26 Tage - 22 verschiedene Übernachtungen - 2 Erwachsene - 2 Hunde - 8.875 geplante Kilometer. So war der Planungsstand, den wir gemeinsam seit Februar 2018 kreiert hatten. Viele Gedanken zur Route und zu den Übernachtungen standen an und wollten entschieden werden.Nordkapp - Ja oder Nein - eine schwere Entscheidung? Wie viele Kiloemter können wir den Hunden und auch uns beiden zumuten? Norwegen, das Land wo 60 Kilometer nicht mal eben in 20 Minuten abgenudelt werden. Wir machen wir es mit dem Gepäck? Wie verpflegen wir uns tagsüber? Was kostet eigentlich der Diesel in Norwegen? Fragen über Fragen!
WELCHE FOTOTASCHE NIMMT TASCHENFREAK MIT?
Wer den Taschenfreak Jörg kennt, weiß wie ihn eine solche, für viele völlig einfache, Frage beschäftigen und um den Schlaf bringen kann. Es sollte ein Rucksack sein, da Jörg diesen zig mal mit seinem Reisegepäck zusammen aus dem Auto wuchten sollte und die ganzen Sachen gerne alle an einem Ort zusammen haben wollte. Es standen einige zur Auswahl. Da waren zum Beispiel der große MindShiftGear Backlight 26L in grün, der Compagnon Backpack in Orange, der Compagnon Explorer Backpack Plus (einer der letzten finalen Prototypen) und einen Tag vor unserer Abreise erreichte uns auch noch der f-Stop Gear Loka in Orange mit einigen ICUs zum testen. Es wurde der Companon Explorer Backpack Plus in der Farbe Arctic. Dieser war rechtzeitig von Compganon an uns geschickt worden, so das wir diesen vor Abreise noch in Ruhe einpacken konnten und es ausgiebig testen konnten. Eine solche Reise ist nicht der richtige Ort für Experimente. Das Reisegepäck waren vier Fahrzeugspezifische Reisetaschen der polnischen Firma KJUST, die absolut auf den vorhandenen fahrzeugspezifischen Kofferraum zugeschnitten sind. Eine gute und sinnvolle Investition.
WELCHES STATIV NIMMT DER STATIVFREAK MIT?
Da gab es nicht viel zu überlegen. Das NOVOFLEX Triopod Pro 75 und der NOVOFLEX MagicBall mussten mit. Leider war die Kurbel-Mittelsäule nicht mehr kurzfristig lieferbar, sonst hätten wir diese auch mitgenommen. Zum Stativ muss Jörg als „Stativfreak“ nicht viel sagen - es ist seines Erachtens der Kaiser in der Königsklasse an Stativen.
Reisebüro - oder - DIY-Online-Reisebuchung?
Wir sind wirklich echte Fans von Reisebüros und „Sorglos-Buchungen“, aber leider gab es das was wir wollten mit der nötigen Flexibiltät und Individualität nirgends oder wäre nicht mehr bezahlbar gewesen. Wer schon mal so eine Rundreise selbst gebucht hat, bekommt Respekt für die Arbeit von Reiseagenturen und ich kann Euch eines sagen - wir sind keine einfachen Kunden.
Der erste Tag war gekommen - der 06. Juni 2018
Entgegen unseres ganz genauen Reiseplans bewiesen wir schon in den ersten Reisestunden gebührende Flexibiltät und fuhren doch von Fehmarn aus nach Dänemark und nicht wie geplant „außenrum“. So sparten wir uns knappe 180 Kilometer Umweg, zahlten dafür aber 108 Euro für die Fähre die uns in knappen 45 Minuten von der deutschen Ostsee-Seite in die dänische Südsee brachte. Etwa zwei Stunden später checkten wir in Kopenhagen ein, in unserem ersten gebuchten Hotel.
Schatz, das ist ein Hostel. Wusstest Du das?
Natürich wusste Jörg das. Nicht. War ihm aber nach knappen 800 Kilometer auch irgendwie egal. Die Zimmer im A&O Copenhagen Norrebro waren zwar elend klein aber sauber und wir waren eh alle supermüde. Der Parkplatz war kostenlos und wir parkten direkt unter unserem Zimmer. Die Tiefkühl-Pizza die man uns machte war lecker und das große kalte Tuborg-Bier tat sein übrigens. Gute Nacht.
Oslo war das nächste Ziel - 07. Juni 2018
Von Kopenhagen über die große Brücke nach Schweden. Ein Ereignis, das man mal gemacht haben sollte. Warum auch immer, ob es an der Sonne, der super süßen schwedischen Zöllnerin oder an Jörgs schlechten Sprachkenntnissen lag, er zahlte eine „Passage“ für 115 Euro umgerechnet. Erst 35 Kilometer später dämmerte es ihm, dass da irgendwas nicht stimmte. Denn eigentlich sollte nach unseren Recherchen und unserer umfangreichen Reisekalkulation diese Grenzüberquerung via Brücke „nur“ sanfte 54 Euro kosten. Jörg hat sich eine Stunde lang über sich selbst aufgeregt und dann begonnen zum glücklichsten Schweden-Touristen zu moutieren der dem Land gerade freiwillig eine Spende getätigt hat. „Ich Depp!“, war sein abschließender Kommentar zu diesem Sachverhalt und den zum Fenster rausgeworfenen fast 60 Euro.
