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1:1-Ausstattung Gymnasium am römerkastell alzey

Vorwort

Schule ist ein Ort des gemeinschaftlichen Lernens aller am Schulleben Beteiligten. Äußere Faktoren wie bspw. die technische Entwicklung, die rechtlichen Rahmenbedingungen oder organisationelle Vorgaben sind stetem Wandel unterworfen. Was gleichbleibt, ist die Verpflichtung der Schule gegenüber den Kindern und Jugendlichen zur Vorbereitung auf ein eigenverantwortliches, selbstständiges Leben als mündiges Mitglied der modernen Gesellschaft. Das Konzept muss daher regelmäßig auf Passung zwischen den äußeren, sich verändernden Gegebenheiten und den übergeordneten Zielen untersucht und kontinuierlich weiterentwickelt werden.

GEMEINSAM Schule entwickeln

Die Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven zeichnet uns als Schulgemeinschaft aus. Das vorliegende Ausstattungskonzept wurde unter Einbindung von stellvertretenden Gremien und Personengruppen entwickelt. Wir hoffen, dass sich alle darin wiederfinden, und möchten jedes Mitglied der Schulgemeinschaft dazu ermuntern, sich an der Fortschreibung dieses Konzeptes zu beteiligen.

1. Warum eine 1:1-Ausstattung (ein Gerät pro Kind)?

MEHR als nur Technik

Die Ausstattung aller Lernenden mit Endgeräten ist mehr als nur eine technische Entscheidung. Sie bietet enormes Potenzial zur Weiterentwicklung von Unterricht im Sinne der Schüler*innen und schafft Voraussetzungen zu einer veränderten Lehr- und Lernkultur. Die Bedürfnisse aller schulischen Akteure sind hierbei miteinander verschränkt. Sie in ein funktionierendes und ausbalanciertes Miteinander zu überführen, ist der Anspruch dieses Konzeptes. Der aktuelle Stand wissenschaftlicher Forschung bildet hierbei die theoretische Grundlage.

INDIVIDUALITÄT im Lehren und Lernen

Wir haben uns bemüht, allen Beteiligten möglichst viel Freiraum für die Umsetzung des 1:1-Konzepts im Unterricht einzuräumen. Schule lebt von den Individuen, die in ihr gemeinsam lernen. Die Ausstattung mit Geräten dient dazu, diese Individualität im Lehren und Lernen zu fördern und allen mehr und mehr unterschiedliche Möglichkeiten zu bieten, Lernprozesse zu gestalten und zu durchlaufen.

2. Wie ist der zeitliche Ablauf?

Im Schuljahr 2022/2023 starten alle Klassen ab der 7. Jahrgangsstufe und die Oberstufenjahrgänge 11 und 12 bereits zu Schuljahresbeginn mit einer 1:1-Ausstattung.

Finanzierung

3. Welche Kosten entstehen?

Die Kosten umfassen die Anschaffung eines (stiftfähigen) iPads und eines dazu passenden Eingabestifts. Die Basisversion steht ab 357€* Listenpreis zur Verfügung, der zugehörige Apple Pencil ab 89,25€* (Preise mit Bildungsrabatt). Es ist außerdem empfehlenswert eine Schutzhülle für das Gerät anzuschaffen sowie für 99 Cent/Monat* 50GB Cloud-Speicher für Backups zu buchen. Eine Finanzierung der Geräte wird derzeit ab circa 12-15€/Monat* angeboten. (*Preise Stand 02/2022)

4. Wieso elternfinanziert?

Im Vergleich zum Leihsystem, das ebenfalls mit nicht zu vernachlässigenden Gebühren verbunden ist, besitzen die Familien selbst die Geräte und können sie auch nach Ablauf der schulischen Nutzungszeit weiter nutzen. Sie können die Geräte in vollem Umfang und ohne Einschränkungen durch eine externe Administration auch privat verwenden und einrichten.

5. Wie können Schüler*innen ausgestattet werden, wenn die Sorgeberechtigten die Kosten nicht tragen können?

Familien, in denen Leistungen über das Jobcenter bezogen werden, konnten schon zu Zeiten des Fernunterrichts ein Gerät anschaffen und dürfen dieses nun auch weiterhin behalten. Laut Aussage des Jobcenters Alzey dürfte dies auch bereits in großem Umfang geschehen sein. Anträge können auch weiterhin gestellt werden.

Der Koalitionsvertrag der Landesregierung sieht eine Ausstattung aller Schüler*innen mit Lernmittelfreiheit ab dem Schuljahr 2022/2023 vor. Hierzu gibt es aber noch keinen konkreten Ablaufplan.

Nach Bedarf kann die Schule weitere (ca. 100) vom Schulträger angeschaffte Geräte dauerhaft verleihen.

Zusätzlich können wir bei Vollausstattung die Geräte unserer Tabletkoffer im Haupthaus ebenfalls dauerhaft verleihen.

Technik/ Infrastruktur

6. Warum iPads? Welches Zubehör?

Für Tablets sprechen grundsätzlich Gewicht, Größe, Akkulaufzeit, intuitive Nutzung, sofortige Einsatzbereitschaft ohne lange Startprozesse.

