sie etwas bewegen können – dann bleiben sie auch motiviert.“

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Matthias Will
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