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Kinder- und Jugendarbeiter*in Kinder und Jugendliche auf einem Stück ihres Weges begleiten.

Mirjam Schoch Sgier, seit 2011 als Kinder- und Jugendarbeiterin tätig, seit 2013 in der evang.-ref. Kirchgemeinde St.Gallen Centrum. An ihrem Job schätzt sie besonders die gestalterischen Freiheiten, und die damit verbundenen Erlebnisse und Erfahrungen, die sie Kindern und Jugendlichen ermöglichen kann.

Ein grosses Spektrum an spannenden Aufgaben

"Ich kann so viele verschiedene Dinge gestalten und bewegen", beginnt Schoch Sgier die Antwort auf die Frage danach, welche Arbeiten ihr Job mit sich bringe. Sie trägt die Verantwortung für Konzeption und Durchführung von ganz unterschiedlichen Projekten und Angeboten. Einige Tätigkeitsfelder, beziehungsweise die regelmässigen, wiederkehrenden Angebote im Überblick:

Jugendtreff. Der Treff ist offen für alle, von der 5. Klasse bis zur 3. Oberstufe, und findet immer freitagabends statt. Die leitende Person wird von einem Team von Jugendlichen unterstützt, angeboten werden Musik und Essen, und manchmal ein besonderes Programm. "Allerdings", so Schoch Sgier, " zählt vor allem, dass die Jugendlichen einen Raum für sich haben." – Ein Raum für Begegnungen mit passender Ausstattung: gemütliche Sofaecke, Billard- Pingpongtisch und Töggelikasten gehören zum Inventar.

Kinder- und Familientreff. Der Kinder- und Familientreff Sunnestrahl im Riethüsli ist ein kostenloses Freizeitangebot für alle Kinder von 4 bis 10 Jahren. Kinder bis 5 Jahre können in Begleitung eines (Gross-) Elternteils teilnehmen. Es wird gespielt, gemalt, gebastelt, erzählt, getanzt, bewegt und Theater gespielt. Zusätzlich gibt es einen feinen Zvieri für alle und für die Erwachsenen eine Kaffeeecke. In den Sommermonaten ist der Kindertreff mobil im Quartier mit dem Leiterwagen unterwegs. Der niederschwellige Zugang ist sehr bewusst gewählt: "Wenn wir draussen auf den Spielplätzen im Quartier sind, können wir mit neuen oder bereits bekannten Familien in Kontakt treten, spannende Gespräche führen, miteinander einen Nachmittag gestalten. So sind wir mitten im Geschehen und können Beziehungen aufbauen und stärken. Und für die Kinder und Familien da zu sein ist unser Ziel."

Frühlings- und Sommerlager. Mehrtägige Tageslager für verschiedene Altersstufen. Das professionelle und das freiwillige Leitungsteam suchen jeweils gemeinsam ein Thema aus und gestalten das Programm. Mehr zu den Lagern findet sich immer auf youngpower.ch.

"Soviel zu den Gefässen, die momentan ausgefüllt werden", fasst Schoch Sgier zusammen. Grundsätzlich aber, und das sei das wunderbare an ihrem Job, ist alles in Bewegung. In unterschiedlichen Teams werden Projekte entwickelt und reflektiert: "Was braucht dieses Quartier, was brauchen die Familien, die hier leben?" So könne sie immer mal wieder neuen Ideen und deren Umsetzungen nachgehen.

Die Kirchgemeinde St. Gallen Centrum beschäftigt drei Jugendarbeitende mit unterschiedlichen Stellenprozenten. Neben der Projektarbeit ist das Team auch für Vernetzung, administrativen Arbeiten, Fachsitzungen und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Kindertage Riethüsli

Unter ökumenischer Leitung findet in den Frühlingsferien das Kindertageslager Riethüsli statt. Vier Tage lang Spass und Spiel, unter dem Thema: "Olympia sucht dich!"

Ankommen.

