Mal möglichst abseits des Verkehrs nach Franken zu radeln. Bei der Suche nach einer schönen Strecke bin ich im Netz auf den König Ludwig Main-Donau-Kanal gestossen. Bilder und Beschreibungen versprachen höchsten Radlgenuss. Er musste von München aus aber erstmal erreicht werden. Der »Ludwigskanal« führt über 172 Km von Kelheim bis nach Bamberg. Mit seinen 100 Schleusen und Kanalbrücken war der 1846 fertiggestellte Kanal ein technisches Meisterwerk seiner Zeit. Ich plante bei Riedenburg auf den Kanal zu treffen und startete an einem lauen Junimorgen schon um 5.30 Uhr in München.
Über die Ungererstrasse und die Freisinger Landstrasse erreiche ich nördlich von Unterföhring den Isarradweg. Traumhafte Morgenstimmung, Vögel singen laut und klar, ab und an das Rauschen der renaturierten Isar. So nahe der Stadt und doch richtig entrückt kommt man sich hier vor. Die wenigen Pendler die mir grinsend entgegenkommen entgehen so der Hölle der Einfallstraßen, auf denen der, im Verkehrsplanerjargon genannte »motorisierter Individualverkehr« kurz MIV, in Kürze den üblichen morgendlichen Stau bildet.
In bin in die Einflugschneise des FJS-Airport gelangt. Im Zwei-Minuten-Takt ziehen die Maschinen über mich hinweg.
Vor Freising bemerke ich, dass sich mein Garmin abgeschaltet hat. Prompt wähle ich den falschen Pfad und ärgere mich anschließend im Ort noch über einen »Grünen«. Er regelt den Verkehr an einer Kreuzung und weist mich energisch an die Fußgängerunterführung zu benutzen.
Etwas über vier Kilometer Bundestrasse erwarten mich nun, die sind erträglich und gleich ausgestanden. Dann befinde ich mich auf abseits gelegenen Radwegen und kleinen Straßen. Zügig gehts dahin und schon ist er da – der Hopfen. Viele schön angelegte Radwege am platten Land die vermutlich viel zu selten benutzt werden. Also, am Geld scheint es nicht zu liegen wenn in den Städten der Wille fehlt den MIV in die Schranken zu weisen. Aber das will ich hier nicht vertiefen.
Gott erhalts! Hallertau vom Feinsten. Ob unser Landesvater hat hier sich inspirieren lassen zu seiner Kruzifix-Kampagne? Bei Neustadt überquere ich die Donau und frage mich, als ich den Weg da unten sehe, warum ich nicht weiter nach Osten fahre.
Kurz nach dem Ort Hexenagger mit gleichnamigen Schloß gelange ich nach Riedenburg und an die Altmühl.
Bis Dietfurt an der Altmühl vermischt sich auf wenigen Kilometern die Dreifaltigkeit – Altmühl, Ludwig Main-Donau-Kanal, und der Main-Donau-Kanal. Einst von Umweltschützern angeprangert und wirtschaftlich sehr umstritten, hat es der Main-Donau-Kanal nicht leicht. Ganz sicher ist er ein Erholungsort für die Menschen geworden. Radtouristen und Flußkreuzfahrer geniessen die idyllische Landschaft und nähren die hiesige Gastronomie. Der Abschnitt bis Beilngries mit den Altarmen der Altmühl ist ein echtes Juwel.
Vor Dietfurt, südlich von Mühltal, die Schleuse 12 mit dem dazugehörigen Schleusenwärterhäuschen.
Von den einst 100 Schleusen sind heute noch 67 erhalten bzw. Relikte davon. Man wähnt sich wie in einer anderen Zeit.
Die Ludwigskanal Gößeltal-Kanalbrücke bei Beilngries. An einigen Stellen wird der Kanal über eine Brücke geführt. Diese Kanalbrücken waren im 19. Jahrhundert eine technische Meisterleistung.
So langsam neigt sich meine Fahrt dem Ende zu. Ich treffe mich mit meiner Frau an der Raststätte Feucht. Der Kanal führt direkt daran vorbei. Nürnberg erspare ich mir heute und zwischen Nürnberg und Bamberg ist vom Ludwigskanal so gut wie nichts mehr erhalten. Bis Feucht gibt es aber noch allerhand zu geniessen.
Bei Schwarzenbruck überquert der Ludwigskanal die Schwarzach. Meine Tour ist fast zu Ende.
Wunderbare Strecke, viel Ruhe, wunderbare Landschaften und angenehmes Wetter. Ein echter bayerischer Radlspaß. 203 Km, 08:23:18 reine Fahrzeit. Insgesamt war ich 11 Stunden unterwegs und habe 130 Fotos gemacht. Mit Sicherheit werde ich nochmal auf dieser Strecke unterwegs sein. Noch immer habe ich den Isarradweg nicht beendet. Der Plan wäre von München auf dem Isarradweg nach Deggendorf. Von da auf dem Donauradweg westwärts bis Kelheim. Dort mündet der Ludwigskanal bekannterweise in die Donau. Selbstverständlich würde ich dann den Donaudurchbruch beim Kloster Weltenburg besuchen. Dazu war bei dieser Fahrt die Zeit zu knapp.
KEEP RIDING
Variante über Kelheim mit Schifffahrt
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