Das Olympia Sporthotel liegt etwas außerhalb von Oslo. Das wussten wir auch und das war auch so gewollt. Aber das unser Navigationssystem uns in eine ganz andere Gegend schickte und wir plötzlch vor einem geschotterten Privatweg und einem „Schlagboom“ standen, war so nicht geplant. Also musste das gute alte Google Maps rann, um uns ans Ziel zu bringen. Eine wunderschöne Gegend an diesem See im Norden von Oslo. Enorm viele Sportler waren hier. Wir fühlten uns durch deren Anwesenheit etwas gemoppt, aber die Gegend war tiefenentspannend in seiner Wirkung auf uns. In der „Kantine“ gab es am Abend nach 19 Uhr nur noch Müsli. Kein Scherz. Und Bier. Oder auch gerne Milch in allen Varianten. Es war keine Milch, die wir tranken, so viel können wir Euch verraten. Das Zimmer mit seinen getrennten Betten war groß und sauber, hatte aber mehr von Krankenhaus, also von „Olympia-Hotel“ - zumindest suggerierte uns das unsere Wahrnehmung vom Begriff „Olympia-Hotel“. Das Frühstück hingegen riss alles raus und die Sonne dazu machte es nur um so schöner. DIe erste Tagestour in den Norden sollte also heute starten.
Rondane Hochfjell - die nächste Etappe - 8. Juni 2018
Angekommen in Rondane - auf etwas über 1.000 Höhenmeter verschlug es uns den Atem, so faszinierend und Atemberaubend war es hier.
„Faszinierend“, war so ziemlich das einzige Wort das man ständig von uns hören konnte. Das Rondane Hochfjell Hotel war ein für uns „alpines“ Hotel, dass etwas in die Jahre gekommen war, aber mit seinem Charme und seinem extrem guten Essen zu überzeugen wusste. Unser erstes Rentier-Filet, dass wir je gegessen haben, auf knappen 1.000 Metern Höhe in der Sonne vor dem Hotel sitzend.
Der 09. Juni 2018 - Trondheim ist das nächste Ziel
Mit dem Wasserfall-Rauschen in den Ohren in der frühen Morgen-Sonne vor em Hotel sitzen und gemeinam frühstücken - so begann unser Tag in Rondane.
Über Dombas und das Dovrefjell führte uns an diesem Tag die Route bis zur viertgrößten Norwegischen Stadt - Bis nach Trondheim.
In Trondheim sind wir direkt am Hafen, direkt in der City im Raddison Blu „abgestiegen“. Der Service war überragend gut, der Parkplatz mit umgerechneten 35 Euro Parkgebüren zu teuer, aber dafür ein wunderschönes Zimmer und ein sehr bequemes Bett. Bei so vielen Stunden im Auto ist ein gutes Bett wirklich Gold Wert.
Über die Nord-Norwegen-Grenze - 10. Juni 2018
Von Trondheim sollte uns unsere Reise an diesem Tag 388 Kilometer weiter in den Norden führen.
„Diese Strecke wird heute nicht besonders spektakulär, Schatz...“
... waren Jörgs Worte als wir in Trondheim noch im Raddison Blu beim erstklassigen Frühstück saßen. Am Abend im Ferienhaus am See sitzend wusste er, dass war gelogen. Der Norden Norwegens hatte uns an diesem Tag fest in seinen Blues gezogen und lies unsere Herzen zusammen Buggy tanzen.
„Norwegen kenne ich wie meine Westen-Tasche. War ja schon über 25 mal dort...“
Das stimmte, was Jörg hier sagte. Das stimmte aber nur für den Süden, denn er war nur einmal bis Trondheim gekommen und „nur“ drei mal am Geiranger Fjord gewesen bisher, aber noch nie nördlicher. Das sollte diese Reise korrigieren. Mit jedem Kilometer, den wir mehr in den Norden fahren, fragten wir uns mehr, warum wir nicht schon viel früher eine solche Tour gemacht haben.
Die gebuchte Unterkunft wurde durch einen kleinen „Buchungsfehler“ beim Vermieter zu einem Ferienhaus an einem kleinen See. Da in Nord-Norwegen Sonntags die Supermärkte geschlossen haben und es etwa seit 150 Kilometer keine Tankstelle mehr gab haben wir bei einem Bauernhof uns was Käse, Eier, Brot und Butter gekauft und haben nach dem Bezug der idyllischen alten Ferienhütte am See inmitten des Waldes eine leckere Brotzeit gemacht. Die Akkus werden mal alle gründlich geladen und das Tagebuch wird aktualisiert und die Bilder auf die externe Festplatte gesichert. Zur Ausrüstung, komme ich ganz sicher noch mal am Ende dieses Reiseberichtes und am Ende dieser kleinen Page.
Überquerung des Arctic Circle - den Polarkreis - 11. Juni 2018
Nach einem selbstgemachten Marmeladenbrot und frisch mit dem Wasserkessel aufgekochten Kaffee am Bett in unserem Waldhaus machen wir uns wieder auf, satteln den weißen Diesel-Hengst und reiten über eine 26 Kilometer Schotterstraße nach Schweden hinein. Zu unserer Enttäuschung gab es mitten im Wald keine Genze, keine flotte blonde Zöllnerin und auch kein Schild „Sie verlassen das Königreich Norwegen...“ oder ähnliches. Und genau so sah es etwa 80 Kilometer weiter im Norden bei der Einreise nach Norwegen wieder aus. Schade, denn eigentlich hätten wir gerne wieder mal den guten Check-Heft gepflegten Zustand unserer beiden Hunde begutachten lassen, wie schon bei der Einreise nach Dänemark, nach Schweden und auch nach Norwegen bei der ersten Einreise. Es ist wahrscheinlich einfacher als Mensch unerkannt durch Europa zu reisen, als fünf Kilo Herz mit süßen Hundeaugen auf vier Pfoten.
Polarkreis. Und was ist das? Wir geben zu, wir haben es auch erst nachlesen müssen. Es klang aber toll und irgendwie dachten wir, muss man mal überquert haben. Wikipedia sagt dazu:
Polarkreise nennt man die Breitenkreise auf 66° 33′ 55″ (≈ 66,57°) nördlicher und südlicher Breite, auf denen die Sonne an den Tagen der Sonnenwende gerade nicht mehr auf- bzw. untergeht. ... Die Polarkreise begrenzen die Polargebiete. Ihre Lage ergibt sich aus der Neigung der Erdachse gegenüber der Senkrechten zur Ekliptik von derzeit 23,43°. Der Polabstand der Polarkreise beträgt 2602 km und der Äquatorabstand 7383 km. Ihre Länge beträgt 15.996,3 km.
