«Aus Bäumen machen wir Häuser» Wie ein Mehrfamilienhaus in Holzelementbauweise entsteht

Die Zahl der Menschen, die in der Schweiz leben, nimmt ständig zu. Immer mehr Menschen brauchen auch immer mehr Wohnungen. Andererseits werden die unverbauten Landreserven immer kleiner. Auch darum entscheiden sich immer mehr Bauherren für Mehrfamilien- statt Einfamilienhäuser.

Mit Holz liefert der Planet Erde einen Baustoff, der klimaneutral zu Häusern verarbeitet werden kann. Noch wird in der Schweiz nur die Hälfte des Waldholzes geerntet, das jährlich nachwächst. Die Entwicklung in der Bautechnik und die angepassten Bauvorschriften machen Holz als Rohstoff auch für Mehrfamilienhäuser immer attraktiver. Während bei den Einfamilienhäusern in den letzten Jahren gut 17 Prozent als Holzhäuser gebaut wurden, beträgt der Anteil bei den Mehrfamilienhäusern erst 6,2 Prozent.

Als einzige Bildungs- und Forschungsinstitution in der Schweiz kombiniert die Berner Fachhochschule, Departement Architektur, Holz und Bau (BFH-AHB) Architektur, Holztechnik und Bauingenieurwesen unter einem Dach. Die BFH-AHB untersucht jährlich den Anteil Holz, der im Bauwesen eingesetzt wird.

«Fast ein Drittel der Fläche der Schweiz ist mit Wald bedeckt. Dieser ist geschützt, Fläche und räumliche Verteilung sind zu erhalten. Der Wald wird unter dem Grundsatz der Nachhaltigkeit gepflegt: Nicht mehr Holz wird geerntet als nachwächst. Unser eigenes Holz dürfen und sollen wir also nutzen.» (Lignum, Holzwirtschaft Schweiz)

Ein weiterer Punkt der für Holz spricht, ist, dass dieses klimaneutral verwendet werden kann, ob als Baustoff, als Heizmaterial, oder auch als Grundlage zur Herstellung von Papier.

«Auch als naturnahe und vielfältige Lebensgemeinschaft ist der Wald behütet. Von den etwa 500 Millionen Bäumen in der Schweiz sind 60% Nadelholz, 40% Laubholz. Jährlich wachsen im Schweizer Wald etwa 10 Millionen Kubikmeter Holz nach, geerntet werden aber nur etwa 5 Mio. Kubikmeter. Ohne dass unsere Wälder übernutzt würden, könnten zusätzlich rund 3 Mio. m3 mehr geerntet werden.» (Lignum, Holzwirtschaft Schweiz)

Ein Mehrfamilienhaus entsteht

Auch aus obgenannten Gründen hat sich eine Bauherrschaft in Goldau entschieden, auf der vorhandenen Parzelle ein Mehrfamilienhaus zu erstellen, das vor allem aus Holz gebaut sein soll. Nach langem Abwägen und statischen Gründen wurde bestimmt, dass das Unter- und das Erdgeschoss in Massivbauweise (Betonaussenwände, Mauersteininnenwände) sein soll. Für das erste und zweite Obergeschoss sowie das Dachgeschoss fiel die Wahl eindeutig auf Holzelementbauweise. Der «Bote der Urschweiz» hat in dieser Zeit in seiner Printausgabe eine Woche lang zum Schwerpunkt «Bauen in Schwyz» berichtet sowie auf seiner Internetplattform in einem Livestream festgehalten, wie innert sechs Montagetagen die Holzelemente zu einem ganzen Haus zusammengeführt werden konnten. Nachfolgend sind die Zeitraffervideos der einzelnen Bautage zu sehen.

Tag 1 der Holzelementbaumontage im Zeitraffer

Tag 2 der Holzelementbaumontage im Zeitraffer

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Zum Schwerpunktthema «Bauen in Schwyz» hat der «Bote der Urschweiz» als Start die Situation der überbauten und der noch freien Baulandfläche analysiert.

«Bote der Urschweiz», 3.4.2017
«Bote der Urschweiz», 3.4.2017

Die Ankündigung in der Zeitung, dass auf der Internetseite am nächsten Tag ein Livestream zu sehen sein wird, war nicht unproblematisch. Das just auf den Start des Holzelementbaus einsetzende nasse Wetter verhinderte nämlich, dass die ersten beiden Tage irgendwelche Aktivitäten auf der Baustelle zu sehen gewesen wären. Danach konnten die Arbeiten aber bei trockenem Wetter durchgezogen werden. Insgesamt wurde über die Zeit der Elementmontage der Livestream über 6500 mal aufgerufen. Am Spitzentag beobachteten rund 1600 Personen, wie das Holzhaus in die Höhe wuchs.

Nach dem ersten Montagetag waren bereits alle Wand- und Türelemente des ersten Obergeschosses gestellt, am nächsten Tag wurden die Decken eingebaut. Auch die Fenster sind in den vorproduzerten Elementen bereits vorhanden. (Bilder Christian Ballat)

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«Bote der Urschweiz», 4.4.2017

Im inneren Kantonsteil bieten verschiedene Firmen Holzelementbauweise an, hier eine Auswahl:

Kost Holzbau AG, Küssnacht: «Holz inspiriert und begeistert uns. Es gefällt uns, wenn wir mit unserem heimischen Rohstoff Raum schaffen dürfen.» Seit 1880 widmet sich das Familienunternehmen mit Überzeugung der professionellen und anspruchsvollen Holzbaukunst, mittlerweile in der fünften Generation. Kost Holzbau und Kost Gesamtbau beschäftigen 70 Mitarbeitende. Mehr unter www.kost.ch.

SuterHolz GmbH, Ried: «Holz ist ein modernes Baumaterial mit natürlicher Ausstrahlung. Der Baustoff Holz steht für gesundes, beständiges und angenehmes Wohnen.» Die SuterHolz GmbH blickt auf eine über 60-jährige Geschichte zurück. Heute beschäftigt das Unternehmen 24 Mitarbeiter. Mehr unter www.suterholz.ch.

Schmidlin Holzbau AG, Steinen: «Holz ist Lebensgefühl, hat hervorragende Eigenschaften und bietet innovative Möglichkeiten.» Anfang Dezember 2016 konnte die Firma ihr 40-jähriges Bestehen feiern. Schmidlin Holzbau beschäftigt rund 40 Mitarbeiter. Mehr unter www.holzhaus-schmidlin.ch.

Annen Holzbau AG, Goldau: «Wer beim Elementbau an Massenware denkt, täuscht sich. Die Vorfertigung ermöglicht die Realisierung ganz individueller, massgeschneiderter Lösungen.» Das Familienunternehmen Annen wurde 1906 gegründet und beschäftigt rund 35 Mitarbeiter. Mehr unter www.annen-holzbau.ch.

Strüby Holzbau AG, Seewen: «Bauen mit Holz erfüllt alle Anforderungen des modernen Menschen an zeitgemässes Wohnen. Holz verbreitet Behaglichkeit und Wohlgefühl.» Die Firma Strüby wurde 1949 gegründet und erstellt unter anderem seit 1994 «Landi»-Geschäfte in der ganzen Schweiz. Strüby Holzbau, Strüby Immo und Strüby Konzept beschäftigen rund 300 Mitarbeiterin über 25 Berufsgruppen. Mehr unter www.strueby.ch.

DWF Holzbau AG, Immensee: «Der Baustoff Holz – in der traditionellen Bauweise bereits seit Jahrhunderten verwendet – gilt heute mehr denn je wieder als Baustoff der Zukunft.» Das eigenständige Unternehmen blickt auf eine über zehnjährige Firmengeschichte zurück, ist stetig gewachsen und beschäftigt derzeit 14 Mitarbeiter. Mehr unter www.dwf-holzbau.ch.

Dettling Holzbau AG, Brunnen: «Holzsystembau ist grundsätzlich rationeller, schneller, ökologischer und oft auch ökonomischer als die herkömmliche Massivbauweise.» Die Firma wurde 1957 gegründet, mit zwei Mitarbeitern. Heute beschäftigt Dettling Holzbau über 20 Festangestellte. Mehr unter www.dettling-holzbau.ch.

Tag 3 der Holzelementbaumontage im Zeitraffer

Dem Zusammenbau der Holzelemente ging eine lange Planungs- und Produktionsphase voraus. Aus den Plänen, die der Architekt für die Baueingabe erstellt hatte, wurden Ausführungspläne, die der Holzelementbaufirma die Richtlinien vorgaben. Darin enthalten sein mussten auch alle Angaben zu Wasser- und Stromleitungen. So war praktisch für jede Steckdose lange vor Baubeginn zu bestimmen, wo sie einst plaziert sein sollte. Das erfordert von den Bauherren Vorstellungsvermögen, von Architekt und Planern ein genaues Umsetzen.

Sind die Vorgaben einmal bestimmt, setzt der Zuständige in der Holz verarbeitenden Firma die Pläne mittels CAD digital um. Alles wird bis ins kleinste Detail gezeichnet. Diese Pläne werden dann in der Werkhalle an die Maschinen weitergegeben, welche die Teile wie vorgegeben zuschneidet. Die Planungsphase für ein Mehrfamilienhaus in der Grösse, wie es in Goldau erstellt wurde, nimmt beim Holzbauer rund zwei Monate in Anspruch. Die Produktionszeit ist mit wenigen Wochen sehr kurz, und die Montage ist dann am Schnellsten erledigt - wie oben erwähnt, dauerte diese hier ganze sechs Arbeitstage.

Am dritten Montagetag konnten die Livestreambetrachter miterleben, wie die Wände des zweiten Obergeschosses montiert wurden. Nach dem Einsetzen mit dem Kran mussten die Zimmermänner die Anschlüsse zwischen den Elementen genau aufeinander ausrichten. (Bilder Christian Ballat)

Renggli Holzbauweise und «Architos»: Für die Planung, Herstellung und Montage der Holzelemente war beim Mehrfamilienhaus in Goldau die Firma Renggli Holzbau in Schötz zuständig. Renggli - mehr unter www.renggli-haus.ch - arbeitet mit Architekten und Planern im Verbund «Architos» zusammen und war die erste Firma in der Schweiz, die ein Mehrfamilienhaus in Holzelementbauweise erstellt hat. «Architos» - mehr unter www.architos.ch - setzt sich ein für den Holzbau, arbeitet auf vielen Ebenen zusammen und entwickelt die moderne Form des ökologisch sinnvollen Wohnungsbaus mit Holz als Grundmaterial laufend weiter. Der Bauleiter und Architekt des Projekts in Goldau, André Schmid, ist Gründungsmitglied von «Architos» und erklärte den Leserinnen und Lesern im «Bote der Urschweiz», warum man sich hier für einen auswärtigen Anbieter entschieden hat.

«Bote der Urschweiz», 5.4.2017

Das Schwerpunktthema «Bauen in Schwyz» in der Printausgabe hat neben dem Livestream über den Holzelementbau auch ganz andere Themen im Zusammenhang mit dem Bauen betrachtet. So schlägt mit Bruno Suter ein ehemaliger Regierungsratskandidat und Unternehmer mit teils «schrägen» Ideen ein neues Finanzierungsmodell vor, um Wohneigentum für mehr Menschen möglich zu machen.

«Bote der Urschweiz», 5.4.2017

Tag 4 der Holzelemetbaumontage im Zeitraffer

Während der Schwerpunktwoche «Bauen in Schwyz» im «Bote der Urschweiz» ist der Redaktion aufgefallen, dass im kleinen Dorf Lauerz am Lauerzersee gerade einige Baustellen im Gang sind. Ihre Besonderheit: Alle haben etwas mit der Gastronomie zu tun.

«Bote der Urschweiz» 6.4.2017

Tag 5 der Holzelementbaumontage im Zeitraffer

Seit 2009 ist der Einsatz von Holz im Bereich Gebäude von 741 400 Kubikmetern auf 965 900 Kubikmeter angewachsen. Nur bei den Einfamilienhäusern nahm die eingesetzte Menge zwischen 2009 und 2014 etwas ab, bei den neuerstellten Mehrfamilienhäusern ist der Zuwachs in derselben Zeitspanne am Grössten.

Tag 6 der Holzelementbaumontage im Zeitraffer

Die einzelnen Holzelemente waren bis zu 12 Meter lang und teilweise über 3 Meter hoch. (Bild Christian Ballat)

Über den Fokus Holz im Bauwesen hinaus sprach der «Bote der Urschweiz» mit einer Bau-Unternehmerin darüber wie sich Bauweisen verändern, Sorgen und Nöte des Baugewerbes, Zusammenarbeit mit Behörden und Energieeffizienz unterhalten.

«Bote der Urschweiz», 8.4.2017

Die rege Bautätigkeit der letzten Jahre im Kanton Schwyz zeigt jetzt auch Folgen in der Leerwohnungsstatistik. Selten war die Wahl für Mieter so gross wie im Frühling 2017.

«Bote der Urschweiz», 19.4.2017

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Impressum.
  • Idee, Konzept, Text, Bilder: Christian Ballat
  • Video und Zeitraffer: Geri Holdener
  • Statistiken, Tabellen, Grafiken: Berner Fachhochschule, Departement Architektur, Holz und Bau (BFH-AHB) und Lignum Holzwirtschaft Schweiz
  • Zeitungsausschnitte: Bote der Urschweiz, Schwyz: Jürg Auf der Maur, Franz Steinegger, Josias Clavadetscher, Christian Ballat

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