Nach und nach trudeln rund 20 Kinder im Kirchgemeindehaus Riethüsli ein, und bis alle da sind, wird fröhlich geredet, Fangen gespielt, die Kirche erkundet. Während Olympia, eine jugendliche Leiterin, noch einmal ihren Text durchgeht, helfen zwei Freiwillige den kleineren Kindern, ihre Winterkleidung abzulegen. Es ist der erste Tag der Frühlingsferien, aber nach einem Wochenende mit viel Sonne schneit es heute Morgen wie im tiefsten Winter. Das Leiterteam beschliesst spontan, aufgrund des Wetters das für später geplante Slackline-Balancieren mit einem Slalomrennen zu ersetzen. Bevor sich alle im Kreis versammeln und still werden, geht Schoch Sgier noch ein letztes Mal den Detailplan durch.

Was man braucht, um in der Jugendarbeit glücklich zu werden? Ich würde sagen: viel Kreativität und Selbstständigkeit. Und natürlich Freude an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Freude an der Zielgruppe.

Loslegen.

In einer kurzen Theatereinlage erklären Olympia und ein Trainer der olympischen Spiele das Ziel der Woche (die Kinder sollen sich für eine Teilnahme an den nächsten olympischen Spielen bewerben!), es folgen eine kurze Kennenlernrunde sowie ein Kennenlernspiel. Aus letzterem ergibt sich auch gleich die erste Gruppeneinteilung, bald scharen sich jeweils vier bis fünf Kinder um eine Leiterin, einen Leiter. Der weitere Vormittag wird draussen stattfinden, wo verschiedene sportliche Posten absolviert werden sollen, vom Hindernis- und Slalomlauf bis zum Bällewerfen. Und spätestens bis zum Mittagessen werden die Kinder herausgefunden haben, in welchen olympischen Disziplinen sie denn gern antreten möchten.

Mit unserem Angebot leisten wir einen wertvollen Beitrag zu einer familienfreundlicheren Stadt St. Gallen. In den Lagern können die Kinder viel gemeinsam erleben und lernen, in eine Geschichte eintauchen, einfach sein.
Konzentrierte Olympia - Begrüssungsrunde - geweihte Garderobe - Postenlauf, Station Ballwurf

"Dabeisein ist alles!", beziehungsweise: wer alles Teil vom Lager ist.

  • eine altersdurchmischte Schar, vom grossen Kindergarten bis zur 6. Klasse aus dem ganzen Quartier und teilweise auch aus anderen Stadtteilen.
  • eine ökumenische Hauptleitung; Mirjam Schoch Sgier weiss eine katholische Religionspädagogin an ihrer Seite, die beiden sind ein erprobtes Team.
  • zwei ehrenamtliche Helferinnen
  • fünf Jungleitende, im Alter von 14-16 Jahren, welche schon als Kind die Lager besucht haben und nun in die Rolle der Leitung gehen. Sie besuchen die First Steps Kurse der Kantonalkirche, in welchen sie neben der praktischen Erfahrung im Lager noch etwas theoretisches Fundament zum Leiten erhalten.
Rollende Planung ist bei uns Routine. Wir müssen flexibel auf die Gruppe und die Umstände reagieren können, jederzeit.

Auftanken.

Zum Znüni verteilen sich die Athletinnen und Athleten an den Tischen, die Leitenden betreuen die Essensausgabe, und sobald alle sitzen, geht Schoch Sgier herum, um zu sehen ob alle gut versorgt und zufrieden sind. Die Beziehung zu den einzelnen Kindern sei unterschiedlich, da ja alles in Gruppenarbeit geschehe, erklärt sie. Aber natürlich gebe es über die Jahre eine Vertrauensbasis.

Bereits nach einem halben Lagertag lässt sich eine erste Bilanz ziehen: Das schlechte Wetter hat kein einziges Kind davon abgehalten, vollen Einsatz zu zeigen, die Stimmung ist fröhlich, sprich: schon jetzt kann man die Prognose wagen, dass auch die diesjährigen Kindertage ein voller Erfolg werden.

Christlich oder weltlich?