Apropos Sonne, die nicht mehr untergeht: Dieser Zustand ist wahrlich ungewohnt für uns Flachland-Süd-Europäer, also wir Hessen, die gewohnt sind, dass es Nachts dunkel wird wenn man schläft. Wir schauen uns oft Nachts gegen 03:30 Uhr gegenseitig an und fragen uns „Aufstehen?“, weil es so hell von draussen rein scheint. Wirklich sehr ungewohnt und dennoch faszinierend.
Den Abend lassen wir im Hotel Rognan direkt am Fjord ausklingen und lesen, schreiben Tagebücher, sichern ein paar Bilder in die Cloud und hören Musik aus unserer Wahlheimat übers Internet - Radio RSH.
Was fasziniert uns an Norwegen?
- Die Weite des Landes.
- Die sehr guten Straßen auf denen man gerne auch mal 50 km fährt ohne das einem ein anderer begegnet.
- Der faszinierende Tunnelbau der Norweger mit Abbiegungen und Kreiseln in den Tunneln die auch gerne mal direkt aus dem Felsen auf einer Hängebrücke enden.
- Wie schaffen es die Norwegen über wirklich jede Sehenswürdigkeit eine Oberleitung zu spannen?
- Warum schafft es Norwegen mit der Elektro-Mobilität? Überall, selbst in der „Pampa“ findet man Elektro-Tankstellen und überall - wirklich überall begegnen einem Elektroautos. In Olso haben wir eine ganze Weile lang Autos gezählt und wirklich jedes sechste Auto ist ein Tesla, BMW i irgendwas, E-Golf oder ähnliches.
- DIe geniale LTE Versorgung im ganzen Land - wirklich im ganzen Land. Norwegen hat es - wie viele andere Länder außerhalb Deutschlands auch - verstanden das Internetzugang kein Luxus mehr ist, sondern eine Selbstverständlichkeit.
- Die Norweger strahlen. Selbst bei der Arbeit wirken Norweger (und -rinnen) glücklich und zufrieden. Grimmige Norweger sucht man vergebens.
„Jörg, beschreibe Norwegen in einem Wort!“
Demut. Es ist Demut. Demut ist das Wort das Jörg durch den Kopf geht und immer wieder über seine Lippen leise kommt, wenn er die Weite der Hochtäler geniest und wir oft Wortlos wortlos durch die Weite des Landes fahren.
Musikempfehlung für Norwegen-Reisende
Jon Henrik Fjällgren wurde uns von einem guten Online-Freund für diese Reise emfohlen und ihn hören wir immer dann wenn wir über ein Hochfjell fahren oder die Landschaft dort in diesen Höhenlagen genießen. Er bespielt mit seiner außergewöhnlichen Musikrichtung nicht nur die Ohren, sondern auch die Sinne. Zumindest unsere. Danke lieber Stefan für diese Empfehlung.
Der 12. Juni 2018 - von Rognan nach Narvik - weiter nach Norden
In Rognan begrüßt uns ein leichter Nieselregen, was die Hunde nicht davon abhält uns gegen 07 Uhr mal die Wiese vorm Fjord zu zeigen. Wir lassen es zu, dass die zwei mal vier Pfoten mit uns eine Runde Gassi gehen.
Die Route von Rognan nach Narvik sollte etwas weniger als 300 Kilometer sein und eigentlich nicht besonders spektakülär werden. Dachten wir. Die Natur Norwegens hat uns an diesem Tag wieder gezeigt, dass man sie nicht unterschätzen sollte. So sind wir viel an Fjorden entlang gefahren und über das eine oder andere Hochland gefahren.
„Stephanie, beschreib mal so kurz wie möglich den Norden Norwegens!“
„Brutal liebevoll“ oder „Gewaltig sanft...“
Weiter nach Norden - von Narvik nach Kvalvik - der 13.Juni 2018
Da wir uns bewusst gegen das Nordkapp und für die Lofoten entscheiden haben, starten wir an diesem Tag unsere letzten Etappe nach einem sehr guten Frühstück im sehr schicken Scandic Hotel in Narvik. Unser Ziel ist ein Viking Camp namens MIT FabLab im nördlichen Kvalvik. Die Strecke soll heute nur 230 Kilometer lang sein, aber dank reichlich Nebenstraßen wird diese dennoch sechs Stunden dauern.
Unsere längere Pause legen wir dort ein wo Stephanie kurz meint „da steht was mit Fossen, lass mal da lang fahren...“und schon stehen wir an einem wunderschönen und beeindruckenden Wildwasser, wie man es nur selten sieht.
Die Norweger erzählten uns im Süden, das es dieses Jahr so wenig Wasser gäbe wie noch nie, weil es so früh so warm wurde. Das erzählten sie uns von Oslo bis kurz über Trondheim bei 26 bis 30 Grad Lufttemperatur tagsüber. Seit der Überquerung des Polarkreises erzählen uns die Norweger das es dieses Jahr so wenig Wasser gibt, wie noch nie, weil es dieses Jahr so lange so kalt ist. Das erzählen uns hier die Norweger bei etwa 6-12 Grad Lufttemperatur am Tage. Norwegen ist immer für eine Überraschung gut.
Gegen 16:45 Uhr kommen wir an unserer Unterkunft an. Das Viking Camp des MIT-FabLab. Eine äußerst spannende und coole Location und wir bekommen das „America-Haus“ zugewiesen. In diesem sehr genialen und Top eingerichteten Blockhaus sind ein alter Südstaaten-Hut, ein Sattel, Lasso und Peitsche (ohhhh La La...) und ganz viele andere an die USA erinnernde Gegenstände zu finden. Die Einfahrt zu unserem Haus haben wir mal mit der GoPro gefilmt.
Den Tagesabschluss verbringen wir wie immer mit der Routenplanung des nächsten Tages, mit etwas Lesen, mit unseren beiden vierbeinigen Reisebegleitern und einer Dose Bier. Hach...
Die Kehrtwendung am 14.Juni 2018
Nachdem wir wie glückliche Babies in unserem Blockhouse geschlafen hatten, trotz der immerwährenden Helligkeit die ganze Nacht über sollte heute der nördlichste Punkt unseres Roadtrips erreicht werden und unser Weg wieder Richtung Süden eingeschlagen werden.
Der nördlichste Punkt, den wir beide jemals bisher erreicht hatten, war damit mitten in einem nordischen Fjord auf einer Fähre bei der Position 69 Grad 40 Minuten und 11 Sekunden Nord. Irgendwie waren wir beide zum einen sehr stolz, zum anderen aber auch unsicher ob es die richtige Entscheidung war, das Nordkapp zugunsten der Lofoten auszulassen. Uns trennten nur noch 260 Kilometer Luftlinie oder 480 Kilometer norwegische Straßen. Ob diese Entscheidung die Richtige war, werden wir erst nach den Lofoten beurteilen können.
„Dann fliegen wir eben nächstes Jahr nach Tromsø und fahren den Rest mit einem Leihwagen. Das holen wir nach...“
... waren wir uns beide schnell einig. Man(n und Frau) soll ja Ziele haben...
Nach einem Abstecher in die wirklich schöne Stadt Tromsø genossen wir wieder die nordische Natur aus Schneebedeckten Bergen, tiefen Fjorden und vielen, sehr vielen Kurven.
Angekommen in Garsnes Brygge an einem kleinen Fjord unter Schneekuppe-Bergen bezogen wir unser Cottage und genossen die Ruhe und frische Luft bei einer Brotzeit auf der Terrasse. Übrigens: Elchwurst ist teurer als lecker. Ihr versteht?
Der 15. Juli 2018 führt uns nach Vesterålen...
... und um genauer zu sein auf die nördlichste Insel Andøya der Inselgruppe Vesterålen. Einige bezeichnen diese Region oft als die Nord-Lofoten, was aber nicht korrekt ist. Unsere nächste Unterkunft ist in Andenes auf Andøya. Doch bis dahin waren landschaftlich, und leider auch wettertechnisch, sehr spannende 315 Kilometer zu absolvieren.
Das türkis blaue Wasser der Fjorde und des Atlantiks faszinieren uns genau so sehr wie die schroffen gewaltigen Berge die hier um die 700 Meer hoch direkt aus dem Wasser in die Höhe schießen. Gewaltige Eindrücke, die uns gegen Abend wieder müde und erschlagen wirken lassen. Eindrücke, die verarbeitet werden wollen und uns ganz sicher nie wieder in Vergessenheit geraten. Natur, die beeindruckt.
Wenn die Wolken so schön am Balkon vorbei ziehen muss die GoPro mal schnell ein Zeitraffer-Video erstellen. Alle 2 Sekunden eine Aufnahme. Herrlich dieses Wolken und Lichtspiel. Oder?
Ein Tag ohne Auto - der 16. Juni 2018 auf Andøya
Wie durch den Wetterbericht vorherzusehen war, fiel unser Whale Watching an diesem Samstag in Andenes aus. Dem Kapitän waren die sechs bis acht Meter hohen Wellen zu hoch. Zum Glück. So genossen wir den Autofreien Samstag im Bett, auf dem Sofa und zu Fuß in diesem kleinen nordischen Insel-Städtchen.
Das Wetter, der Wind und der Regen sollen sich für den nachfolgenden Tag, den Sonntag, deutlich beruhigen. Wir werden sehen ob wir dann eine zweite und letzten Chance zur Whale Watching Tour bekommen. Unser nächstes Ziel, die Lofoten, und unser Appartement in Reine warten schon auf uns. Leider trennen uns noch gute sechs Stunden Fahrt von diesem Ziel. Mal sehen ob wir aufs Schiff und zu den Walen kommen und wie die Fahrt danach zum südlichen Zipfel der mittlerweile berühmten Lofoten verläuft. Wir werden berichten.
Der Rollentausch am 17. Juni 2018
Wer uns nicht persönlich kennt, sollte die folgende Kuzbeschreibung aber kennen. Stephanie, die sensible und eher zurückhaltende Person, die Angst vor der Höhe, vor dem Meer und vor Schiffen inbesondere hat. Sie setzt sich nicht gerne durch und steht schon gar nicht gerne vorne oder im Mittelpunkt. Jörg, der etwas rauhe Typ, wenig Angst, mags gerne schaukelig, hat keine Wetterprobleme, mags rauer und robuster, war seine ganze Kindheit in den Ferien immer in kleinen schaukeligen Booten auf dem Meer und ist absolut Seefest.
An diesem Tag war alles anders!
Stephanie drängte sich durch die etwa 70 bis 80 Menschen durch an die Spitze des Whale-Watching-Kutters und stand bei vier Meter hohen Wellen ganz vorne in der Spitze des Buges und fotografierte die Whale-Safari. Auf der etwa einstündigen Rückfahrt in den Hafen genoss Stephanie eine kräftige Gemüsesuppe und ein frisches Brötchen und strahlte. Die Landratte.
Jörg hingegen beschäftigte sich kurz nach der Hafenausfahrt schon intensiv mit kontrolliertem Ein- und Ausatmen und „fütterte fleissig die Fische“ indessen. Auf der Rückfahrt von der hohen See (etwa 19 Kilometer weit draussen) versuchte er langsam ein paar Schlucke Wasser zu sich zu nehmen und saß dezent grün angelaufen an der Reling und suchte den Horizont. Der Seebär.
Nach vier Stunden Seegang und „Fische füttern“ empfingen wir unsere beiden vierbeinigen Freundinnen, die so lange bei Piedro, einem Museumsguide waren, wieder und machten uns auf die etwa sechs Stunden lange Fahrt nach Reine auf die sagenumworbenen Lofoten. Da wir erst um 16:00 Uhr aus Andenes auf Andøya aufbrechen konnten und spätestens um 22:00 Uhr auf den Lofoten einchecken sollten waren wir leider etwas unter Zeitdruck.
Angekommen in Reine, um 21:25 Uhr übrigens, checkten wir ein und saßen erschlagen von diesen Eindrücken des Tages noch drei Stunden beisammen und strahlten. Stephanie vor Glück den Wal getroffen zu haben und Jörg vor Glück wieder an Nahrung denken zu können und seine Frau so glücklich zu sehen.
Der liebe Gott und die Lofoten - 18. Juni 2018
Als Der liebe Gott die erde schuf, sah er sie an und sagte: „Es ward gut!“ ... und dann machte er sein Meistertück in Form einer kleinen Inselgruppe und hängte diese an ein wunderschönes Land dran. voila - Die Lofoten.
Die Lofoten. Dafür liesen wir auf unserem Roadtripp das Nordkapp aus. Was ein Glück. Gott sei Dank haben wir uns für diese Inselgruppe entschieden. Wir können diese Natur kaum in Worte fassen und sind wieder einmal „voll“ ob der Eindrücke nach diesem Tag und genießen nun...
Regen auf den Lofoten - Entspannung - 19. Juni
Nachdem wir uns so langsam daran gewöhnt haben bei viel Licht zu schlafen, schlafen wir sehr gut hier im Norden. Das obige Bild ist um kurz nach Mitternacht aufgenommen worden und genau so hell ist es die komplette Nacht hindurch hier oben über dem Polarkreis. Aus dem Bett heraus das Ziehen der Wolkenformationen in den krassen zerklüfteten Lofoten-Bergen zu beobachten macht uns Menschen sehr klein, verletzlich und zeigt uns, dass wir nur ein kleiner Teil dieser göttlichen Natur sind.
Den heutigen Regentag verbringen wir in Reine, in unserem wunderschönen Appartment, mit Lesen, ausgiebig Frühstücken, liebe Mails schreiben und etwas mit den Apps spielen. Zum Beispiel mit der Quik-App aus dem Hause GoPro mit denen wir die beiden nachfolgenden Videos „mal eben“ erstellt haben. Faszinierend was da nahezu automatisch an Ergebnissen herauspurzelt.
Die GoPros besitzen wir schon lange, sind aber erst seit diesem Urlaub wirklich völlig begeistert, sowohl von der GoPro6 als auch den dazu gehörenden Apps. Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und nur mit dem Tablet, einem iPad Pro 10.5, unterwegs zu sein und das Notebook und die ganze Hardware zu Hause zu lassen, war eine sehr gute Entscheidung, die wir in den ersten zwei Wochen unserer Reise bisher nicht bereut haben.
Um 05:30 Uhr in den Tag starten - 20. Juni 2018
Die Lofoten haben uns im Sturm erobert. Oder wir sie. Dennoch haben wir heute die Lofoten mit der Fähre von Moskenes nach Bodø verlassen. Durch hohen Seegang und schicker Quersee fuhr die Fähre anstelle der 3 Stunden und 15 Minuten über 4 Stunden. Unsere vierbeinigen Freundinnen mussten leider im Auto bleiben. Jörg überlegte die kompletten vier Stunden wo in den letzten Jahren seine Seefestigkeit geblieben ist während Stephanie in Ihr Buch vertieft war. Alleine der Gedanke den Blick vom Horizont zu nehmen war für Jörg... ihr kennt ja seine Seetauglichkeit von der Whale Watching Tour.
Eines der Highlights auf unserer heutigen Strecke sollte der Blick auf den zweitgrößten (370 qkm) Gletscher Norwegens, den Svartisen, sein. Stephanie hatte noch nie einen Gletscher gesehen und wir planten unsere Route extra mit Umwegen ein, weil es da einen schönen Blick auf das kalte alte Stück Eis geben sollte. Ein etwa fünfzehnminütiges Wolkenloch ermöglichte ein paar Momente und den Blick auf das monströse Dauer-Eis.
Gegen 21:00 Uhr checkten wir dann endlich im Scandic Hotel in Mo i Rana ein. Es war ein verregneter und sehr langer Tag mit in Summe deutlich über 400 Kilometer und drei Fähren. Dennoch war es ein wunderschöner Tag mit wahnsinnig vielen Eindrücken der majestätischen Natur Norwegens und vielen Emotionen.
Die 5.000 Kilometer-Marke und ein Weißkopfseeadler - 21. Juni 2018
„Da, daaaaa ist ein Elch....“
... laut zu rufen während seine Beifahrerin seit Stunden im „Elch-Radar-Modus“ ist, regelmäßig piepst und leises Fluchen mit Worten wie „die vielen Elch-Schilder sind doch Touristen-Verarsche....“ von sich gibt, ist definitiv keine gute Idee. Kann jemand Jörg mal raussuchen ob Lieferheld oder Lieferando auch in Norwegen funktioniert? Von Stephanie kann er mit Versorgung in den nächsten Tagen sicher nicht viel erwarten, nach dieser Aktion.
Drei Fähren, unzählige Tunnel, davon einer 11 Kilometer lang und ein anderer über 8 Kilometer lang und 388 Kilometer Wunderschöne Straßen mit malerischer Natur haben uns heute durch sehr wechselhaftes Wetter geführt. Norwegen, so lieben wir Dich!
Von Mo i Rana nach Namsos auf der Fv17, einer wunderschönen Nebenstraße Norwegens, haben wir heute unsere GoPro mal wieder vorne ans Auto geklemmt und auf etwa 20 Kilometer mitlaufen lassen für eine etwas über eine Minuten dauernde Zeitrafferfahrt. Steigt ein...
Zwei Kilometer vor unserem Scandic Hotel in Namsos knacken wir heute die 5.000 Kilometer-Marke und haben bisher etwas über 80 Stunden Fahrzeit hinter uns. So viele Kilometer völliger Faszination. So viele Kilometer ohne einen Elch zu sehen. Aber einen ausgewachsenen Weißkopfseeadler haben wir heute gesehen und das ist auch hier in diesen Fischreichen Gegenden nicht sehr oft möglich. Leider gibt es davon kein Foto, da wir an dieser Stelle leider nicht anhalten konnten. Dennoch werden wir dieses majestätische Tier sicher auch nie vergessen.
Das mit dem Autowaschen war aber ganz anders gemeint - der 22. Juni
Als wir uns gestern einig waren, dass unser Auto nach nun über 5.000 Kilometer mal eine Wäsche verdient hätte, meinten wir nicht diesen Dauerregen, der uns heute auf unserer 460 Kilometer langen Tour von Namsos bis Kristiansund begleitet hat. Das Ergebnis war sehr viel Wasser, aber das Reisemobil ist immer noch nicht sauber. Aber wir sind dennoch ab jetzt mit Wünschen nach Dusche oder großen Wassermengen vorsichtiger.
Die Strecke war heute weit, aber trotz des Wetters wieder Ehrfurcheinflösend. So langsam kommen wir an in Norwegen. Stephanie googelt schon das Norwegische Rentensystem und Jörg schaut nicht nicht mehr wie erpresst wenn die Dame an der Kasse für vier halbe Liter Flaschen Wasser knappe 29 Euro aufruft.
Von Kristiansund nach Ålesund führt uns heute unser Weg nach dem wir im Quality Grand Hotel in Kristiansund noch sehr lecker gefrühstückt haben. Eigentlich eine sehr kurze Strecke, die nur knapp 130 Kilometer bei direkter Fahrt sind. Direkte Fahrt? Niemals!
Da sind doch so schöne Küstenanschnitte dabei...
Wir merken aber beide das wir eigentlich „voll“ sind an Eindrücken. Wir haben aufgehört die Wasserfälle zu zählen, aufgehört uns bei Fähren über die Preise aufzuregen und auch aufgehört uns gegenseitig ständig zu fragen „haste gesehen...?“. Dieses Land übersteigt scheinbar unseren üblicherweise genutzten Speicherplatz für schöne und beeindruckende Naturgegebenheiten. Wir werden dennoch weiter ein paar Tage „aufladen“.
Das Wetter ist heute vielseitig wie das Land selbst. Als wir mit der GoPro vorne am Auto montiert die bekannte und wirklich sehenswerte Atlantic-Road entlang fahren, schüttet es wie aus Eimern so das die Aufnahmen ziemlich „nass“ daher kommen. Aber am Nachmittag als wir im sehr schönen Ålesund ankommen scheint sogar kurz die Sonne.
Den Abend verbringen wir alle vier in Ruhe auf dem Ledersessel oder auf dem Bett chillend und Bilder sichernd und Tagebuch schreibend während wir dem norwegischen Sprecher beim Fußball-WM-Spiel Deutschland gegen Schweden zuhören. Und dann taucht vor dem Hotelfenster auf einmal eins der Hurtigruten-Schiffe auf. Direkt vor dem Fenster...
Der 24. Juni und der Trollstiegen und der Geiranger-Fjord
Von Ålesund zum Geiranger-Fjord, war der Titel auf unserer Reiseliste für diesen Tag. Nachdem Jörg sich wieder beruhigt hatte darüber das das Radisson Blu in Ålesund umgerechnet 40 € von ihm haben wollte an Gebühr für den „einen Hund“ den wir nach deren eigener Angabe dabei hatten, konnten wir unsere Reise zu den beiden besonderen Highlights antreten. Auf dem Touri-Zettel stehen heute der Trollstiegen (die elend lange Passtraße mit 18 Spitzkehren) und der weltweit bekannte Geiranger-Fjord. Beides haben wir schon mal besucht, aber etwa 20 Jahre her. Es war also Zeit für eine Auffrischung.
Leider war der strömende Regen eher eine Erfrischung als eine Auffrischung für unsere veralteten Bilder im Kopf. Die beiden Zeitraffer-Aufnahmen aus der GoPro sind wegen zu fetter Wassertropfen auf der Frontlinse leider nicht zu gebrauchen und Jörgs geplante Drohnenfotos und -videos fielen leider ins Wasser. Jörgs Flugente, wie er seine Drohne immer nennt, hat nämlich leider noch kein Seepferdchen-Abzeichen gemacht und die Schwimmflügel zu Hause vergessen.
Das kleine norwegische Ortschaften wie Geiranger, über die vielen tausenden Kreuzfahrt-Touristen stöhnen, können wir wirklich verstehen. Die ganze Reise über haben wir uns gefragt wo denn die vielen Norwegen-Reisenden sind. Jetzt wissen wir es. Wir sind direkt anstelle früh ins Hotel Geiranger einzuchecken weiter gefahren auf den höchsten Aussichtspunkt über dem kleinen und malerischen Geiranger-Fjord, der übrigens der tiefste Fjord mit bis zu 900 Meter Tiefe sein soll, gefahren. Vor 20 Jahren war dies noch eine sehr abenteuerliche Schotterpiste mit sehr wenig Spielraum für Gegenverkehr. Heute passen auf die asphaltierte Straße zur Dalsniba hinauf gut und bequem zwei Reisebusse nebeneinander. Das nimmt diesem Ort etwas das Abenteuer, macht die Auffahrt auf 1.500 Meter über dem Fjord aber natürlich auch viel sicherer.
