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Ich bin gegen düsteres Christsein FEG Persönlich André Heiniger

Als Missionar der Vision Schweiz darf ich an der FEG-Sommerbibelschule in Herbligen von unserer Gründungsarbeit in Köniz berichten. Nach meinen Ausführungen überreicht mir der Leiter eine hübsch dekorierte Tasche als Merci, gefüllt mit Produkten von Best Chef. «Die sind von André Heiniger, diesem Spitzenkoch, den kennst du sicher. Er war schon mehrmals als Teilnehmer in unserer Sommerbibelschule.»

von Harry Pepelnar, pepelnar@gmail.com

Man gibt ja nicht gerne zu, dass man den Mann nicht kennt – aber bei mir ist es so. Was macht ein Spitzenkoch an einer Bibelschule? Seine Geschichte will ich kennen lernen.

Von 17 Gault-Millau-Punkten in den Konkurs

Ich google diesen André Heiniger und etliche Schlagzeilen kommen mir entgegen, wie die obige aus dem St. Galler Tagblatt im Jahr 2014. Aha, ist es wieder so eine Geschichte, die Jesus mit Menschen schreibt, die ganz unten sind? André und ich, wir treffen uns im Zoom. Ein freundliches Gesicht mit einer auffallend roten Brille ist da auf meinem Bildschirm. «Ich bin Mitglied der FEG Aarau und darf dort das Gastro-Team leiten. Zusätzlich versuche ich mich im Gottesdienst in der Moderation oft noch mit einer roten Fliege. Ich möchte Farbe hineinbringen, ich bin gegen düsteres Christsein!» Oh, das schmeckt mir, genauso wie die Produkte, die André herstellt.

Ehrgeiziger Bauernsohn

Aufgewachsen ist André in Gommiswald. Der Vater hat die Familie früh verlassen und jetzt arbeitet er mit bei seinem Stiefvater auf einem Alpbetrieb. «Misten, melken und Bschüttirohr schleppen gehörten zu meinem Alltag.» Aber um die Ehe der Eltern steht es nicht gut. Die Mutter wird immer wieder geschlagen, bis sie ihn verlässt und mit André nach Uzwil zieht. «Beruflich wollte ich entweder Kaminfeger oder Koch werden und nach einem abgebrochenen Welschlandjahr bekam ich eine Superlehrstelle als Koch in St. Gallen.» Das Gastgewerbe war sein Metier und aus Lust nach mehr, lernte er auch noch die Fachausbildung zum Serviceangestellten. «Beide Ausbildungsstätten hatten ein hohes Niveau und schon bald war ich Küchenchef.»

Das Punktesystem

Später übernahm er ein Restaurant in Lyss, bekam das erste Mal diese bekannten Gault-Millau-Punkte, 15 an der Zahl. «Wir machten 2 Millionen Umsatz, ich verdiente viel Geld und konnte eigentlich nicht damit umgehen.» Er ist erst 25 Jahre alt und kauft sich ein dickes Auto. «Meine Mutter gab mir fast einen Klapf, als sie mich mit diesem teuren Auto sah.» Aber der Erfolg gibt ihm recht.

Eigentlich will André selbstständig werden. Auf dem Weg zu einem Freund sieht er immer wieder ein leerstehendes Restaurant. Es geht nicht lange, bis er dieses Restaurant als Pächter führen darf. Nun geht es stets bergauf, bis zur Auszeichnung mit 17 Punkten. Nach vielen Jahren kann er dieses ihm lieb gewordene Restaurant kaufen. Zusätzlich gründete er noch eine Kochschule und entwickelte noch eine eigene Produktelinie Best Chef für stressfreies Kochen zu Hause. Auf dem Höhepunkt kauft er eine Eigentumswohnung und hat mit seiner Lebenspartnerin eine Tochter. Er wird überrannt und ist weitherum bekannt.

«Woher kam eigentlich dein Ehrgeiz?», frage ich André. «Wahrscheinlich, weil ich so arm aufgewachsen bin. Ich habe mir gesagt, dass ich nicht so arm enden will wie meine Eltern. Aber ich hatte nur noch die Arbeit, den Erfolg und Materielles im Kopf.»

Das Herz und das Böse

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wird André 50 Jahre alt. «Ich schenkte mir einen Gesundheitscheck! Obwohl mein Hausarzt damals sagte, dass ich das nicht nötig hätte!» Aber als die Ärzte dann näher hinschauten, sprach der Arzt Klartext: «Dass Sie noch leben, ist ein Wunder. Ihre Herzgefässe sind fast ganz zu. Wir müssen Sie sofort operieren.» Am nächsten Tag wird er operiert. 4½ Stunden. «Bevor ich in den OP geschoben wurde, habe ich gebetet.» Und alles geht gut. Nach der Reha in Gais warnt ihn sein Hausarzt: «Du musst diese Operation zuerst einmal verarbeiten.» André winkt ab. Aber als er eines Morgens vor dem Spiegel steht und die grosse Narbe sieht, schiesst ihm durch den Kopf: Die haben mich komplett aufgeschnitten! Plötzlich geht es bergab und er kämpft mit Depressionen.

Zu allem Übel wird er geschäftlich böse übers Ohr gehauen (in schlechten Zeiten zieht es auch gemeine Menschen an), bis er Konkurs anmelden musste. «Meine Lebenspartnerin trennte sich von mir, ich hatte noch 2 Taschen und meine Rezepturen von Best Chef.» Er findet Unterschlupf bei seiner Schwester und hat nur noch ein Zimmer. «Es ging mir damals überhaupt nicht gut und ich wollte mich mehrmals umbringen, aber es funktionierte nicht.»

Jesus und der Glaubenskurs

In dieser dunklen Zeit rufen ihn liebe Bekannte aus der Ostschweiz an, die Christen sind. «Glauben hat mich bis dahin nie interessiert. Diese Bekannten hörten mir zu und fragten mich, ob ich einen Glaubenskurs machen wolle. Wenn die finden, dass das mir hilft, dann mache ich das doch!» Sie haben ihm früher schon eine Bibel geschenkt, die hat er als einziges Buch mitgenommen und nun fängt er an darin zu lesen.

Der Glaubenskurs findet in der Stube von Armin Mauer­hofer statt. Ich denke mir, was für Welten hier doch aufeinanderprallen. Aber André versteht plötzlich, was der Sinn des Lebens ist. «Die Bibel war für mich so schlüssig, das war wie ein Lichtschalter!» Am sechsten Abend wird André bewusst, warum er alles verlieren musste – damit er das Leben gewinnt. Das übervolle Leben mit Jesus. Seine Bekehrung hat auch schwierige Folgen. Er muss bei seiner Schwester ausziehen, die meint, er sei in eine Sekte geraten. Nach seiner Hinwendung zu Jesus lässt er sich 2016 taufen und heiratet 2017. «Ich habe bereits dreimal die Sommerbibelschule besucht!»

Ich bin sprachlos bei dieser Geschichte. Wie gewaltig kann Gott in einem Herzen wirken. Ich freue mich sehr, dass Jesus unseren Gemeinden solche bunten Menschen schickt – sie tun uns gut. André darf heute wieder mit seinen Produkten auf dem Markt sein, aber geht das Leben anders an: «Die Leute fragen mich oft, woher ich denn meine Ruhe nehme! Der Glaubensgrundkurs war mein Schlüssel zum Glauben und für den Weg, das Evangelium zu verstehen. So einen Kurs kann ich jedem empfehlen!»