Den christlichen Aspekt sieht Mirjam Schoch Sgier im sozialen Miteinander, das eine ganze Woche gelebt wird. Am Ende der Kindertage gibt es einen kleinen christlichen Input "im Sinne von: Jeder von euch ist wertvoll". Die Gestaltung einer Liturgie übernimmt ihre katholische Kollegin, welche auch dafür ausgebildet ist. Das Lager selbst ist sehr offen gestaltet, bietet aber eine gute Gelegenheit, auf religiöse Anlässe zu verweisen. "Im Kontrast zu den Familiengottesdiensten oder anderen ausdrücklich religiösen Angeboten wollen wir in der Jugendarbeit niederschwellige Plattformen anbieten. Zusammen gibt das einen guten Mix!"

Olympiade vorbereiten: Fackeln, Medaillen und Uniformen basteln.

Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen – ein Traumberuf?

Ihr Job sei bestimmt einer der schönsten überhaupt, findet Kinder- und Jugendarbeiterin Mirjam Schoch Sgier. Und doch gibt es auch in ihrem Berufsalltag Aspekte, die manchmal anstrengend sind.

Wertschätzung. "Meine Motivation schöpfe ich aus den vielen positiven Rückmeldungen, die von den Kindern, Jugendlichen und deren Eltern oder Ressortverantwortlichen zurückkommen. Ich bin dankbar, von der Kirchenvorsteherschaft so viel Vertrauen in meine Arbeit zu bekommen. So kann ich viele Dinge, die ich für die Kinder- und Jugendarbeit anrege, auch tatsächlich umsetzen."

Beständigkeit. "In unserem Job muss man immer in Bewegung bleiben, nichts ist beständig. Eine grosse Herausforderung besteht darin, für die Lager jedes Jahr ein neues Team an Freiwilligen zusammenzustellen. Einige Leitende bleiben über Jahre mit dabei, andere helfen alle zwei oder drei Jahre wieder mit. Daher bleibt es stets spannend, die Gruppen- und Teamprozesse zu beobachten und zu begleiten."

Eigeninitiative. Etwas vom Besten an ihrem Job sei die Selbstständigkeit, die Möglichkeit, mit den verschiedenen Organisationen der Kirchen und der Stadt zusammenzuspannen und gemeinsam neue Ideen zu entwickeln.

Jugendarbeiter*in werden

Mirjam Schoch Sgiers beruflicher Werdegang verzeichnet verschiedene Stationen: Ihre Erstausbildung hat sie als Detailhandelsfachfrau in einer Papeterie gemacht, danach folgte die Ausbildung zur Fachfrau Betreuung für Menschen mit Beeinträchtigung. Der Gedanke, irgendwann "etwas Soziales" machen zu wollen, habe sie schon begleitet, seit sie als Vierzehnjährige ehrenamtliche Aufgaben in der Kirchgemeinde übernommen habe. Im Rückblick scheint es darum nur logisch, dass sie mit sechsundzwanzig das Studium in Sozialpädagogik an der Curaviva in Luzern in Angriff nahm. Die Fachrichtung Vertiefung Jugendarbeit gab ihr zudem Gelegenheit, wertvolle Inputs aus der Theater- und Musik- und Gestaltungspädagogik mitzunehmen. "Das in der Ausbildung Gelernte kann ich heute effektiv auch umsetzen."

Eine fundierte Ausbildung halte ich für sehr wichtig. Es gibt in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen einfach Dinge, die man nicht übers Prinzip "Learning by Doing" abdecken kann, sondern die einen fachlichen Hintergrund bedingen.

Viele Wege führen ans Ziel. Das Studium der Sozialpädagogik ist ein möglicher Weg. Für Interessierte bietet sich auch die Ausbildung Katechetik/Jugendarbeit mit Fachausweis an der HF Kirche und Soziales an. Weitere Ausbildungen in Kirchenberufen berechtigen entweder ganz oder teilweise zu einer Tätigkeit in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Fotos: Daniel Ammann, Text: Julia Sutter