Den Abend lassen wir bei etwas Musik und Tagebuch schreiben mit der folgenden Aussicht vom Sofa aus zu Ende gehen. Wir merken langsam das uns die ersten 2 1/2 Wochen und über 5.500 Kilometer in den Knochen stecken.
Neue Koreanische Freunde - der 25. Juni 2018
Nach einem eher ernüchternden Frühstück (für so ein hochpreisiges Hotel) im Hotel Geiranger eilten wir uns, um die Fähre um 09:30 Uhr von Geiranger nach Hellesylt zu bekommen. Diese sollte unsere Mini-Kreuzfahrt durch den sagenumworbenen Fjord mit den Steilwänden, den Bauernhöfen auf den Hochebenen und dem Wasserfall „der sieben Schwestern“ werden. Das wir eine völlig verrückte Horde an Koreanischen Freunden, die uns alle Drücken und Herzen zum Anschied, auf dieser etwa 75 Minuten Fährfahrt ernten, war uns jedoch nicht bewusst. Auf Jörgs Frage, ob so eine Tour mit einem Bus voller Koreaner eher Funny oder eher Bestrafung sei, antworte der junge Busfahrer aus Litauen:
„Sometimes Funny, sometimes not...“
Die etwa 300 Kilometer des Tages waren mit zwei Fähren und unzähligen Tunnel gespickt. Dabei auch der weltweit längste Straßentunnel mit über 24 Kilometer. Wir haben von den etwa 300 Kilometer heute deutlich über 60 Kilometer in Tunneln verbracht, was Jörg inmitten des langen Tunnels zur folgenden Aussage verleitete:
„Man sagt ja, die norwegische Landschaft wäre eigentlich recht sehenswert...“
Den größten Europäischen Festland-Gletscher, den Jostedalsbren, haben wir heute quasi umrundet und diesen auch an vier seiner über 40 Ausläufer besucht. Faszinierend dieses „ewige Eis“, welches bei diesem Gletscher bis zu 500 Meter dick sein soll.
Gegen 20 Uhr kommen wir an unserem Tagesziel, dem Wikinger-Hotel in Gudvangen an. Wir genießen eine Brotzeit und zwei oder drei Dosen dänisches Bier und schauen den Wasserfällen vom Bett aus zu und warten auf frisch geladene Akkus. Was ein Tag...
Einunsiebzig Tunnel und die Hardangervidda - 26. Juni 2018
Der direkte Weg von Gudvangen aus unserem Wikinger-Hotel nach Bergen stand für heute auf dem Programm. Aber warum machen wir eigentlich nicht einen „kleinen Umweg“ über die Hardangervidda? Auweija....
Facts des Tages: 388 Kilometer, 71 Tunnel mit in Summe 98 Kilometer Länge, drei mal auf über 1.000 Meter Höhe und wieder runter und so viele Wasserfälle das man sie nicht mehr zählt. Aber kaum ein Wort im Auto...
Die Landschaft fesselt uns. Unser Kopf sucht nach den gewohnten Reizen, findet aber nur dieses „Nichts“, am dem er sich nicht festhalten kann. Er muss sich beginnen, sich mit sich selbst zu beschäftigen...
Ja, genau das macht die Hochebene namens Hardangervidda mit uns. Faszinierende Weite und nichts außer Gräser, Flechten, Seen aus geschmolzenem Eiswasser, Schneeüberreste und einige norwegentypische Stromleitungen.
Aus dem einen Tunnel mit dem blau beleuchteten Kreisel direkt auf eine 1,3 Kilometer lange Hängebrücke und danach direkt wieder in einen neuen Tunnel und dort direkt wieder in einen neuen Kreisel - auch das ist Norwegen. Wir haben den allergrößten Respekt vor diesen Straßenbauarbeiten in diesem Land.
Gegen 20:00 Uhr checken wir in Bergens Innenstadt im Scandic Bergen City ein und uns fehlt die Weite der Natur schon sehr, erst recht nach der Einfahrt in die Tiefgarage die eher an Pariser Innenstadt-Platzangst erinnert und das man erst drei Blocks mit den Hunden gehen muss um etwas grünes unter deren kleine Pfötchen zu zaubern. Willkommen in der sogenannten Zivilisation.
Bergen und Sonne - die Langers und gute Freunde - der 27. Juni 2018
Ein Tag ohne Ortsveränderung. Auf dieser Reise hat das nahezu Seltenheitswert. Wir wachen in Bergen auf und werden in Bergen einschlafen. Für uns beide und unsere Hunde fast ein seltsames Gefühl. Nach einem recht guten Frühstück im Scandic Hotel Bergen City machen wir uns auf in Richtung Fotoladen, den wir aus dem letzten Jahr noch gut kennen, weil Stephanie dringend neue Instax Filme für Ihre Leica Sofort benötigt. Danach treffen wir uns mit unseren sehr guten norddeutschen Freunden Martin und Thomas, die heute mit der AIDA Sol einen Stop in Bergen machen. Dieses Treffen hatten wir schon lange vereinbart und Bergen auf unserer Reise extra auf dieses Datum gelegt.
Auch wenn Bergen unter der Last der täglichen zigtausenden Kreuzfahrt-Touristen zu kämpfen hat, ist diese Stadt immer eine Reise wert. Getroffen haben wir uns beim UNESCO Weltkulturerbe Bryggen direkt am Hafen. Dort haben wir etwas abseits weiter hinten drinne erst mal ausgiebig geschnackt und einen Kaffee getrunken. Danach ging es zu einer Sightseeing Bustour durch das sonnige Bergen. Man darf nicht vergessen das Bergen die Regenreichste Stadt Europas ist und es durchschnittlich über 230 Tage im Jahr regnet. In 2017 waren es sogar 331 Tage nach Auskunft einer netten Norwegerin mit der Jörg heute sprach.
