Day 01 • Mittwoch 29. Juni • Thalwil - Mariastein • 115km • 1’860hm
Endlich wieder unterwegs. In Thalwil zu Starten, mit der Gewissheit am Ende in Brüssel anzukommen, ist schon speziell. Nachdem ich Zürich bis Spreitenbach durchradelt habe, ging’s abrupt in die erste, ernsthafte Steigung. Der Wechsel Stadt/Natur war auch sehr eindrücklich. Schon nach kurzer Zeit fragte ich mich, wie ich 2019 zehn Alpenpässe in 10 Tagen absolvieren konnte, oben angekommen wusste ich es; mit Geduld und Gelassenheit 😉. Das Mittelland der Schweiz ist ja nicht wirklich attraktiv, die Hügelketten dazwischen sind dagegen sehr schön.
Schlafen in Mariastein
Day 02 • Donnerstag 30. Juni • Mariastein to La Bresse • 104km • 1’252hm
Das Radeln im Elsass ist wunderschön, leider gibt es keine wirklich lohnenswerte Sujet zum fotografieren 😖. Habe ich meinen mega Fotoapparat vergeblich mitgenommen? Der Col de Bramont (956 M.ü.M.), am Ende des heutigen Abschnitts, war sehr angenehm zu fahren, da nicht so steil und wenig Verkehr. Nicht desto trotz musste ich mich recht anstrengen 😅.
Schlafen in La Bresse
Day 03 • Freitag 1. Juli • La Bresse to Lunéville • 94 km • 820hm
Wunderschöne Route. Habe den heutigen Tag sehr genossen. Das wichtigste Geschäft für die Franzosen scheint mir die Boulangerie zu sein. Die gibt es überall und die Leute stehen für ein gutes Baguette auch gerne mal an. Lunéville hat ca. so viele Einwohner wie Thalwil, aber ein Schloss wie Versailles und Kirchen wie in Paris. Ansonsten erscheint mir die Region eher ärmlich, aber diese Wahrnehmung ist sehr wahrscheinlich unserer, typisch schweizerischen Überheblichkeit geschuldet. Wir haben ja die Tendenz, unser Lebensstandard als „normal“ zu betrachten, dabei leben wir aber (wenigstens materiell) auf allerhöchstem Niveau!
Schlafen in Lunéville
Day 04 • Samstag 2. Juli • Lunéville to Metz • 80km • 772hm
Metz ist eine sehr interessant Stadt. Im Zentrum steht eine monströs grosse, gotische Kirche. In der grossen Altstadt wimmelt es von Einheimischen und Touristen. Da Samstag und schönes Wetter ist sind alle Freiluftrestaurants voll besetzt.
Schlafen in Metz
Am Sonntagmorgen besuchte ich noch das Center Pompidou, ein sehr spezieller Holzbau.
An einem Sonntagmorgen durch eine Grossstadt zu fahren, ist für mich etwas spezielles. Die ganze Verkehrsinfrastruktur ist leer und es gibt Platz für mich als Velofahrer ohne Ende. Fast scheint es, als ob das Zeitalter des klassischen Individualverkehrs überwunden ist, ein schöner Gedanke...
Day 05 • Sonntag 3. Juli • Metz to Verdun • 72km, 750hm
In Verdun gibt es verschiedene Denkmäler, die an grässliche Zeiten erinnern. Im Ersten Weltkrieg sind über 320‘000 junge Männer völlig sinnlos um ihre Zukunft gebracht worden. Jetzt, über 100 Jahre später, gibt es immer noch Despoten, die nicht anerkennen können, das die meisten Menschen in friedlicher Art zusammen leben möchten.
Heute hatte ich die kürzeste Etappe zu bewältigen. Gegenwind machte die tatsächlichen Anstrengungen um einiges grösser als gedacht. Sei's drum, Geduld und Gelassenheit führen garantiert zu einem befriedigendem Ergebnis. Es ist ratsam sich in dieser Gegend am Morgen mit Getränken und Zwischenverpflegung auszurüsten. Bei der Durchfahrt durch die vielen kleinen Ortschaften musste ich feststellen, dass es zwischen den grösseren Ortschaften keinerlei Infrastruktur vorhanden ist, die kleinen Dörfer wirken wie eingefroren.
Schlafen in Verdun
Day 06 • Montag 4. Juli • Verdun to Charleville-Mézières • 108km • 1’210hm.
Wie die Tage zuvor war auch meine heutige Route wieder ein Riesenerlebnis. Das Pedalen macht mir keine Mühe und ich fühle mich super. Charleville-Mézières hat mich total überrascht. Schöne Altstadt, riesiger Hauptplatz, viele aufgestellte Menschen unterwegs. Charleville-Mézières würde ich auch ein zweites mal besuchen.
