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50 Jahre KERH München: „Kameradschaft, Gemeinschaft und Tradition geben Zusammenhalt“ Von Yann Bombeke und Sarina Flachsmeier

Zu Beginn der 1970er Jahre war die Bundeswehr noch jung, gerade mal 15 Jahre waren seit ihrer Gründung vergangen. Noch etwas jünger, aber bereits wie die Bundeswehr fest etabliert, war der Deutsche BundeswehrVerband. Trotz der noch jungen Streitkräfte waren bereits viele Soldaten wieder aus dem aktiven Dienst ausgeschieden. Viele von ihnen wollten nicht auf das verzichten, was in der Truppe ihr Leben geprägt hatte: Zusammenhalt, füreinander einstehen, sich helfen, wo und wenn es nötig ist – kurz: sie wollten nicht auf die Kameradschaft verzichten, die sie im Dienst erlebt hatten.

Dies war die Geburtsstunde der Kameradschaften Ehemaliger, Reservisten und Hinterbliebenen im Deutschen BundeswehrVerband: 1970 fanden sich die ersten Ehemaligen zusammen und gründeten neben den Truppenkameradschaften der Aktiven die Kameradschaften ERH. Damit war ein weiterer Baustein in der nun fast 66-jährigen Geschichte des Verbandes geschaffen worden. In München war es am 28. April 1971 so weit.

Zum ihrem 50-jährigen Bestehen hat die KERH München eine Festschrift herausgegeben. Foto: DBwV/Yann Bombeke

Heute ist die KERH München mit ihren mehr als 1400 Mitgliedern eine der größten KERH im Deutschen BundeswehrVerband. Die große Feier zu ihrem runden Geburtstag musste im vergangenen Jahr verschoben werden – auch in München machte die Pandemie dem Kameradschaftsvorsitzenden Bertram Hacker und seinen Mitstreitern einen Strich durch die Rechnung. Nun war es aber so weit: Anfang Juli konnte endlich gefeiert werden, rund 120 Gäste kamen ins Casino der Universität der Bundeswehr in München-Neubiberg, wo sie von Oberstleutnant a.D. Hubert Reiter, Beisitzer der KERH München, begrüßt wurden.

Oberstleutnant a.D. Hubert Reiter, Beisitzer der KERH München, begrüßte die Gäste im Casino der Universität der Bundeswehr. Foto: DBwV/Yann Bombeke

Das erste Grußwort sprach Professor Dr. oec. Publ. Rafaela Kraus. Die Vizepräsidentin der Universität der Bundeswehr München gab einen kurzen Einblick in die aktuellen Schwerpunkte an der Lehranstalt. So sei man gut durch die Corona-Krise gekommen, die Leistungen seien gut, auch Dank gut angenommener Online-Formate. Kraus berichtete von Innovationen aus den Reihen der Studierenden im Bereich der Robotik. „Wir werden es weiter forcieren, dass das, was in der Forschung entwickelt wird, auch auf die Straße kommt“, versprach die Wissenschaftlerin.

Professor Dr. oec. Publ. Rafaela Kraus, Vizepräsidentin der Universität der Bundeswehr München. Foto: DBwV/Yann Bombeke

Die Stadt München wurde bei der Feier repräsentiert durch den Stadtrat Christian Vorländer. „Wertschätzung und Anerkennung möchte ich im Namen der Stadt München zum Ausdruck bringen, sagte der SPD-Politiker und betonte: „Seit dem Ukrainekrieg ist deutlich geworden, wie wichtig die Bundeswehr wirklich ist.“ Der Bundeswehr dankte Vorländer auch für die geleistete Corona-Amtshilfe.