Die iPads haben sich bei uns vor allem durch ihre vergleichsweise lange Lebensdauer und die lange Versorgung des Betriebssystems mit Updates bewährt. Im Schadensfall (der in den nunmehr sechs Tabletklassen noch nicht eingetreten ist) sind sie überdurchschnittlich gut reparierbar.

Die vorinstallierten Apps decken eine große Bandbreite an schulischen Einsatzbereichen ab. Ohne weitere Kosten ist mit ihnen kreatives und kollaboratives Arbeiten möglich.

Materialien und Lernprodukte können über Airdrop schnell und zuverlässig verteilt und ausgetauscht werden, ohne das schulinterne Netzwerk zusätzlich zu belasten.

Darüber hinaus ist unsere Infrastruktur aufgrund der langjährigen Arbeit mit Tabletklassen auf diese Geräte ausgelegt und auch sehr zuverlässig.

Technik/ Infrastruktur

7. Wie ist die Administration der Geräte gestaltet?

Die Geräte werden nicht zentral administriert, sondern sind zu 100% Eigentum der Familien. Sie nutzen eine private Apple-ID und können so selbst die benötigten Apps herunterladen und kostenpflichtige Apps können auch Dank der Familienfreigabe in der Regel mit bis zu fünf weiteren Geräten kostenfrei innerhalb der Familie genutzt werden (Stand 02/2022).

Zu keinem Zeitpunkt haben Dritte Zugriff auf die Geräte und deren gespeicherte Inhalte. Im Bedarfsfall kann der Zugang zum WLAN zeitweilig eingeschränkt werden.

8. Wird die schulische Infrastruktur der Masse an Geräten standhalten?

Im Rahmen der in Verbindung mit dem Digitalpakt Schule durchgeführten Maßnahmen wurde die infrastrukturelle Ausstattung der Klassensäle deutlich verbessert.

Es gibt mittlerweile in jedem Raum einen Zugangspunkt zum WLAN und einen Beamer mit Apple-TV, sodass Unterrichtsinhalte und Lernprodukte komfortabel über Airplay präsentiert werden können.

Die Bandbreite der Internetverbindung soll durch die Anbindung an das Glasfasernetz noch in diesem Jahr deutlich erhöht werden. Dennoch ist es vorstellbar, dass die Verwendung des Internets, aufgrund der großen Schülerzahl, jeweils durch die Lehrkraft für die Lerngruppe freigeschaltet wird. Das ist mit IServ problemlos möglich. Hierzu liegen uns noch keine Erfahrungswerte vor.

Unterricht

9. Weshalb in Klassenstufe 7?

Die Orientierungsstufe ist eine Zeit des Umbruchs und Ankommens für unsere Schüler*innen, in der bereits viele Herausforderungen angesiedelt sind. Außerdem erreichen uns die Fünftklässler*innen mit ganz unterschiedlichen Vorerfahrungen, auch im Bereich der digitalen Medien. Eine generelle Einführung einer 1:1-Ausstattung erscheint hier deshalb verfrüht.

In der 7. Klasse sind nahezu alle Schüler*innen ohnehin privat mit digitalen Geräten ausgestattet und mit deren Bedienung vertraut. Darüber hinaus haben wir als Schule die Erfahrung gemacht, dass gerade in diesem Alter zum Teil sehr viel Zeit mit digitalen Medien verbracht wird und sie auch negative Auswirkungen auf die Kinder haben (z.B. Ablenkung). Es ist uns ein Anliegen die Schüler*innen in dieser Phase nicht mit diesen Problemen alleine zu lassen, sondern ihnen aktiv eine produktive, kreative und sinnvolle Nutzung der Geräte näherzubringen. Wir zeigen damit eine Alternative zum typischerweise konsumierenden, passiven Umgang, und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem das Interesse der Schüler*innen besonders groß ist.

Unterricht

10. Wie wird mit dem Ablenkungspotenzial der Geräte umgegangen?

Als Lehrkräfte agieren wir hier genauso wie beim Ablenkungspotenzial durch z.B. Sitznachbarn, Zettelchen und andere Medien - pädagogisch und der Situation angemessen.

Das konzentrierte Arbeiten in Gegenwart digitaler Medien ist eine wichtige Fähigkeit für die Schüler*innen, nicht nur am Vormittag in der Schule, sondern in allen Bereichen ihres Lebens in unserer digital geprägten Welt. In der Schule können wir diese Fähigkeit trainieren und ihre Bedeutung aktiv thematisieren. Eine technische Kontrolle und/oder Einschränkung ist für dieses Ziel deshalb kontraproduktiv.

11. Wie verbindlich ist der Einsatz?

Jedes Fach, jede Lerngruppe, jedes Thema, jeder Mensch ist anders. Eine verbindliche Vorgabe ist daher nicht sinnvoll. Wie die Geräte für Lernprozesse genutzt werden, ist daher im Zusammenspiel dieser Faktoren abzuwägen.

