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No to Racism Warum Rassismus tödlich ist

"I can't breathe"

25. Mai 2020, 20:19 Uhr, Minneapolis (US): Die Welt steht still. 9 Minuten und 29 Sekunden lang kämpfte der Afroamerikaner George Floyd um sein Leben. Nach seiner Festnahme kniete ein weißer Polizeibeamter mit seinem ganzen Körpergewicht auf Floyds Hals und verdrängte seine Atemluft. Auch nach mehreren Bitten Floyds und außenstehender Zeugen änderte der Polizist seine Haltung nicht, was Floyd am Ende das Leben kostete. Die Aufnahmen seiner Tötung sorgten weltweit für Aufsehen, Proteste, Ausschreitungen und die Einführung der Bewegung "Black Lives Matter". Floyds Tod ist nur ein Beispiel von wenigen.

PRIVILEGIEN

  • Ich kann mir sicher sein, dass meine Meinung in einer Gruppe, in der ich die einzige Person mit anderer Hautfarbe bin, ernst genommen wird.
  • Wenn ich eine Wohnung / Arbeitsstelle suche, stellt mein Weißsein dabei kein Hindernis dar.
  • Wenn die Polizei mich anhält bzw. kontrolliert, kann ich sicher sein, dass meine Hautfarbe nicht der Grund dafür ist.
  • Ich kann ein teures Auto fahren, ohne für kriminell gehalten zu werden.
  • Ich muss meine Kinder nicht lehren, aufmerksam zu sein bzgl. des strukturellen Rassismus, um sie zu schützen.
  • Kaufe ich Make-Up in der Farbe "neutral", Stifte in "Hautfarbe" oder Pflaster, kann ich ziemlich sicher sein, dass die Farbe meiner Hautfarbe ähnelt.
  • Meine Anwesenheit in Deutschland wird als normal und selbstverständlich betrachtet, niemand wundert sich über meine Deutschkenntnisse.
  • Ich werde nicht ständig von fremden Personen zu meiner Herkunft und Familiengeschichte / meinem Stammbaum befragt.
  • Ich werde nicht darauf aufmerksam gemacht, dass meine Körperform und / oder mein Körpergeruch meine Hautfarbe reflektieren.
  • Ich sehe es als Selbstverständlichkeit an, alle Menschen, die nicht weiß sind, benennen, einteilen und kategorisieren zu dürfen.
  • Ich kann mir ziemlich sicher sein, dass wenn ich mit der verantwortlichen Person spreche, diese eine Person mit meiner Hautfarbe ist.
  • Wenn ich als Führungskraft eine geringe Glaubwürdigkeit habe, kann ich ziemlich sicher sein, dass mein Weißsein nicht das Problem ist.
  • Ich kann sicher sein, dass, wenn ich rechtliche oder medizinische Hilfe benötige, ich nicht aufgrund meines Weißseins institutionell ausgegrenzt werde oder schlechter behandelt.
  • Ich fühle mich willkommen und "normal" in den üblichen Bereichen des öffentlichen Lebens, institutionellen und sozialen Lebens.
  • Ich werde als Individuum wahrgenommen.
  • Ich habe die Wahl, mich mit Rassismus auseinanderzusetzen, wenn ich möchte.

zum Teil entnommen aus Tupoka Ogette: "Exit Racism"

"Woher kommen Sie denn wirklich?"

Diese Frage muss ich mehrmals täglich beantworten. Im Supermarkt, in der Bahn, in der Uni und und und. Ich heiße Mia und bin 23 Jahre alt. Meine Mama kommt aus Nigeria und mein Papa aus Deutschland. Ich selbst bin hier geboren und aufgewachsen und sehe mich selbst als Deutsche. Außenstehende leider nicht. Aufgrund meiner Hautfarbe werde ich ständig mit "Othering" konfrontiert: "Woher kommen Sie?" - "Sie sprechen aber gut deutsch." JA - Das tue ich. Wahrscheinlich besser als du, würde ich manchmal gerne antworten. Ich habe aufgrund meines Äußeren nicht das Recht, ich selbst zu sein und mich einer Gruppe zugehörig zu fühlen. Ich habe euch eben eine (kleine) Liste mit Privilegien vorgestellt, die ihr als Weiße Menschen habt. Damit wollte ich euch nicht verärgern, ich wollte euch nur aufzeigen, wie privilegiert ihr seid. Schwarze Menschen haben viele dieser Privilegien nicht. Sie haben eine andere Lebensrealität, denn Rassismus ist ein festverankertes Konstrukt unserer Gesellschaft. Bevor wir hier weitermachen, könnt ihr euch gerne den kurzen geschichtlichen Rückblick des Rassismus ansehen. Dazu einfach auf die Timeline klicken.

Rassismus als soziales Konstrukt unserer Gesellschaft

Rassismus ist in Deutschland ein Tabuthema. Aufgrund des Nationalsozialismus wird die Thematisierung des Rassismus oft vermieden, denn die Menschen sind überzeugt, nicht-rassistisch zu sein und dies reicht ihnen aus. Rassismus ist aber ein festverankertes Konstrukt unserer Gesellschaft und sozial hergestellt. Aus diesem Grund MUSS er thematisiert werden. Die alleinige Ablehnung reicht nicht aus, denn er taucht in jedem Lebensbereich auf und wird immer wieder (auch unbewusst) praktiziert. "Ich bin kein Rassist, alle Menschen sind gleich für mich." - Nein das sind sie nicht. Schwarze Menschen und People of Colour haben eine andere Lebensrealität. Hier beginnt bereits das große Problem. Unsere Unterschiede müssen gesehen, akzeptiert und gefeiert werden. Sie existieren. Auch wenn sie sozial konstruiert sind, denn wer hat festgelegt, welche Hautfarbe die überlegenere ist oder welche Hautfarbe der "Norm" entspricht? Das ist sicherlich keine natürliche Gegebenheit. Es ist ein soziales Konstrukt, was über Jahrhunderte hinweg immer wieder praktiziert und verfestigt wurde.

Tipps zum rassismuskritischen Denken und Handeln

Nun habe ich euch aufgezeigt, wie groß und unbewusst das Problem des Rassismus tatsächlich noch ist. Auch wenn viele der Meinung sind, dass wir mittlerweile in einer toleranteren Gesellschaft leben, besteht Rassismus nach wie vor. Er ist ein Konstrukt, was fest in unseren Köpfen verankert ist und sich nicht so leicht ändern lässt. Nichtsdestotrotz habe ich abschließend noch einige Tipps (siehe Video) für euch, wie ihr rassismuskritisch Denken und Handeln könnt, um die Welt in Zukunft zu einem etwas besseren Ort zu machen, denn am Anfang haben wir am Beispiel Floyds gesehen, dass Rassismus nach wie vor tödlich ist.

Credits:

Erstellt mit Bildern von Manpeppe - "People raised fist air fighting for their rights. Labor movement, election movement, no racism and union concept. Image" • Drazen - "Multi-ethnic crowd of people protesting against racism public demonstrations."