Fast die gesamte Strecke von Mariastein bis nach Charleville-Mézières ist von Landwirtschaft geprägt. Nachdem ich tagelang durch Weizen-, Mais- oder sonstige Landwirtschaftsfelder geradelt bin, kann man sich gar nicht vorstellen, dass viele Menschen auf dieser Welt zu wenig Nahrungsmittel zur Verfügung haben. Vielleicht gibt es ja genug und es ist eine Frage der Verteilung?
Schlafen in Charleville-Mézières
Day 07 • Dienstag 5. Juli • Charleville-Mézières to Haybes • 89km • 1’150hm
Heute führte meine Route entlang des Semoy (Semois), anschliessend der Maas, durch die Ardennen. Der Fluss hat in diesem Abschnitt ein schmales Tal gebildet. Der grösste Teil führt über wunderschön zu befahrene Velowege auf belgischem und französischem Gebiet.
Haybes ist eine kleine Gemeinde mit ca. 1'850 Einwohner. Exemplarisch zeigt sich bei der Bevölkerungsentwicklung die kontinuierliche Abwanderung über einen längeren Zeitraum, hatte Haybes 1962 noch 2'327 Einwohner. Viele eindrückliche, historische Villen zeugen davon, dass es früher einen doch (sicher auch einseitig verteilten) beträchtlichen Wohlstand bestanden haben muss.
Schlafen in Haybes
Day 08 • Mittwoch 6. Juli • Haybes to Mons • 116km • 1’231hm
Eigentlich hatte ich ja in Maubeuge ein Zimmer reserviert. Bei meiner Ankunft wurde mir ziemlich kaltschnäuzig mitgeteilt, dass meine Reservierung nicht mehr gültig ist 😖. Die 6. Etappe der Tour de France führte von Binche nach Longwy. Ich musste zur Kenntnis nehmen, dass die Veranstalter alle Hotelzimmer im Umkreis von 100km gebucht haben. Schlechte Nachrichten für einen müden Pedaleur.
Ich entschloss mich mein Glück in der nächsten grösseren Stadt zu versuchen. Dies ist Mons, eine Stadt in Belgien, ca. 25km entfernt von Maubeuge. Unglücklicherweise hatte ich auf dem Weg nach Mons auch noch meinen einzigen Platten und das erst noch am Hinterrad...
In Mons angekommen tönte es nicht anders, alles ausgebucht. Nach längerem Suchen fand ich dann doch noch, das wohl einzige freie Zimmer, zum fürstlichen Sonderpreis von 285 Euro ☹️.
Am nächsten Morgen in der Tiefgarage erfolgte meine nächste Schreckensekunde. Ich konnte mein Veloschloss nicht mehr öffnen. Das Ding blieb stoisch in seiner Verriegelungsposition. Mit viel Kraftaufwand und geeignetem Werkzeug konnte ich den unerfreulichen Zustand beheben.
Schlafen in Mons
Day 09 • Donnerstag 7. Juli • Mons to Roubaix • 89km • 450hm
Wegen der mythischen Ausstrahlung, welche die Region auf alle engagierten Rennvelofahrer:innen ausübt, wollte ich unbedingt nach Roubaix. Paris-Roubaix oder die Flandern Rundfahrt gehören zu den absoluten Klassikern der Eintagesrennen. Ich würde mal behaupten, dass Roubaix keine besondere, vor allem keine schöne Stadt ist. Unterwegs habe ich mich zum ersten mal mit meiner teuren Kamera unwohl gefühlt. Roubaix kann ich abhacken.
Schlafen in Roubaix
Day 10 • Freitag 8. Juli • Roubaix to Brüssel • 103km • 750hm
Brüssel ist erreicht. Froh, aber auch ein bisschen traurig, radle ich durch die Hauptstadt von Belgien und der EU. Nun ist meine Tour zu Ende. Es war ein super Erlebnis. Am liebsten würde ich sofort die nächste Tour planen.
Nun treffe ich Catherine, die mir mit dem Flugzeug den leeren Velokoffer und frische Kleider bringt. Vielen Danke 🥰.
Brüssel hat uns sehr gut gefallen. Es gibt viele Parks, unglaublich viele Restaurants, viele fröhliche Menschen und eine grosse Altstadt mit vielen eindrücklichen Gebäuden.
Schlafen in Brüssel
Nachtessen Freitag den 8. Juli 2022:
Nachtessen Samstag den 9. Juli 2022:
Nachtessen Sonntag den 10. Juli 2022: