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Jahresbericht 2021 Campax – make change happen

Fünf Jahre sind nun seit der Gründung von Campax vergangen. Fünf Jahre gelten bei Startups häufig als die kritischen Jahre, die erst einmal zu überstehen sind. Wir haben sie überstanden, und wie!

Freudig präsentieren wir den Jahresbericht von 2021. Erneut hat Campax ein Jahr mit viel Wachstum hinter sich: Unsere Community ist auf über 530’000 Menschen angewachsen. Zu unserer Community zählen wir die Menschen, die wir per Email kontaktieren dürfen. Das heisst, rund 6,5% der Schweizer Bevölkerung sind Teil der Campax Community. Dieses Wachstum führte gemeinsam mit anderen Massnahmen auch zu höheren Spendeneingängen, zum ersten Mal hat Campax mehr als eine Million Schweizer Franken an Spenden in einem Jahr erhalten. Dank diesen Entwicklungen vergrösserte Campax das Team, das zwischenzeitlich aus 13 Personen bestand.

Im letzten Quartal haben wir für das Jahr 2022 eine interne Umstrukturierung in die Wege geleitet und weitere Stellen werden geschaffen. Mehr Mitarbeiter:innen bedeuten wiederum mehr Kapazitäten für Kampagnen und Aktionen. Deshalb konnte Campax mehr Aktionen durchführen denn je. Mit der Tour de Climat als Teil der Kampagne zur Schweizer Nationalbank konnte das grösste Projekt, das Campax je umgesetzt hat, erfolgreich durchgeführt werden.

Strategie und technologische Weiterentwicklung

Die im letzten Quartal des Berichtsjahres begonnene Reorganisation der Geschäftsstelle hat vor allem zum Ziel, das Engagement unserer Community weiter zu vertiefen, nachdem in den Vorjahren vor allem auf das Wachstum der Community fokussiert wurde.

Im Zentrum steht dabei die neu geschaffene Abteilung Community & Platforms, die von Armelle Ako geleitet wird und die 2022 mit neu eintretenden Community-Organizer:innen den Ausbau unserer Freiwilligenarbeit angehen wird. Das stetige Wachstum hat auch dazu geführt, dass der Vorstand im 3. Quartal entschieden hat, die Führung von Campax mit einer zweiten Person in Co-Leitung zu stärken. Die Rekrutierung für diese Position hat unter Aufsicht einer Findungskommission Ende des Jahres begonnen und der Vorstand ist zuversichtlich, dass eine Anstellung im ersten Quartal 2022 erfolgen wird.

Die Strategie von Campax ist dennoch weitgehend dieselbe geblieben: So viele progressiv gesinnte Menschen in der Schweiz wie möglich für Campax-Kampagnen zusammenzubringen, sie zu unterstützen, eigenen Kampagnen zu starten und zu führen.

In Sachen Technologieeinsatz, der bei Campax traditionell einen hohen Stellenwert hat, stand 2021 im Zeichen der Konsolidierung. Unsere Datenbank wurde weiterentwickelt und mit weiteren Drittsystemen integriert. Die Plattform Collect zum Sammeln von Unterschriften für Initiativen und Referenden wurde weiter optimiert, Fehler behoben, so dass wir damit jetzt ein gereiftes Tool für die Teilhabe an den direkt-demokratischen Prozessen unserer Community zur Verfügung stellen können.

Kampagnenberichte

Corona

Anfang 2021 starteten wir eine Umfrage in der Campax-Community zu den damals gültigen Corona-Massnahmen. 11’840 Personen haben mitgemacht und dabei Sorge, Wut, Verzweiflung und Hoffnung zum Ausdruck gebracht. Noch nie zuvor haben wir so viele Antworten auf eine unserer Umfragen bekommen. Beim Durchlesen der Antworten ist vor allem eines aufgefallen: Die Emotionen kochen beim Thema Corona rasch über.

Die Campax-Community ist, wenn es um die Corona-Massnahmen geht, wohl ähnlich gespalten, wie die Gesamtgesellschaft. Das brachte uns in eine schwierige Lage. Wir wollen eine Gemeinschaft sein, die gemeinsame Werte teilt, doch die Antwort auf diese Krise führt auch in der Campax-Community zu Uneinigkeit. Wir alle wollen mit Campax eine Gemeinschaft schaffen, die sich dafür einsetzt, dass niemand zurückgelassen wird. Nicht sozial, nicht wirtschaftlich, nicht gesundheitlich. Diese Mission war noch nie so schwierig wie während der Pandemie.

Im Februar, bevor sich der Allgemeine Rat der World Trade Organisation (WTO) im März traf, um über eine Ausnahmeregelung zum Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums (TRIPS) zu entscheiden, wandten wir uns an Bundesrat Guy Parmelin. Wir forderten ihn auf, den Antrag zur temporären Ausnahmeregelung des TRIPS-Abkommens zu unterstützen und sich für eine Annahme einzusetzen. Die Annahme der TRIPS-Ausnahmeregelung wäre ein wichtiger Teil der globalen Lösung zur Coronavirus-Bekämpfung, und ist unsere humanitäre Pflicht. Die temporäre Ausnahmeregelung hätte es möglich gemacht, dass COVID-19-relevantes Wissen über Impfungen, Behandlungen und Tests international zugänglich gemacht wird. Während fast 100 Länder bereits dafür sind, lehnten privilegierte Länder wie die Schweiz diesen Antrag ab – eine aus Sicht von Campax falsche Haltung. Ende Mai gab Campax eine Omnibus-Umfrage in Auftrag, bei der 1000 bevölkerungsrepräsentative Schweizer:innen befragt wurden. Diese ergab, dass 73% der Teilnehmer:innen ebenfalls dieser Meinung sind. Deshalb forderten wir im Juni gemeinsam mit der Community den Bundesrat auf, die Patentpflicht für COVID-19 Therapeutika aufzuheben.

Im März reagierten wir auf die zahlreichen und schweizweiten Demonstrationen gegen die Corona-Massnahmen des Bundesrates mit der Aktion #NoLiestal und erstellten eine Foto-, Twitter- und Video-Wall, auf der Campaxler:innen sich für die Massnahmen aussprechen konnten. Dies, um ein Gegengewicht gegen die zu der Zeit sehr laute Minderheit der Massnahmenkritiker:innen aufzubauen.

In Zusammenarbeit mit Radio 1 haben wir den Impf-Jackpot lanciert und organisiert, um die Menschen zu motivieren, sich impfen zu lassen. Radio 1 hat den Preis zur Verfügung gestellt und Campax hat das Teilnahmeformular erstellt, die Verlosung betreut und in den sozialen Medien darüber berichtet.

Im Oktober starteten wir eine weitere grosse Community-Umfrage zur Impfbereitschaft in der Schweizer Bevölkerung. Diese führte zu unglaublich vielen Rückmeldungen – über 17’000 Menschen haben sich dazu geäussert.

Die Resultate dieser Umfrage stellten die Geschäftsstelle erneut vor ein Dilemma. Vorstand und Geschäftstelle haben sich in der Pandemie dezidiert für Massnahmen eingesetzt, die Leben retten. Die Rückmeldungen aus der Community waren bei dieser Umfrage sehr heterogen und tausende von Antworten waren sehr kritisch gegenüber den geltenden Massnahmen. Die Geschäftsstelle hat diese Ergebnisse transparent publiziert und wurde in der Folge sowohl von der Seite der Befürworter:innen für den Bericht als auch seitens der Massnahmen-Kritiker:innen für die Haltung zu den Corona-Massnahmen scharf kritisiert. Diese Spannungen auszuhalten gehört zu den Herausforderungen, denen sich Campax auch künftig wird stellen müssen. Wir haben aber sicher viel daraus lernen können und werden uns bemühen, noch besser die Argumente für eine gewählte Haltung zu kommunizieren.

Klimaschutz-Kampagne zur Schweizer Nationalbank (SNB)

Ende März 2021 publizierte die britische Organisation Positive Money einen Bericht, der zum Schluss kommt, dass die Schweizer Nationalbank (SNB) in Sachen Klima noch schlechter abschneidet als ihre europäischen Kolleginnen. Und diese sind notabene auch keine Musterschüler:innen. Die SNB investiert Milliarden in Unternehmen, die ihr Geschäft mit fossilen Energien machen. Sie verursacht damit alleine so viel CO2-Ausstoss, wie die ganze Schweiz im Inland produziert! Der Entschluss von Dezember 2020, aus Kohle-Unternehmen auszusteigen, ist da nur ein Tropfen auf den heissen Stein (dieser Ausstieg entpuppte sich zudem im Mai als Schwindel – wir reagierten darauf mit einer Petition an SNB-Präsident Thomas Jordan).

Ende März 2021, als Reaktion auf das schlechte internationale Abschneiden der SNB, forderten wir unsere Community dazu auf, der SNB per Tweet oder Email die Meinung zu sagen. Eine Woche später riefen wir unsere Mitglieder zudem dazu auf, Teil einer Aktivist:innen-Gruppe zu werden, die immer wieder an online und offline Aktionen für einen grünen Finanzplatz Schweiz mitmachen möchten. Mittlerweile haben sich knapp 1’000 Personen auf diesen Aufruf gemeldet.

Die nächsten Aktionen folgten auf dem Fusse. Ende April waren wir an der Generalversammlung der SNB präsent. In Kostümen platzierten wir uns auf beiden Seiten des Eingangs und servierten den Gästen einen “fossilen Cocktail”. Die Presse war vor Ort, doch leider gingen kaum SNB-Vertreter:innen an uns vorbei. Später erfuhren wir von der Polizei, dass sie alle den Seiteneingang benutzt haben (wo uns die Stadtpolizei auch nach eindringlichen Bitten nicht erlaubte, uns zu positionieren). Die SNB-Vertreter:innen waren offenbar nicht mutig genug, um uns gegenüber zu treten.

Anfang August unterstützten wir die Aktionswoche “Rise Up for Change” bei der Mobilisierung und organisierten eine Online-Solidaritätsaktion für die Klimaaktivist:innen, welche im Rahmen des “Rise Up” die Eingänge von CS und UBS auf dem Zürcher Paradeplatz besetzt hatten.

Das Herzstück der SNB-Kampagne von 2021 war aber definitiv die Tour de Climat. Das Projekt fokussierte auf die Hauptaktionäre der SNB, die 26 Schweizer Kantone. Mit der Tour de Climat forderte Campax sie dazu auf, sich zu ihrer Verantwortung zu bekennen.

Mit einer grossen Schar von Aktivist:innen radelten wir von Kanton zu Kanton und übergaben allen 26 kantonalen Finanzminister:innen eine Petition, in der wir sie auffordern, sich für ein Divestment der SNB einzusetzen. Auf diese Weise haben wir die Aufmerksamkeit der lokalen und nationalen Medien auf uns gezogen und das Thema auf die Agenda der kantonalen Politik gesetzt. Besonders toll an der Tour waren zudem die spektakulären Banner-Aktionen: Auf dem Rheinfall, beim Martinsloch und auf dem Jungfraujoch platzierten wir äusserst prominent und medienwirksam unsere Forderung! Zudem, und das ist vielleicht noch wichtiger, brachten wir Klimaaktivist:innen aus allen Landesteilen und Sprachregionen zusammen, was zu unzähligen neuen Kontakten und Freundschaften führte. Wir bedanken uns herzlich bei allen Spender:innen und Aktivist:innen, die dieses tolle Projekt möglich gemacht haben!

Wir sagen Merci dafür, dass Menschen aus der Community ein Abendessen organisiert und offeriert haben oder dass wir bei ihnen Übernachten durften!

Die wichtigsten Zahlen zur Tour de Climat kurz zusammengefasst:

  • Dauer: 14. August – 18. September
  • 36 Tage, 35 Nächte
  • 332 Teilnehmer:innen
  • 1’471 Kilometer auf dem Fahrrad zurückgelegt
  • 14’011 Höhenmeter bezwungen
  • 26 Petitionen übergeben
  • 0 verpasste Termine
  • 3 erfolgreiche Banner hangings (Rheinfall, Martinsloch und Jungfraujoch)
  • 2 abgebrochene Banner hangings (wegen Wetter und Sicherheit)
  • 10 platte Reifen
  • 2 Schürfungen
  • 0 schwerere Unfälle
  • 74 (oder mehr) Medienberichte
  • 849 Fotos auf Flickr und ein Dutzend Videos auf Vimeo

Unmittelbar nach Abschluss der Tour, am 24. September, fand in Bern die Plenarversammlung der Finanzdirektor:innen-Konferenz statt. Diese Chance liessen wir uns natürlich nicht entgehen. Wir haben uns gegenüber des Eingangs zum Konferenzsaal platziert und alle 26 Banner der #TourDeClimat hochgehalten. Damit haben wir die Finanzdirektor:innen nochmals dazu aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Nationalbank nicht mehr in fossile Energien investiert.

Im Dezember schliesslich fand im Rahmen der SNB-Kampagne die letzten Aktionen 2021 statt: Samichlaus und Schmutzli (“4future”) mahnten den SNB-Direktor. Wir verkleideten uns als Samichlaus und Schmutzli beim Sitz der SNB in Zürich, um Thomas Jordan die weltgrösste Fitze für seine “bösen” Investitionen in Öl-, Gas- und Kohleunternehmen zu bringen. Für die Aktion produzierten wir Videos im Vorfeld – um die Campax Community per Videoask miteinzubeziehen – und während des Geschehens selbst.

Wenige Tage später motivierten wir unsere Mitglieder, mittels Flyer-Aktionen die kantonalen Parlamentarier:innen für das Thema zu sensibilisieren. In den Kantonen Basel, Solothurn und Zürich haben lokale Campax-Mitglieder dies selbständig umgesetzt. Zum Zeitpunkt der kantonalen Budget-Debatten verteilten sie vor dem Eingang der jeweiligen Parlamente Flyer und hielten die entsprechenden "Decarbonize the National Bank" Banner hoch.

Insurance

Projekte wie Öl-Pipelines und Raffinerien können ohne Versicherungsleistungen nicht gebaut werden. Die internationale Kampagne “Insure Our Future” (dt. “Versichert unsere Zukunft”) hat zum Ziel, Versicherungen weltweit dazu zu bewegen, sich aus Projekten rund um fossile Energien zurückzuziehen. Campax ist die Schweizerische Vertreterin dieser Kampagne. Zum Auftakt richteten wir im März einen offenen Brief und eine Petition an den CEO der Zurich Versicherungsgruppe, Mario Greco. Darin forderten wir die Zurich auf, ihre Versicherungsdienstleistungen für jegliche Projekte zu beenden, die die Öl- und Gasförderung ausweiten oder von einer solchen Ausweitung abhängen. Ausserdem forderten wir sie auf, die Versicherungsdienstleistungen für bestehende Operationen in einem Zeitrahmen auslaufen zu lassen, der mit dem 1,5°C-Pfad des Weltklimarats (IPCC) übereinstimmt.

Am Tag der Generalversammlung im April hängten wir in eisiger Kälte und Schneegestöber ein 13 Meter hohes Banner von einem Gebäude gegenüber des Hauptsitzes der Zurich Versicherung auf. Es ging nicht lange, bis Angestellte der Zurich aus dem Gebäude kamen, um Fotos der spektakulären Aktion zu machen.

Zwei Monate später lancierten wir eine Petition an die in der Schweiz relativ unbekannte Versicherung Chubb Ltd., die vornehmlich in Nordamerika tätig ist. Von Chubb forderten wir den Ausstieg aus der Versicherung der Teersandöl-Pipeline TMX, die quer durch Kanada verläuft. Die Petitionsübergabe mit rund 5’000 Unterschriften erfolgte wenige Tage später – im Zusammenspiel mit einer Email- und Twitter-Action.

Dass ein Malheur durchaus positive Effekte haben kann, zeigt die Episode rund um die East African Crude Oil Pipeline (EACOP). In einer Email an unsere Member informierten wir, dass die Swiss Re und die Zurich Versicherung die EACOP versichern würden. Eine unpräzise Formulierung. Denn wir sind auf die Bestätigung angewiesen, dass beide Versicherer diese Pipeline nicht versichern. Da Versicherungsverträge nicht öffentlich sind, sind wir auf eine offizielle Bestätigung der Versicherer angewiesen, dass die Pipeline nicht von ihnen versichert ist oder wird. Gibt ein Versicherer diese öffentliche Bestätigung, setzt das andere Versicherer unter Druck, ebenfalls nicht in das Projekt einzusteigen beziehungsweise daraus auszusteigen. Zum Zeitpunkt der Email hatte Campax weder von der Zurich noch von der Swiss Re eine solche Bestätigung enthalten.

Diese Email hat aber Wellen geschlagen. Mehrere hunderttausend Leute haben dadurch von dieser Pipeline und einer möglichen Beteiligung der Swiss Re und Zurich erfahren. Dies setzte die Swiss Re dermassen unter Druck, dass sie am nächsten Tag diese Bestätigung an die offizielle Stop EACOP Kampagne kommunizierten. Die Zurich hatte dies bereits einige Tage vorher getan, Campax jedoch nicht darüber informiert. Wir gratulieren der Swiss Re und der Zurich Versicherung dafür, das richtige zu tun und diese Pipeline nicht zu versichern. Diese beiden Bestätigungen sind für die Verhinderung der EACOP ein wichtiger Schritt. Wir können also durchaus von einem Etappensieg reden.

Unsere mehrtägige Aktion bei der Konferenz der Rückversicherer in Baden-Baden (Deutschland) Mitte Oktober erregte viel Aufmerksamkeit, auch seitens der Konferenz-Teilnehmer:innen. Zum Auftakt der wichtigen Konferenz empfingen wir die Vertreter:innen vor dem Konferenzzentrum und zeigten ihnen, dass ihnen (und uns allen) das Wasser bald bis zum Hals steht. Am Folgetag gab es dann einen Empfang. Dort tauschten sich die Versicherer mit unseren Expert:innen aus, wie das 1.5°C Ziel des Pariser Klimaabkommens erreicht werden kann. Auch die Swiss Re war anwesend und wir führten einen konstruktiven Dialog.

Im November hat die Zurich Versicherung einen Schritt weg von Öl und Gas bekannt gegeben. Sie liess verlauten, dass sie keine sogenannten “greenfield” (dt. “grüne Wiese”) Öl-Explorationsprojekte – das heisst, neue Projekte auf Land, das vorher noch nie genutzt worden war – mehr versichern werden. Diese Projekte werden ausgeschlossen, ausser die Zurich findet es seien “sinnvolle Übergangspläne vorhanden”. Zurich hat sich zudem verpflichtet, keine Öl- und Gasförderungen in einigen Teilen der Arktis mehr zu versichern. Dieser Schritt der Zurich Versicherung ist zwar gut, aber sehr klein und bei weitem nicht ausreichend. Denn diese neue Greenfield-Öl-Policy erlaubt es dem Versicherer, bei der Öl- und Gasexpansion wie gewohnt weiterzumachen. Ihre Arktis- und Teersand-Policy schliesst nur geschätzte 10,4% der kurzfristigen Öl- und Gasexpansionspläne aus. 89,6% der Expansionspläne können also nach wie vor gemäss alten Policies verfolgt werden. Trotzdem zeigt diese Entwicklung, dass der Druck wirkt. Alle unsere Banner-Hangings, unsere Petitionen, Proteste, Fotos, die Social Media Strategie und nicht zuletzt die persönlichen Gespräche mit Schlüsselpersonen bei der Zurich Versicherung zeigen jetzt erste Wirkung.

Dennoch legten wir gleich nach und kritisierten mit einer Onlineaktion die Zurich Versicherung für ihre Greenwashing-Kampagne #ZTalksbyZurich. Wir wollen nicht falsch verstanden werden: Bäume pflanzen ist gut. Aber als einer der grössten Versicherer von Öl- und Gasprojekten weltweit könnte die Zurich Versicherung jetzt einen gewichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten und diese Versicherungen beenden!

Menschenrechte

#NoComplicity

Bei der #NoComplicity-Kampagne, die sich für die Menschenrechte der uigurischen Minderheit in China stark macht, hat sich etwas getan. Hintergrund sind die Zwangslager in der Region Ostturkestan (Xinjiang), in denen über eine Million Uigur:innen und Angehörige anderer ethnischen Minderheiten interniert sind. Im September 2020 hatten wir zusammen mit dem Uigurischen Verein Schweiz und der Gesellschaft für bedrohte Völker eine Petition mit über 23’000 Unterschriften eingereicht, die eine Neuverhandlung des Freihandelsabkommens mit China forderte. Weiterlesen im Blogbeitrag… Die Aussenpolitische Kommission des Nationalrates hat sich am 25. Juni 2021 genau dafür ausgesprochen. Die Kommission will den Bundesrat damit beauftragen, ein Menschenrechts-Kapitel in das Abkommen zu verhandeln. Das ist ein grosser Erfolg für Campax.

In derselben Kampagne unterstützen wir zudem Ende Juni die Forderung einer Gruppe von Menschenrechtsorganisationen nach einem diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele 2022 in China.

Belarus

Nach den riesigen Protesten gegen die gefälschten Präsidentschaftswahlen ab August 2020 unterstützen wir auch 2021 die belarusische Opposition. Im Januar halfen wir zusammen mit Libereco und dem Aktionsbündnis Belarus, eine Petition des belarusischen Studierenden Sasha Kuzmich zu verbreiten. Junge Menschen sind eine der treibenden Kräfte hinter den Protesten in Belarus. Studierende werden dafür nicht nur verhaftet, sondern auch von der Uni ausgeschlossen und ihre Stipendien entzogen. Dagegen setzten wir uns gemeinsam mit unseren Partner:innen zur Wehr. Wenig später protestierten wir mittels einer Petition zudem erfolgreich gegen die Durchführung der Eishockey-Weltmeisterschaften in Belarus. Im März schliesslich forderten wir gemeinsam mit unseren Verbündeten in dieser Kampagne den Bundesrat dazu auf, die von der EU verhängten Sanktionen gegen Belarus zu übernehmen. Der Bundesrat bewegte sich rasch und weitete die Sanktionen gegenüber Belarus wenige Tage später nach EU-Vorbild aus. Ebenfalls wandten wir uns direkt ans belarusische Regime mit der Forderung, alle politischen Gefangenen freizulassen. Leider mit wenig Erfolg: Derzeit leiden über 1000 politische Gefangene unter unmenschlichen Haftbedingungen, Folter, Misshandlung und Zwangsarbeit in belarussischen Gefängnissen.

Im Mai konnte die Campax-Community als Zeichen der Solidarität und als Statement, dass wir weiterhin mit den Partnerorganisationen am Thema dranbleiben, “Free Belarus”-Sticker bei uns bestellen. Auf den Jahrestag der Inhaftierung von Natallia Herrsche hin, einer schweizerisch-belarusischen Doppelbürgerin, die während einer Demonstration in Minsk am 19. September 2020 willkürlich verhaftet worden war, richteten wir eine Petition an Aussenminister Cassis. Damit forderten wir ihn dazu auf, sich für die Freilassung von Frau Herrsche und die Ausweitung der Sanktionen gegen Belarus einzusetzen. Gemeinsam mit Libereco organisierten wir zudem eine Mahnwache für Natallia Herrsche in Zürich.

Auf dem Berner Fernweh Festival sollte am 29. Oktober 2021 ein belarusischer Kulturabend stattfinden – veranstaltet von der belarusischen Botschaft und vom belarusischen Honorarkonsul Hermann Alexander Beyeler, einem bekannten Verbreiter von Verschwörungstheorien und treuer Unterstützer des belarusischen Diktators Lukaschenko. Um dagegen und gegen den Kulturabend zu protestieren, organisierte Campax zusammen mit Libereco eine Protestaktion mittels E-Mail- und Twitter-Storm. Wir motivierten unsere Communities dazu, Veranstalter, Location und Partner des Festivals per Email und Twitter aufzufordern, den Kulturabend abzusagen. Mit Erfolg: Nur wenige Stunden nach unserem Aufruf wurde die Veranstaltung abgesagt. Ein Musterbeispiel für eine schnelle und unkomplizierte Onlineaktion!

Frontex

Frontex, die europäische Grenzschutzagentur, an der die Schweiz seit 2011 beteiligt ist, wird seit Jahren die Beteiligung an illegalen Pushbacks vorgeworfen. Das ist die Bezeichnung für das gewaltsame Zurückdrängen von Flüchtenden aus dem Schengen-Raum, ohne ihnen die Möglichkeit zu geben, einen Asylantrag zu stellen – was widerrechtlich ist.

Trotz erdrückendem Beweismaterial, das Ende Januar publik wurden, weigerte sich Frontex-Direktor Fabrice Leggeri, die Vorfälle extern untersuchen zu lassen. Interne Dokumente, die an die Öffentlichkeit gelangt sind, belegen sogar, dass Leggeri von den Vorfällen wusste und das EU-Parlament bei einer Befragung belog. Campax steht Frontex und der Frontex-Teilnahme der Schweiz grundsätzlich sehr kritisch gegenüber. Solange die Schweiz aber finanzielle und personelle Ressourcen zu Frontex beisteuert, muss zumindest die Wahrung der Menschenrechte gewährleistet werden. Damit dies garantiert werden kann, sind umfassende Reformen nötig. In Zusammenarbeit mit WeMove Europe forderte Campax daher den Bundesrat mit einer Petition dazu auf, sich für den Rücktritt von Leggeri einzusetzen und die Schweizer Beteiligung bei Frontex zu sistieren, bis die Einhaltung des Völkerrechts garantiert werden kann.

Im November unterstützten wir zudem das Referendum gegen die Beteiligung der Schweiz an Frontex bei der Unterschriftensammlung (mehr dazu im Abschnitt Collect).

Gleichstellung

Am 21. Januar, am Tag des weltweiten Frauenmarsches, konnten wir pandemiebedingt zwar nicht marschieren, aber trotzdem etwas für die Gleichstellung tun. Denn es besteht ein dringender Bedarf, kritische Themen, mit denen Frauen auf der ganzen Welt konfrontiert sind, besser zu erfassen. Menschenrechtsbehörden sagen, dass geschlechtsspezifische Gewalt und Ungleichheiten am Arbeitsplatz immer noch so schlimm sind wie vor 25 Jahren. Und nicht nur das, auch die Finanzierung von Initiativen zur Förderung der Gleichberechtigung von Frauen erweist sich als zutiefst ineffektiv. Deshalb unterstützten wir The Global Count, eine weltweite Umfrage von Women's March Global. Dabei definieren Frauen und geschlechtsuntypische Menschen, wie globale Institutionen auf Geschlechtergerechtigkeit hinarbeiten sollten. Eine riesige Chance, dass auf der ganzen Welt ihre Stimmen gehört und ihre Erfahrungen gezählt werden. So wird globalen und nationalen Entscheidungsträger:innen ein reales Bild der dringendsten Reformen präsentiert, die notwendig sind.

Als am 16. August 2021 die rein männliche Geschäftsleitung der Schaffhauser Kantonalbank (SHKB) kommunizierte, dass sie (angeblich aus Gründen der Gleichberechtigung) aufgrund des gesetzlich geregelten Vaterschaftsurlaubs von zwei Wochen den Mutterschaftsurlaub um zwei Wochen auf das gesetzlich vorgeschriebene Minimum kürzte, startete Campax eine Rapid Response. Mit einer Petition forderten wir die SHKB auf, den Entscheid zurückzunehmen. Denn aus unserer Sicht kann von Gleichbehandlung nicht die Rede sein, wenn Mütter – und damit die ganze Familie – dafür bestraft werden, dass Väter endlich ein Minimum an Vaterschaftszeit erhalten. Geht es nicht eher ums Sparen auf dem Buckel der Mütter? ​​Nach kurzer Sammelfrist überreichten wir zusammen mit Travail Suisse gut 7’000 Unterschriften mit einer Aktion vor Ort.

Und unser Druck hat gewirkt: Die SHKB hat zwar die Kürzung des Mutterschaftsurlaubs nicht direkt wieder rückgängig gemacht. Über die Einführung einer Elternzeit für Mütter und Väter bei teilweise voller Entschädigung, wird die Situation der allermeisten Mitarbeitenden aber verbessert.

Gegen Ende des Jahres gab es erfreuliche Neuigkeiten im Hinblick auf etwas, das Campax vor Jahren gestartet hatte: Im Rahmen der #BloodyUnfair Kampagne forderte Campax eine tiefere Besteuerung von Monatshygieneprodukten. So wie es aussieht, dürfte der Steuersatz für diese Produkte 2023 oder 2024 im Rahmen der Änderung des Mehrwertsteuergesetzes auf 2,5% gesenkt werden, womit die Kampagne ein erfolgreiches Ende finden wird. Gut Ding will manchmal Weile haben.

Waffenexporte

Eine der ersten Kampagnen, die Campax je geführt hat, wurde 2021 endlich ein Erfolg! Der Bundesrat darf nicht mehr in Eigenregie Exporte von Kriegsmaterial genehmigen. Ende 2017 wurde bekannt, dass Schweizer Rüstungsfirmen fordern, dass der Bund die Restriktionen für Waffen­exporte aufweicht: Sie wollen wieder in Bürgerkriegsländer verkaufen dürfen. Das Anliegen stiess bei den Mitgliedern der Waffenlobby im Bundeshaus auf offene Ohren. Doch für uns war klar: Bürgerkriegsländer mit Waffen zu beliefern ist menschenverachtend und nicht vereinbar mit der humanitären Tradition der Schweiz.

Bei der schon vor einigen Jahren erfolgten Übergabe unserer Petition haben wir ein grosses Gewehr, welches mit den über 12'000 Unterschriften bedruckt war, symbolisch in Stücke zerlegt – wie es sich für Waffen aller Art gehört. Die Petition war der Auftakt unserer Kampagne, mit der wir Waffenexporte in Bürgerkriegsländer um jeden Preis bekämpft haben und der Debatte um die Lockerungen der Waffenexportrichtlinien Schwung verliehen.

Mit Protesten vor dem Bundeshaus, Briefen an Parlamentarier:innen, Videos auf Social Media, Email-Aktionen, Flyer, Plakaten, Türhängern und einem Video-Appell von Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist haben wir an das Gewissen der Politiker:innen und der breiteren Öffentlichkeit appelliert.

Anschliessend haben wir gemeinsam mit der Allianz gegen Waffenexporte in Bürgerkriegsländer in Rekordzeit die Korrektur-Initiative mit 126’355 gültigen Unterschriften eingereicht. Anfang Oktober 2021 hat nun das Parlament die wichtigsten Forderungen der Korrektur-Initiative gutgeheissen. Das ist ein grossartiger Erfolg!

Der Bundesrat kann jetzt nicht mehr eigenmächtig über Kriegsmaterialexporte entscheiden. Das macht es in Zukunft wesentlich einfacher, dass wir uns gegen Waffenexporte in Bürgerkriegsländer und in Länder, die systematisch Menschenrechte verletzen, wehren können.

Pelz

Zu Jahresbeginn gingen wir im Rahmen der Kampagne für ein Importverbot für tierquälerisch erzeugte Pelzprodukte mit unserem Riesenstofftier Colby auf eine Tournee. Die Idee: Je mehr Leute Fotos und Videos mit Colby machen und diese auf den sozialen Medien teilen und je mehr Flyer wir verteilen, desto mehr Menschen erfahren davon. Und je mehr Menschen davon wissen und die Forderung unterstützen, desto grösser ist der Druck auf die Parlamentarier:innen, die Forderung anzunehmen.

Als bekannt wurde, dass die Besprechung der Motion zum Pelzimportverbot vom Dezember auf September vorverschoben wird, musste es plötzlich schnell gehen. Deshalb übergaben wir der Bundeskanzlei am 20. September zusammen mit unseren Verbündeten von Animal Rights Switzerland, dem Zürcher Tierschutz und der Stiftung für das Tier im Recht rund 42’800 Unterschriften. Ferner versandten wir ein ausführliches Factsheet an alle 200 Nationalrät:innen per Post und per Email. So hatten die Parlamentarier:innen alle wichtigen Infos, die sie für die Abstimmung brauchten. Und obwohl die Abstimmung dann doch erst im Dezember stattfand: Der Aufwand hat sich gelohnt!

Am 10. Dezember sorgte Campax nochmals für Aufsehen: Auf der Fassade des Bundeshauses erleuchtete gross unser Pelztierchen Colby. Zufrieden eingerollt zwischen zwei schützenden Händen, daneben der Schriftzug “Danke für ein Ja!”. Dieses Bild symbolisiert unsere Hoffnung für die Zukunft und unsere Dankbarkeit: Es ist ein Danke an die Menschen, die sich für die Tiere einsetzen und ihnen eine Stimme geben. Mit dieser gigantischen Projektion haben wir das letzte Ass vor der Abstimmung aus dem Ärmel gezogen.

Und tatsächlich: Der Nationalrat stimmte am 13. Dezember 2021 mit sagenhaften 144 zu 31 Ja-Stimmen einem Importverbot von tierquälerisch erzeugten Pelzprodukten zu. Mit der Kampagne „We Care – We don’t Wear“ hat Campax die Motion über zwei Jahre begleitet.

Fast 45’000 Unterschriften wurden letztlich gesammelt, tausende Sticker und Flyer verteilt, unzählige Medienberichte verfasst und erfolgreiches Lobbying betrieben. Denn Umfragen ergeben seit Jahren immer wieder, dass sich Konsument:innen ein solches Importverbot wünschen, doch scheiterten entsprechende Vorstösse immer wieder im Parlament. Unser Aufwand wurde nun mit einem Etappensieg belohnt. Leider ist die Sache noch nicht ganz gewonnen. 2022 geht es nämlich in den Ständerat. Dieser ist eine noch härtere Nuss als der Nationalrat, da viele Politiker:innen aus der Mitte im Ständerat sitzen und die Mitteparteien im Nationalrat tendenziell gegen das Importverbot stimmten.

Kommentar zu den eidgenössischen Abstimmungen 2021

Am 7. März 2021 hatte Campax ein lachendes und ein weinendes Auge. Wir freuten uns über den Erfolg, dass das Bundesgesetz über elektronische Identifizierungsdienste (E-ID-Gesetz) klar abgelehnt wurde. Somit ist ein von privaten Anbietern herausgegebener digitaler Schweizer Pass erst einmal vom Tisch. Campax hat sich von Anfang an der Digitalen Gesellschaft und dem Verein Public Beta angeschlossen und ist dem Referendumskomitee beigetreten. Unsere Gemeinschaft hat fleissig Flyer verteilt, im Freundes- und Bekanntenkreis mobilisiert und sich mit Spenden an den Kampagnenkosten beteiligt.

Demgegenüber war es eine Enttäuschung, dass die Volksinitiative “Ja zum Verhüllungsverbot” (“Burka-Initiative”) von Volk und Ständen angenommen wurde. Campax mobilisierte gegen die Initiative und ist der Ansicht, dass sie nichts mit Gleichstellungspolitik zu tun hat und Kleidervorschriften in einer liberalen Gesellschaft nichts zu suchen haben. Des Weiteren stammte die Initiative vom einschlägig bekannten “Egerkinger Kommittee”, das auch die Minarettinitiative auf die Beine gestellt hat und das einmal mehr ein religiöses Symbol dazu instrumentalisiert, Stereotype über den Islam zu fördern und Extremismus-Ängste zu schüren.

Für die Abstimmungen am 13. Juni haben wir uns mit einer Plakatkampagne und dem Versand von Doorhangern sowie weiteren Mobilisierungsmassnahmen mächtig ins Zeug gelegt. Die Plakatkampagne stemmte unsere motivierte Community, die an einem Fotoshooting teilnahm – die besten Bilder wurden dann zusammen mit ihren Statements in der ganzen Schweiz an Werbeplätzen ausgespielt. Um für die Annahme des CO2-Gesetzes zu sorgen und alle Menschen zum Abstimmen zu motivieren, versandte Campax-Vorstandsmitglied Balthasar Glättli zudem ein persönliches Email an die Campax-Gemeinschaft. Gegen das Bundesgesetz über polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus (PMT) setzten wir uns gemeinsam mit dem Klimastreik zu wehr, weil unter den darin vorgesehenen Umständen beispielsweise Aktionen von Klimaaktivist:innen gleichartig wie terroristische Handlungen taxiert werden könnten.

Um die Problematik der synthetischen Pestizide in der Schweiz aufzuzeigen, haben wir zusammen mit unseren Freunden bei Leben statt Gift einen Kurzfilm produziert, anhand des Beispiels von Chlorothalonil und Syngenta. Den Kurzfilm veröffentlichten wir bereits im März – leider blieb die erhoffte Wirkung auf die Abstimmung aus.

Dennoch endete der 13. Juni mit ziemlich viel Frust. Einzig die Annahme des Covid-Gesetzes war in unserem Sinne. Demgegenüber schickte das Volk die Pestizid- und Trinkwasser-Initiativen und das CO2-Gesetz bachab und nahm das PMT-Gesetz an. Während beim PMT damit gerechnet werden musste und auch die gekoppelten Pestizid- und Trinkwasser-Initiativen schon vor dem Abstimmungstag eher einen schweren Stand hatten, war die Ablehnung des CO2-Gesetzes eher überraschend und damit umso frustrierender. Leider konnten konservative Kräfte, welche gegen die beiden Agrarinitiativen Stimmung machten, im gleichen Atemzug ihre Wählerbasis auch gegen das CO2-Gesetz mobilisieren. Campax ist der Ansicht, dass es höchste Zeit für die Schweiz ist, dass Umwelt- und Klimaschutz gesetzlich besser verankert und vorangetrieben werden.

Am 26. September jubelte Campax dafür wieder. Die Ehe für alle wurde mit 64,1% Ja-Stimmen angenommen. Bereits lange vor der Abstimmung haben wir versucht – mit Plakatkampagnen, vor dem Bundeshaus und auf Twitter – unsere Parlamentarier:innen für ein Ja zur Ehe für alle zu überzeugen. Doch weil gegen den Beschluss des Bundesrats und des Parlaments das Referendum ergriffen wurde, durfte das Volk das letzte Wort sprechen. Mit dem Ja zeigte sich, dass eine deutliche Mehrheit der Schweizer:innen die konservativ-diskriminierenden Dogmen überwunden haben, die so lange Liebenden Stolpersteine in den Weg gelegt haben. Wir haben unser Umfeld befragt, welche Argumente sie von einem Ja überzeugen, und dann alle dazu motiviert, auch wirklich abstimmen zu gehen. Mit Pins haben wir ausserdem dafür gesorgt, dass unsere Überzeugung weit herum sichtbar war. So förderten wir ein positives Meinungsklima und halfen mit, diese wichtige Abstimmung zu gewinnen.

Bei den Abstimmungen am 28. November mobilisierte Campax über das Tool Mobilisr, das Menschen zum Abstimmen motiviert und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Freunde ebenfalls dazu aufzurufen, für die Pflegeinitiative und das Covid-Gesetz. Bei letzterem trotz der Gewissheit, dass ein Teil unserer Community anderer Ansicht war. Beide Vorlagen wurden zu unserer Zufriedenheit angenommen.

SwissLeaks

Campax betreibt die Whistleblowing Plattform SwissLeaks. 2021 wurden keine grossen neuen Fälle von Whistleblowing in der Schweiz bekannt, abgesehen von neuen Entwicklungen in bekannten Fällen wie demjenigen von Adam Quadroni oder der Herzchirurgie-Abteilung des Zürcher Unispitals. Auch haben sich im Jahr 2021 die eingereichten Fälle via SwissLeaks reduziert – sechs Fälle haben wir bearbeitet. In etwa der Hälfte dieser Fälle haben wir weitere Nachforschungen angestellt und Massnahmen ergriffen. Ein Fall war erfolgreich. Wir haben einen Hinweis auf ein Unternehmen bekommen, das sich nicht an die Covid-Massnahmen hielt. Der Hinweisgebende befürchtete, dass er nicht anonym bleiben würde, wenn er sich an die Polizei wenden würde, da er in einem kleinen Dorf lebt. Nach einem Informationsaustausch konnten wir die Polizei alarmieren, welche eingeschritten ist.

Unsere grundsätzlichen Ziele für SwissLeaks sind nach wie vor zweierlei Natur: Wir wollen einen sicheren Kanal für Whistleblower bieten und gleichzeitig den Rechtsschutz für sie in der Schweiz verbessern. Für letzteres möchten wir eine Allianz von verbündeten Organisationen und Einzelpersonen aufbauen. Damit haben wir Ende 2021 begonnen. Das Vorhaben stellte sich allerdings als etwas zäh heraus, da die Fronten bei diesem Thema sehr verhärtet sind.

Diverse Aktionen im Jahr 2021

Am World Economic Forum (WEF) wurde 2021 unter dem Motto “The Great Reset” – der grosse Neustart diskutiert. Ein Neustart ist bitter nötig. Wir fordern aber einen Reset, der #BesserAlsDavos ist. Einen Reset, der nicht nur den Reichsten dient. Die Pandemie hat den grössten Anstieg der sozialen Ungleichheit seit deren Aufzeichnung herbeigeführt. Deshalb schloss sich Campax dem globalen Protest der Fight Inequality Alliance an und organisierte eine Aktion in Davos, bei der eine starke Botschaft an das Kongresszentrum projiziert wurde. Das Video wurde von der Campax Community aktiv geteilt und fand so weitherum Verbreitung – ein online Protest gegen das WEF, das 2021 ebenfalls online stattfand.

Im September 2020 ​​haben wir gemeinsam mit anderen Klimaorganisationen weltweit von BlackRock verlangt, nicht mehr in Unternehmen zu investieren, die den Klimawandel vorantreiben. Der Druck hat gewirkt: Im Januar 2021 versprach CEO Larry Fink, wirksame Klimastrategien von den Unternehmen zu fordern, an denen BlackRock beteiligt ist. Andernfalls werde BlackRock den Verwaltungsrat abwählen oder die Unternehmen gar aus seinem Portfolio streichen. Um dafür zu sorgen, dass BlackRock seine Versprechen einhält, führten wir im April eine Aktion durch, bei der Künstler Marvin Kangsen zusammen mit Aktivist:innen ein riesiges Auge und den Slogan «BlackRock We Are Watching You» auf den Gehsteig vor dem BlackRock-Büro in der Bahnhofstrasse Zürich gemalt hat.

Ein Highlight des Jahres 2021 war das Gipfeltreffen der USA und Russland in Genf am 16. Juni. Für die Zusammenkunft der beiden Weltmächte überlegte sich Campax etwas Besonderes: Mit einer Guerilla-Aktion zwischen Armeebooten und Luftwaffe empfingen wir den russischen Staatsmann beim Landeanflug mit der weit sichtbaren Botschaft “Frieden & Sicherheit durch Abrüstung”, damit neben all dem Businesstalk die elementaren Gefahren nicht vergessen gehen. Die USA und Russland haben nach wie vor rund 10’000 Atomsprengköpfe. Sie dampfen zwar ihre veralteten Atomwaffenbestände ein, die Zahl hochmoderner und jederzeit einsatzbereiter Atomwaffen steigt aber an. Die atomare Gefahr wird also grösser, nicht kleiner. Am 7. Juli 2017 stimmten 122 Staaten der Vereinten Nationen für einen Atomwaffenverbotsvertrag, sogar die Schweiz entschied sich für ein unverbindliches “Ja”. Nicht erstaunlich: Die beiden Grossmächte fehlten. Bis heute hat auch die Schweiz den Atomwaffenverbotsvertrag nicht unterzeichnet und ratifiziert. Die Stimmabgabe in der UN war offenbar nur heisse Luft. Zwar ist das Parlament mehrheitlich dafür, aber der Bundesrat stellt sich aus unerfindlichen Gründen quer. Campax findet: Es ist Zeit, in eine atomwaffenfreie Zukunft zu starten. Daher starteten wir eine Petition an Bundesrat Ignazio Cassis, mit der wir ihn aufforderten, den Atomwaffenverbotsvertrag zu unterzeichnen.

Anfang Oktober unterstützte Campax eine Gruppe von Eltern, die mit schön designten Stickern für Kindergarten-Leuchtstreifen darauf aufmerksam machten, dass der Touring Club Schweiz (TCS) höchst widersprüchlich handelt: Einerseits verteilt der TCS die Leuchtstreifen mit seinem Logo drauf – die er notabene nicht einmal selbst finanziert – an die Kinder, um deren Sicherheit als Verkehrsteilnehmer:innen zu erhöhen. Andererseits stellt er sich quer, wenn es darum geht, mit Tempo 30 Zonen für mehr Verkehrssicherheit und Lärmschutz zu sorgen. Campax half bei Logistik und Versand, erstellte eine Website und verschickte Bestell-Emails. Der Aufruf, mit den Stickern das TCS-Logo auf dem Leuchtstreifen zu überkleben wurde zwiespältig aufgenommen und erzielte viel Medienecho (20 Minuten berichtete) – viel Freude und Lob standen lauter und teilweise in ihrer Tonalität und Ausdrucksweise unzumutbarer Kritik gegenüber.

Als im Oktober 2021 die sogenannten Pandora Papers veröffentlicht wurden, musste Campax schnell reagieren. Denn wir sind dagegen, dass Vermögende und Machthaber weltweit sich finanziell am Fiskus oder am Volk vorbei tricksen. Im Frühling 2021 hatten National- und Ständerat genau jenen Teil einer Vorlage abgelehnt, mit dem Anwält:innen und Notare dem Geldwäschereigesetz unterstellen worden wären, wenn sie bestimmte Dienstleistungen im Zusammenhang mit Sitzgesellschaften und Trusts erbringen. Diese Hintertür hätte bereits letzten März geschlossen werden sollen. Aber die Lobbyisten konnten sich wieder einmal durchsetzen. Die Enthüllungen zeigen ganz klar, dass Schweizer Anwält:innen, Treuhänder:innen und Berater:innen die Reichen und Mächtigen dabei unterstützen, Offshore-Strukturen und Briefkasten-Firmen zu nutzen, um ihre Steuerrechnungen zu senken und ihre tatsächliche Finanzlage zu vertuschen. Gemeinsam mit den Grünen Schweiz forderte Campax deshalb per Petition die Rechtskommission des Nationalrats dazu auf, das Geldwäschereigesetz so auszuweiten, dass Anwält:innen, Treuhänder:innen und Berater:innen diesem unterstellt werden und ein öffentlich zugängliches Register geschaffen wird, das die wirtschaftlich Berechtigten bei juristischen Personen, Trusts und weiteren Rechtskonstruktionen transparent macht.

Im Dezember haben wir eine Petition zur Verbesserung des Tierwohls der Nutztiere zusammen mit dem Schweizerischen Tierschutz (STS) übergeben. Die Ratsmehrheit will die heutige Situation beibehalten und trotz dringendem Handlungsbedarf alle Verbesserungsanträge im Rahmen der Diskussion zur «Massentierhaltungsinitiative» bachab schicken. Die Petition zielte darauf ab, die Parlamentarier:innen zu überzeugen sich entweder durch Annahme der Massentierhaltungsinitiative oder die direkten und indirekten Gegenvorschläge für eine Verbesserung des Tierwohls einzusetzen. Leider verweigerte sich eine Mehrheit gegen jegliche Vorschläge und somit gegen mehr Tierwohl in der Landwirtschaft.

Eine abgebrochene Kampagne und eine Herausforderung für das Team

#SägsWiesIsch

Jeden Tag, wenn wir die Zeitung aufschlagen, werden Sexismus, Gewalt, Rassismus, Trans- oder Homophobie verharmlost oder reproduziert. Deshalb lancierten wir zusammen mit #Netzcourage und Fairmedia die Plattform #sägswiesisch. Dort sammelten wir Medienartikel, die unsensibel und beschönigend über Gewalt, Sexismus, Rassismus, Trans- und Homophobie berichten. Von dort konnten Nutzer:innen ganz einfach per E-Mail oder Twitter die Verantwortlichen der Zeitungsberichte kontaktieren und sie auffordern, ihre Sprache zu ändern. Ebenfalls konnten problematische Artikel gemeldet werden. Leider war der Aufwand, die Plattform zu betreiben zu hoch, die Anzahl von inputs zu tief, weshalb wir uns nach einiger Zeit dafür entschieden, den Betrieb von #SägsWiesIsch wieder einzustellen. Gleichwohl werden wir in spezifischen Einzelfällen nach wie vor bei problematischer Medienberichterstattung aktiv werden.

Zu Team und Geschäftsstelle

Team, Vorstand und Geschäftsführung von Campax haben 2021 gemerkt, dass die vielen von uns bearbeiteten Themen rasch zu Stress und Überlastung führen. Dies ist insbesondere der Fall, wenn gleichzeitig Grossprojekte gestemmt werden. Die Erkenntnis daraus: Die Geschäftsstelle wird in Zukunft aktiver als bisher prüfen, wo wir unsere Kräfte konzentrieren und was künftig nicht mehr gemacht werden soll. Es ist absehbar, dass das für die Community nicht immer verständlich sein wird, trotzdem ist es unumgänglich. Ein Einbezug der Community bei solchen Entscheidungen über Befragungen ist geplant.

ACT by Campax

2021 war ein besonderes Jahr für ACT. Wir haben viele interessante Petitionen gehostet und haben tolle engagierte Menschen kennengelernt und getroffen. Insgesamt wurden 415 Petitionen gestartet und 757’933 Unterschriften gesammelt. Das ist grossartig!

Das Jahr begann damit, dass die Gruppe "Forever Sihlquai" eine gleichnamige Petition zur Verteidigung der Gebäude an der Sihlquaistrasse 280/282 aus den Aufwertungsprojekten von Coop im Kreis 5 in Zürich lancierte. Die Petition bündelte die Unzufriedenheit der Nachbarschaft und schuf einen ständigen Informationskanal, durch den die Betroffenen und Interessierten über die Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten wurden. Die über 7’500 Unterschriften wurden sowohl an den Stadtrat als auch bei den beteiligten Unternehmen (Swissmill und Coop) übergeben. Der Kampf zur Verteidigung des Sihlquai ermöglichte es, dass eine Schreineri den Raum im Erdgeschoss länger nutzen konnte und dass ein nachbarschaftliches Netzwerk entstand, das sich mit dem Thema befasste und aktiv war und bleibt. Die Beteiligung der Bevölkerung bei dieser Kampagne war fantastisch: Flugblätter wurden verteilt, Aktionen gemacht, Demonstrationen durchgeführt, Transparente aufgehängt und vieles mehr.

Im Februar wurde die Petition "Gegen die Reservationspflicht – Für ein offenes System Bahn & Velo" auf ACT gestartet. Vor dem Start gab es Vorbereitungsarbeit, insbesondere um die Allianz zu formieren. Tatsächlich wurde diese Petition von 14 Organisationen unterstützt, die sich für die Förderung des Radverkehrs einsetzen. Ein wichtiges Ergebnis. ACT by Campax versucht, wo immer möglich, mit Organisationen zusammenzuarbeiten. Die Petition stiess auf grosses Interesse bei Menschen, die gerne mit Velo und Zug in der Schweiz unterwegs sind. In nur einem Monat wurden mehr als 20’000 Unterschriften gesammelt. Nach einer sechsmonatigen Kampagne, bei der mehr als 50’000 Unterschriften online und auf Papier gesammelt wurden, wurde die Petition im September an die SBB übergeben.

39 Tage lang war Guillermo, Vater und Klimaaktivist im Hungerstreik. Seine Forderung: Die Bundesversammlung muss über den Klimawandel aufgeklärt werden. Nach fast 40 Tagen und über 12’000 Unterschriften auf ACT, Hunderte von Solidaritätsfasten und die Unterstützung von Wissenschaftler:innen des IPCC und IPBES, war er erfolgreich. Am 2. Mai 2022 trifft sich die Bundesversammlung mit der Wissenschaft, um eine Schulung über den Klimawandel zu erhalten, die direkt von den Wissenschaftler:innen des IPCC gehalten wird. Weitere Präsentationen und Dialoge sind bereits geplant, wenn die nächsten IPCC- und IPBES-Berichte veröffentlicht werden.

Im Juni haben wir eine Gruppe von Tessiner Bürger:innen unterstützt, die unmittelbar nach der Räumung des autonomen Zentrums Molino in Lugano eine Petition (“In difesa dell’autogestione”) lanciert haben. Sie forderte rasche und alternative Lösungen, sammelte innerhalb einer Woche mehr als 6'000 Unterschriften und wurde von Iared im Beisein zahlreicher Journalist:innen im Rathaus in Lugano übergeben.

Die Kampagne hat ein grosses Medienecho ausgelöst und ACT by Campax im Tessin als hervorragende Plattform für Petitionen bekannt gemacht.

Lucas Tschan sammelte mit der Unterstützung von Campax über 24'000 Unterschriften in zwei Wochen für seine Petition, die die Aufnahme von Schutzsuchenden aus Afghanistan forderte. Ende August wurden die Unterschriften im Beisein von Mitgliedern der afghanischen Community in der Schweiz bei der Bundeskanzlei abgegeben. Das Medienecho war gross und der Bundesrat wurde mit dem Thema konfrontiert. Die Antwort des Bundesrates ist im Oktober angekommen. Leider war sie negativ gegenüber der Forderung, mindestens 5'000 Flüchtende aufzunehmen. Der Bundesrat stellte jedoch fest, dass bereits viel Hilfe vor Ort geleistet wurde und dass in den kommenden Monaten und Jahren noch mehr Menschen in der Schweiz aufgenommen werden sollen.

Im September startete die grösste Petition, die je auf ACT by Campax Unterschriften gesammelt hat. Sie forderte, dass Covid-Zertifikat-Tests gratis bleiben müssen und erzielte sage und schreibe über 265’000 Unterschriften – ein Wahnsinns-Rekord! Solche Momente sind enorme Chancen für Campax hinsichtlich Wachstum und öffentlicher Sichtbarkeit und zeigen die Kraft und die Dynamik, die hinter Anliegen aus der Bevölkerung stehen können.

Vor einem Jahr forderte die Gruppe "IG Transparenz" mit einer ACT-Petition die Stadtpräsidentin von Zürich und das Zürcher Kunsthaus auf, die umstrittene Kunstsammlung der Stiftung E.G. Bührle auf ihre Herkunft (Provenienz) zu prüfen und die dabei gewonnenen Erkenntnisse dem Publikum mit geeigneten Mitteln zu kommunizieren. Unser offener Brief wurde am 27. Januar 2021 der Stadtpräsidentin Corine Mauch übergeben. Nach grossem öffentlichem Druck ist im Herbst 2021 der Durchbruch gekommen: "Stadt und Kanton Zürich begrüssen die Debatte rund um einen angemessenen Umgang mit der historisch belasteten Sammlung Bührle im neuen Erweiterungsbau des Kunsthauses. Sie unterstützen weiterführende historische Forschung und Forderungen nach einer Verbesserung der diesbezüglichen Vermittlung im Kunsthaus. Zur Provenienzforschung der ans Kunsthaus ausgeliehen Werke der Sammlung Bührle soll eine unabhängige Evaluation durchgeführt werden."

Wir beendeten das Jahr mit der wichtigen Petition “Klatschen war gestern – Morgen haben zu viele ihren Beruf an den Nagel gehängt” für die Ausschöpfung des von der Regierung versprochenen vollen Kredits zur Bewältigung der Gesundheitskrise und der schwierigen Arbeitsbedingungen in der Pflege im Kanton Aargau. Eveline, starke Petitionsstarterin und Pflegefachfrau, die sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzt, sammelte mehr als 3’300 Unterschriften (vor allem von Mitarbeiter:innen aus dem Sektor) und übergab sie im Beisein einiger Unterstützer:innen und von Campax an den Gesundheitsminister der Aargauer Regierung. Mit Evelines Antwort auf eine Bemerkung des Ministers haben wir ein Beispiel für Schlagfertigkeit. Dieser meinte zum Abschied: "Na, dann wünsche ich euch allen ein frohes Weihnachtsfest". Eveline antwortete trocken: "Ich arbeite an Weihnachten und unter schlechten Bedingungen. Es muss endlich etwas getan werden.”

Collect by Campax

Collect wurde 2021 ein Jahr alt. Nachdem wir eher langsam gestartet sind, finden immer mehr Initiativen und Referenden ihren Weg auf die Plattform. Dieses Jahr konnten wir bereits für acht Kampagnen Unterschriften sammeln. Online haben 2021 rund 23’000 Menschen eine Initiative bzw. ein Referendum unterschrieben. Von diesen Unterschriften kommen ungefähr 25% zurück zu uns und wir können sie scannen. Die Herausforderung im nächsten Jahr wird sein, die Menschen dazu zu bringen, den online unterschriebenen Bogen auch wirklich an uns zurückzuschicken. Eine mögliche Lösung für dieses Problem wäre, automatisierte Erinnerungen via Mail oder über unsere Social Media Kanäle zu verschicken.

Stadtgrün Initiative

Zürich grüner machen, das ist das Ziel der städtischen Initiative Stadtgrün. Der Verein Stadtgrün reichte im April rund 4’300 Unterschriften für die Stadtgrün-Initiative ein. Dieses Ziel wurde unter anderem dank der Sammlung auf Collect by Campax erreicht und wird in Zürich zur Abstimmung kommen.

AHVx13

Wir diskutieren schon seit Jahren über eine Sanierung der Altersvorsorge – ohne Lösung. Die AHV-Renten sind zu klein und die Renten aus den Pensionskassen brechen ein. Dass Menschen sich berechtigt Sorgen um ihre Rente machen, ist klar. Wir glauben, dass die Initiative AHVx13 ein Teil der Lösung für das Problem bieten könnte, denn sie ermöglicht eine bessere Rente für Normalverdienende; korrigiert bestehende Rentenlücken bei Frauen; verhindert den Rentenabbau; gleicht die Negativeffekte auf das Alterskapital aus. Deshalb sammelten wir dafür auf Collect erfolgreich für die Initiative: Sie wurde mit 137’777 Unterschriften eingereicht.

1% Initiative in Basel und Luzern

Die Initiative verlangt, dass zwischen 0.5 und 1% der Steuererträge der Stadt Luzern (respektive zwischen 0.3 und 1% im Kanton Basel-Stadt) in finanziell guten Jahren für effektive und nachhaltige internationale Entwicklungsprojekte aufgewendet werden. Dabei werden nur geprüfte Projekte unterstützt, welche sich an der aktuellen wissenschaftlichen Forschung über ihre Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit orientieren. Oftmals störend an Entwicklungszusammenarbeit ist, dass die Transparenz mangelhaft oder nicht nachhaltig ist. Zu unserer Freude gewichtet die Initiative Transparenz, Ökologie und Nachhaltigkeit sehr hoch. Campax begrüsste die Initiativen und unterstützte beim Sammeln via Collect. Beide Initiativen haben ihr Sammelziel erreicht und sind zustande gekommen.

Mikrosteuer

Nur für so viel Geld Steuern zahlen, wie man auch wirklich bewegt? So, dass Devisen- und Aktienhändler mehr zahlen, als die Leute, die nur ab und zu online einkaufen? Die Mikrosteuer-Initiative macht es möglich. Sie möchte die Mehrwertsteuer, die direkte Bundessteuer und die Stempelsteuer durch eine einzige Mikrosteuer von maximal 5 Promille ersetzen. Bei jeder elektronisch getätigten Transaktion wird ein winziger Betrag abgezweigt. Je mehr Geld also eine Person bewegt, desto mehr Steuern muss sie bezahlen. Kurz: Die Steuer ist minimal und betrifft die Menschen im Verhältnis zu ihrem Reichtum. Mit der Mikrosteuer soll nicht mehr der Steuerzahler für das Versagen des Finanzsystems bezahlen müssen. Campax half beim Sammeln der Unterschriften für die Initiative auf Collect. Leider konnte das Komitee die notwendigen Unterschriftenzahl nicht erreichen.

Grundeinkommen

Seit September 2021 unterstützen wir die Volksinitiative “Leben in Würde – für ein finanzierbares bedingungsloses Grundeinkommen”. Das Initiativkomitee war der Meinung, dass in Zeiten von Klimakrise, Vermögensungleichheit und Corona die grosse Chance für das Anliegen ist. Das Grundeinkommen ist gemäss Komitee finanzierbar, wenn der Finanzsektor und die Technologie-Unternehmen fair besteuert werden. Damit würden auch tiefe und mittlere Einkommen steuerlich entlastet und die Schere zwischen Arm und Reich automatisch verringert. Eingabefrist ist der 21. März 2023.

Frontex Referendum

Das Schweizer Parlament hat entschieden, die Europäische Grenzschutzagentur Frontex mit 61 Millionen Franken jährlich zu stärken. Mit dem Geld soll die Institution, die sich Menschenrechtsverletzungen zuschulde kommen lässt, die europäischen Aussengrenzen noch mehr abschotten und europaweit Sonderflüge für beschleunigte Zwangsausschaffungen organisieren. Also kein Ende in Sicht für Gewalt, Elend und Tod für Flüchtende an den EU-Aussengrenzen. Wir sind es langsam leid. Zusammen mit allen Campaxler:innen schreiben wir immer wieder unserer Regierung und fordern sie dazu auf, mehr Flüchtende aufzunehmen und sich dafür einzusetzen, dass die Menschen an den Grenzen humaner behandelt werden. Die Antwort, die wir regelmässig bekommen: Das sei zurzeit leider nicht möglich. Weil wir absolut dagegen sind, dass sich die Situation an den Grenzen noch mehr verschlimmert, unterstützt Campax das Frontex-Referendum und setzt sich für mehr Menschenwürde für alle ein. Nach einem unsicheren Start, konnten wir in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen dem Komitee dazu verhelfen, 62’000 Unterschriften einzureichen. Über das Gesetz wird am 15. Mai 2022 abgestimmt. Campax beteiligt sich hier auch am Abstimmungskampf.

Umweltverantwortungsinitiative

Klimakrise, Erderwärmung, Artensterben, Abholzung, Verschmutzung von Wasser und Böden – die Art, wie die Schweiz wirtschaftet, hat zu einer ganzen Reihe von Umweltkrisen geführt. Campax setzt sich auf unterschiedlichem Weg für das Klima und die Umwelt ein. Die Umweltverantwortungsinitiative der Jungen Grünen wurde Ende August lanciert und ist eine Möglichkeit für Campax, sich für das Klima und die Umwelt einzusetzen. Die Initiative will, dass die Umweltbelastung der Schweiz innerhalb von zehn Jahren so stark reduziert wird, dass wir die planetaren Grenzen einhalten und so unsere Lebensgrundlagen nicht weiter zerstören. Dabei fordert die Initiative, dass Umweltschutz, unter Berücksichtigung der Sozialverträglichkeit der notwendigen Massnahmen, zur Priorität wird. Campax unterstützt sie über Collect bei der Unterschriftensammlung.

Stop-F-35-Initiative

Immer wieder gibt es skandalöse Enthüllungen rund um die Auswahl des Tarnkappenbombers F-35. Dieser Kampfjet, der dafür gebaut wurde, im Feindesland Bomben abzuwerfen, wird die Schweiz weit über 25 Milliarden Steuerfranken kosten. Auf Collect beteiligten wir uns bei der Unterschriftensammlung für die Initiative, um die Anschaffung von 36 Kampfjets des Typs F-35 zu verhindern.

Das 1. Campax Herbstfest

Anfang Oktober haben wir zum ersten Campax Herbstfest eingeladen. So haben sich am 29.10.21 dann rund 30 Personen im Büro an der Hermetschloostrasse 70 in Zürich eingefunden. Es gabe einen feinen Apero Riche von chriesihöger.li, spannende Gespräche und Präsentationen zur SNB und zur Insurance campaign. Der Anlass hat sowohl den Gästen als auch dem Team sehr gefallen und wir werden 2022 erneut ein Herbstfest auf die Beine stellen. Bei einem solchen Event vor Ort ist es als schweizweit tätige Organisation natürlich etwas schwierig, allen gerecht zu werden. Es ist denkbar, dass das Fest in Zukunft an einem anderen Ort stattfindet. Doch das Erleben des Campax-Grooves in den Büroräumen hat schon etwas für sich – wie zahlreiche Rückmeldungen von Anwesenden bestätigten. Zum Blogpost und der Bildergalerie.

Präsentation Team

Im Jahr 2021 haben auf der Geschäftsstelle von Campax wiederum mehr Personen als im Vorjahr gearbeitet, die unterschiedliche Hauptaufgaben haben: Andreas ist Geschäftsführer, Urs ist Kampagnenleiter und Angelina, Armelle, Nora sowie Iared sind Campaigner:innen. Nicole, die das Team per Ende 2021 verliess, arbeitete vorwiegend auf der Versicherungskampagne. Iared ist überdies für die Petitionsplattform ACT by Campax und den Support verantwortlich und übersetzt Texte und Mails auf Italienisch. Armelle betreut zudem die Unterschriften-Sammelplattform Collect by Campax. Matthias ist für das Fundraising zuständig, Erika führt das Content-Management, Ben hat die Social Media Kanäle von Campax betreut. Hanspeter ist für technische Tools verantwortlich, Thomas hat beim Community-Management und den Übersetzungen geholfen und Natascha arbeitet im Support und bei den Plattformen ACT und Collect mit. Mehr über die Hintergründe der Teammitglieder ist auf der Homepage zu erfahren. Für das Jahr 2022 sind interne Umstrukturierungen im Gange, es wurden gleich drei neue Stellen geschaffen.

Präsentation Vorstand

Der Vorstand von Campax setzte sich im Jahr 2021 wie folgt zusammen: Anja Burger Lukičić, Aktivistin, Mitgründerin und Präsidentin des Women’s March Zürich; Andreas Freimüller, Gründungsmitglied, Geschäftsführer, Kampagnenprofi; Balthasar Glättli, Nationalrat der Grünen, Inhaber Politbüro Kampagnen&Webdesign, Präsident der Grünen Partei Schweiz; Tina Musil, Aktivistin, Leiterin Fundraising bei Campact; Payal Parekh, Migrantin, Aktivistin, Campaignerin und Klimawissenschaftlerin; Marika Schaeren, Co-Leiterin Fundraising Krebsliga Schweiz; Marudit Tagliaferri, Juristin, Gewerkschafterin, Aktivistin; Benjamin Zumbühl, Vereinspräsident, Geschäftsführer VCS Kanton Bern, Aktivist und Velo-Enthusiast.

Fundraising

Von Herzen möchten wir unseren grosszügigen Spender:innen danken, die durch ihr finanzielles Engagement die Arbeit von Campax ermöglichen. 2021 haben 13’854 Menschen für Campax gespendet. Nebst zahlreichen Menschen, die einzelne Spenden für Aktionen und Kampagnen getätigt haben, tragen uns nach wie vor die Vereinsmitglieder mit ihren Jahresbeiträgen und vielen zusätzlichen Spenden. Ferner engagieren sich neben einigen hundert Menschen, die regelmässig für Campax oder bestimmte Kampagnen spenden, bereits über 300 Personen als Change-maker und spenden auf regelmässiger Basis – ein enorm wichtiger Beitrag, insbesondere für die Planungssicherheit der Organisation. Zudem dürfen die Beiträge der Change-maker frei eingesetzt werden, was Campax zu mehr Flexibilität verhilft. Zu guter letzt entschieden sich rund 60 Personen, eine Klima-Patenschaft bei Campax zu übernehmen. Ihre grosszügigen Jahresbeiträge können frei im Rahmen aller Klima-Kampagnen und -aktionen von Campax verwendet werden. Herzlichen Dank!

Abb.1: Spendeneinnahmen brutto pro Monat (exkl. Gelder von Stiftungen)

Zu Beginn des Jahres 2021 stabilisierten sich die Einnahmen im Bereich von 50’000.- Franken monatlich. Dies war insbesondere den Jahresbeiträgen geschuldet, die zum Start von 2021 einbezahlt wurden. Während der April verhältnismässig wenig Spendenerträge generierte, übertraf der Mai alle Erwartungen. Dank vielen Massnahmen und Aktionen zu den Abstimmungen vom 13. Juni 2021, in deren Zentrum eine schweizweite Plakataktion stand, nahm Campax zum ersten Mal seit seiner Gründung über 100’000.- Franken in einem Monat an Spenden von Privatpersonen ein. Im Sommer verblieben die Einnahmen auf dem soliden Niveau des Jahresbeginns, gefolgt von einem überdurchschnittlichen Herbst. Im September und Oktober fanden vor allem die Kampagnen zur Nationalbank und zu den Versicherungsunternehmen viel Anklang und entsprechende Unterstützung (in beiden Monaten wurden über 70’000.- Franken an Spenden eingenommen). Demgegenüber waren der November und die Efforts zum Jahresabschluss im Dezember etwas weniger ertragreich als erhofft. Dennoch sind die gut 794’000.- CHF an Spenden von Privatpersonen im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von 44,7%.

Abb. 2: Kumulierte Spendeneinnahmen brutto pro Monat (exkl. Gelder von Stiftungen)

Von diesen Spenden sind rund 45,8% für Campax allgemein sowie Mitgliedsbeiträge und Spenden von Change-makern und damit frei verwendbar. Die Petitionsplattform ACT generierte wie schon im Vorjahr gut 12,8% der Spendenerträge. Damit sind Betrieb und Betreuung der Plattform sowie die Unterstützung von Petitionsstarter:innen durch das ACT-Team nach wie vor abgesichert. Die wichtigsten Spendenkampagnen, deren Gelder zweckgebunden sind, waren 2021 die Kampagne zu den Abstimmungen vom 13. Juni 2021, die Kampagne zur Schweizer Nationalbank (SNB) sowie diejenige zu den Versicherungsunternehmen. Die drei Kampagnen machten rund 20,5% der Spendeneinnahmen aus. Die übrigen Prozentpunkte verteilen sich auf kleinere Kampagnen und Aktionen für alle anderen Themen.

Abb. 3: Prozentuale Verteilung der Spendeneinnahmen brutto auf die Kampagnen (exkl. Gelder von Stiftungen)

Zusätzlich zu den Spenden von Privatpersonen konnte Campax auf die Unterstützung von Stiftungen zählen. Die Kampagne zur Nationalbank wurde von einer Stiftung, die nicht genannt werden möchte, mit rund 113’000.- Franken sowie von der Patagonia-Stiftung mit 6’400.- Franken unterstützt. Ferner finanzierte The Sunrise Project mit 66’000.- CHF die Versicherungskampagne sowie mit 9’150.- Franken unsere Aktionen zum Finanzdienstleister BlackRock. Ausserdem erhielt Campax 41’500.- Franken von der deutschen Schwesterorganisation Campact im Rahmen der OPEN Fund Förderung (OPEN ist das internationale Netzwerk nationaler Grassroots-Organisationen, dem Campax angehört) sowie 32’300.- Franken von der Fondation Charles Léopold Mayer pour le progrès de l’homme für das Whistleblowing-Projekt SwissLeaks.

Abb. 4: Stiftungsgelder verteilt auf Kampagnen bzw. für die Organisationsentwicklung.

All diese Beiträge führten zu kumulierten Spendeneinnahmen von 1’063’517.- Franken. Campax knackte damit 2021 erstmals die Schallgrenze von einer Million Spendeneinnahmen und hofft sehr darauf, dass sich der erfreuliche Wachstumstrend 2022 fortsetzt. Im Vergleich zum Vorjahr betrug das finanzielle Wachstum rund 50%.

Abb. 5: Gesamteinnahmen 2021 (kumuliert).

Wir danken allen Spender:innen und Stiftungen für ihre grosszügigen und wertvollen Beiträge im Jahr 2021, die die Arbeit von Campax erst ermöglichen!

Revisionsbericht, Bilanz & Erfolgsrechnung

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Credits:

Erstellt mit Bildern von Tierney - "Viral epidemic influenza and Coronavirus Covid-19 concept" • Daniel Krasoń - "Woman charges her smartphone with power bank using fast charge USB-C cable. Interface on the screen was created in graphic program." • kschneider2991 - "money money tower coins" • MichaelGaida - "cobblestones paving stones stones" • tonktiti - "Female hands heart shape on nature bokeh sun light flare and blur leaf abstract background."