Stadtrat Christian Vorländer kam als Repräsentant der Stadt München. Foto: DBwV/Yann Bombeke

Dass die vielfältigen Aufgaben der Bundeswehr nur mit der Unterstützung einer kräftigen Reserve zu bewältigen sind, hob Brigadegeneral Thomas Hambach hervor. Allein im von ihm geführten Landeskommando Bayern seien mehr als 3000 beorderte Reservisten aktiv, berichtete Hambach. „In der Tat wächst die Rolle der Reservisten in Deutschland deutlich an.“ Deutschland müsse eine gewisse Widerstandsfähigkeit aufbauen, um Krisen und Katastrophen begegnen zu können. An die Mitglieder der KERH München gerichtet, sagte der General: „Herzlichen Glückwunsch für 50 Jahre gelebte Kameradschaft.“

Brigadegeneral Thomas Hambach ist Kommandeur des Landeskommandos Bayern. Foto: DBwV/Yann Bombeke

Ein Heimspiel hatte der Landesvorsitzende, Stabsfeldwebel a.D. Gerhard Stärk, ist er doch seit 2011 Mitglied der KERH München und seit kurzer Zeit auch Beisitzer im Vorstand. Voll des Lobes war Stärk für den Kameradschaftsvorsitzenden. Wie sich Oberstleutnant a.D. Bertram Hacker mit seinen Delegierten auf Landes- und Hauptversammlungen einbringe, habe er so noch bei keinem anderen Mandatsträger erlebt, sagte Stärk.

Der Landesvorsitzende Süddeutschland, Stabsfeldwebel a.D. Gerhard Stärk. Foto: DBwV/Yann Bombeke

Für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sprach Oberstleutnant a.D. Heinrich Stadelmaier. Die Kameradschaften ERH des DBwV seien seit vielen Jahren ein zuverlässiger Partner des Volksbundes. So seien die Spenden der ERH eine wertvolle Hilfe, etwa um eine würdevolle Bestattung von Kriegstoten in den Gebieten der ehemaligen Sowjetrepubliken zu ermöglichen.

Oberstleutnant a.D. Heinrich Stadelmaier vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Foto: DBwV/Yann Bombeke

Für die Festansprache war der Bundesvorsitzende, Oberst André Wüstner, nach München gereist. „Kameradschaft, Gemeinschaft und Tradition geben Zusammenhalt, auch in schwierigen Zeiten“, sagte Wüstner. Mit dem Vorsitzenden Bertram Hacker und seiner Ehefrau Christiane verfüge die KERH München über „zwei Motoren, die mehr tun als ihre Pflicht“, lobte der Bundesvorsitzende. Und: „Wir erleben es in dieser Kameradschaft, dass Menschen agieren.“

Der Bundesvorsitzende, Oberst André Wüstner (r.), wird vom KERH-Vorsitzenden Oberstleutnant a.D. Bertram Hacker begrüßt. Foto: DBwV/Yann Bombeke

Wüstner ging auch auf die aktuelle angespannte Sicherheitslage ein. Vielen Menschen sei das ganze Ausmaß der Zeitenwende noch nicht klar, sagte der Oberst und plädierte für eine Stärkung der europäischen Sicherheitsarchitektur. „Wir haben das große Glück, dass wir mit Biden einen US-Präsidenten haben, der entgegen der Mehrheitsmeinung auf Europa setzt“, sagte Wüstner und mahnte: „Wir müssen uns endlich um uns selbst kümmern – wir wissen nicht, wer 2024 nächster Präsident in den USA wird.“ Einzig glaubhafte Abschreckung sei die Grundlage für Dialog.

Vom Vorsitzenden ERH im Bundesvorstand, Hauptmann Ingo Zergiebel (l.), erhielt der ERH-Vorsitzende Bertram Hacker einen Coin. Foto: DBwV/Yann Bombeke

In den Ansprachen bei der Feier der KERH München, die musikalisch von den Klängen des Musikensembles des Musikvereins Harmonie Neubiberg e.V. begleitet wurde, war auffällig oft das Wort Kameradschaft zu hören. Doch nicht nur das: Wenn man mit den Mitgliedern der KERH München spricht, wird spürbar, dass Kameradschaft hier nicht bloß ein hohles Wort ist, sondern gelebt wird. Hier ist man füreinander da, hier hilft man sich. Im Video haben wir einige Mitglieder zu Wort kommen lassen.

Text und Foto: Yann Bombeke

Video: Sarina Flachsmeier