Unterricht

12. Wie können digitale Hefte und Schulbücher zum Einsatz kommen?

Das Tablet als verbindlicher Heftersatz für alle Lernenden sämtlicher Jahrgangsstufen und Lerngruppen in allen Fächern und Themen ist (analog zu Frage 11) nicht sinnvoll. Jede Lehrkraft sollte auf Basis ihres pädagogischen Ermessens die Freiheit und Flexibilität haben, diese Faktoren abzuwägen und eine passende Entscheidung zu treffen. Dadurch erlernen die Schüler*innen strukturierte Heftführung und die Organisation von Unterrichtsmaterial sowohl analog als auch digital. Unterschiedliche Lern- und Organisationstypen profitieren gerade in der Oberstufe von einer Flexibilität in der Art und Weise der Heft- und Buchführung, Absprachen innerhalb von Fachschaften und Lerngruppen können gerade jüngeren Schüler*innen Struktur geben.

Das Bildungsministerium arbeitet an einer schrittweisen Anpassung der Landesportale wie auch der Schulbuchausleihe an digitale Lernmittel wie bspw. digitaler Schulbücher unter der Überschrift „digitale Lernmittelfreiheit“. Wie digitale Schulbücher zum Einsatz kommen können, gilt es unter Abwägung pädagogischer Erwägungen und der Beachtung ministerieller Vorgaben gemeinschaftlich zu entscheiden.

Kompetenzerwerb

13. Wie werden Schüler*innen in der Orientierungsstufe an die Nutzung herangeführt?

Medienbildung findet auch derzeit schon in der Orientierungsstufe statt, z.B. im Rahmen des Internet-ABC. Auch die Medienscouts sind hier aktiv.

In der Bleichstraße stehen zwei Tabletkoffer bereit, mit denen im Unterricht gearbeitet werden kann.

Manche Fachschaften haben sich im schulweiten Mediencurriculum bereits dazu bereiterklärt, Unterrichtsprojekte mit den Tabletkoffern umzusetzen. Diese Initiativen werden im laufenden Schuljahr gesichtet und zusammengetragen. Basiskompetenzen, die es im Laufe der 5./6. Klasse zu erwerben gilt, sollen herausgearbeitet werden, um dann konkret Fachschaften auf eine Verankerung dieser Inhalte im Mediencurriculum anzusprechen.

Grundsätzlich hat sich im Rahmen der Tabletklassen jedoch gezeigt, dass auch ohne intensive Vorbereitung in der Orientierungsstufe in der Mittelstufe schnell problemlos gearbeitet werden kann.

14. Welche Unterstützung gibt es für Schüler*innen, was die Verwendung der Geräte betrifft?

Im Unterricht profitieren die Schüler*innen einerseits von den fortgebildeten Lehrkräften und andererseits vom Wissen ihrer Mitschüler*innen. Alle setzen sich im Umgang mit den Geräten für eine Kultur der Nachsicht und des Voneinander-Lernens ein. Auf diesem Weg bahnen wir ein lebenslanges Lernen und gegenseitigen Respekt jenseits von Leistung an.

Darüber hinaus wird eine über die Lernplattform IServ organisierte Schülercommunity eingerichtet, in der Lernende sich über “best practices” und individuelle Probleme austauschen können. Das ermöglicht den Schüler*innen auch informelles Lernen und gegenseitige Unterstützung in einem lernenden Netzwerk zu erfahren. Hier werden die Medienscouts unterstützend tätig werden, allerdings nicht als Technikexpertinnen und -experten, sondern lediglich in der Moderation des Forums.

15. Wie werden die Lehrkräfte in der Verwendung unterstützt?

Seit rund zwei Jahren gibt es sogenannte SchiLFs (schulinterne Lehrkräftefortbildungen), in denen die Lehrkräfte niederschwellige Weiterbildungsangebote hinsichtlich technischer Grundlagen, zeitgemäßer Unterrichtskonzepte und vielem mehr erhalten.

Es finden regelmäßig Studientage mit Unterstützungsangeboten für Lehrkräfte statt.

In unserer Lernplattform IServ findet schon heute Austausch zu Themen rund um zeitgemäße Bildung statt. Erste Fachschaften nutzen digitale Plattformen, um fachspezifische Konzepte zu teilen und fortzuentwickeln.

Mit „STUDYPOINT teacher“ steht allen Lehrkräften in naher Zukunft eine an unsere Bedarfe anpassbare Fortbildungsplattform zur Verfügung, in der sie sich zeit- und ortssouverän mit der Bedienung der Hard- und Software wie auch deren lerndienlichen Einsatz vertraut machen können. Neben für alle verbindlichen Grundlagenmodulen gibt es die Möglichkeit, vertiefende und/oder fächerspezifische Module wahrzunehmen.

Konzept: Sonja Alof • Fabian Denhoff • Christian Follmann • Jan Merz • Mareike Rudolf

CC BY-SA 4.0

Alzey Februar 2022

Credits:

Erstellt mit Bildern von Myriams-Fotos - "clock jump hurry" • andibreit - "piggy bank save up piggy" • Unknown - "Woman Using Ipad · Free Stock Photo" • jarmoluk - "cyberspace data wire" • rpnickson - "ipad ipad pro laptop"