Bergen war bis irgendwann um 1.200 n. Ch. die Hauptstadt Norwegens und ist leider zigfach abgebrannt. Dennoch ist es eine liebenswerte Stadt, die sehr viele kleine Gassen und wunderschöne Häuser bietet. Eine Sightseeing-Bus-Tour bietet immer einen schnellen und relativ umfassenden Überblick. Das machen wir in fremden Städten immer wieder gerne, um danach zu wissen, was man sich noch mal in Ruhe und im Detail ansehen will. Die Liste der „noch mal angucken-Dinge“ ist bei uns mittlerweile recht lang und wir werden mal einen expliziten Städtetripp hier her unternehmen.
Wir haben die wahrscheinlich leckersten gegrillten Shrimps und Jakobsmuscheln unseres Lebens heute dort gegessen und wurden von einem netten Studenten aus Berlin sehr herzlich bedient. Auf dem Fischmarkt sind alle Nationen zu hören, sowohl bei den Touristen, als auch bei dem Servicepersonal. Eine faszinierende Stimmung, die man einen Moment erleben muss um sie zu verstehen.
Gute Freunde, viel Spaß, tolle Gespräche, sehr gutes Essen und Sonne - was braucht es mehr im Leben?
Hochland gibts auch im Süden - der 28. Juni
Ein letztes „Auf Wiedersehen Bergen“ und wir verlassen die zweitgrößte Stadt nachdem wir unser Auto in einem fast ein Kilometer entferntem Parkhaus wieder zurück erobert hatten. Das Ziel für den heutigen Tag war Haukeligrend. Ein wunderschönes Alpines Hochland mitten zwischen Bergen, Oslo und Kristiansand. Da bei diesem Roadtrip der Weg das eigentliche Ziel dieser Reise ist, waren wir heute wieder den ganzen Tag am Ziel und sehr glücklich in dieser faszinierenden Natur.
Wusstet Ihr das neun von zwanzig der höchsten Wasserfälle der Welt in Norwegen zu finden sind. Stephanie hat das heute mit Ihrer neuen Freundin, Tante Google, herausgefunden. Zwei dieser neun Wasserfälle haben wir heute hautnah erleben dürfen. Den Steinsdalfossen und den recht bekannten (Doppel-Wasserfall) Låtefossen.
„Also eins muss man denen da oben ja lassen, Natur können die...“
... schrieb einer von Jörgs Freunden per WhatsApp als er wieder einmal von Jörg mit iPhone Bildern von unterwegs versorgt wurde, damit ihm am Schreibtisch in den Telefonkonferenzen nicht so langweilig ist. Irgendwie sehr böse. Aber recht hat er. Jörg antwortet ihm darauf:
„Die können alles besser, nur keinen Kaffee!“
Das einzige auf das sich Jörg wirklich freut wenn dieser Roadtripp leider beendet sein wird, ist ein guter Kaffee, ein leckerer Latte oder Cappuccino. Das fehlt ihm offensichtlich sehr, so oft wie er davon in den letzten Tagen spricht.
Gegen 20:30 Uhr checken wir dann endlich nach knappen 300 Kilometer Natur-Pur im Hotel Haukeli ein und bekommen sogar noch ein rustikales Buffet geboten und genießen das Essen auf der Terrasse mit Blick auf die dichten Wälder hier oben auf etwa 600 Meter über dem Meeresspiegel.
Melancholie macht sich breit - der 29. Juni 2018
Heute ist das Ziel das norwegische Südkapp mit seinem Leuchtturm Lindesnes. aber die fast 400 Kilometer sollten es landschaftlich mit nochmal drei Hochfjells in sich haben. Und das war auch so! Wir fuhren von Haukeligrend über Hovden, das Sirdal bis nach Lysebotn und anschließend an unzählbar vielen Wildwassern bis an die südlichste Spitze unseres Herzenslandes.
Für Jörg ist der Süden Norwegens, und insbesondere die Gegend um Lindesnes, ein sehr bekannter Ort, an dem er in seiner Kindheit und Jugend schon über 25 mal gewesen ist. Da kommen unzählige Erinnerungen, sehr schöne Erinnerungen hoch. Er erzählt genau so sprudelnd wie die Wildwasser...
Den Abend runden wir mit einem Besuch bei Tante und Onkel in Ihrem Ferienhaus ab und landen dann schlussendlich gegen 22:00 Uhr an unserem letzten gebuchten norwegischem Hotel in Farsund. Der Blick auf den Hafen aus vom Rederiet-Hotel macht die Melancholie in uns nicht kleiner.
Von Farsund nach Flensburg - der 30.Juni 2018
Der letzte Hotel-CheckOut in Norwegen und dann geht es zur Schnellfähre nach Dänemark. So der Plan für den vorletzten Tag unserer Reise. Mit viel Sonne und wenig Worten, da wir beide sehr mit uns, unseren Gedanken und unseren Emotionen beschäftig sind. Gegen 13 Uhr fahren wir duchndas Heck der Fjord Cat, unserer Schnellfähre von Kristiansand nach Hirtshals an der dänischen Nordspitze. Uns hat man mehrfach verdeutlicht das die beiden Hunde im Auto bleiben müssen während der Überfahrt. Interessanterweise sind bei uns hinten am Heck des Schiffes drei fremde Hunde mit Ihren Herrchen und Frauchen. Verstehen muss man das nicht. Leider ist es im Autodeck, wo wir geparkt wurden, recht weit vorne und ganz oben sehr warm. Die Hunde sind nach den etwa drei Stunden als wir zum Auto zurück kommen nicht besonders „amused“ über diese Überfahrt.
Mit einem anständigen Spaziergang am Strand von Løkken machen wir das wieder gut bei unseren verbeinigen Reisebegleitern.
Gegen 21:30 Uhr sind wir wieder in Deutschland und checken im letzten Hotel dieser Reise, im Hotel am Fjord in Flensburg, ein. Man merkt aber sehr schnell wieder im Neuland zu sein. Datenschutzerklärungen zum WLAN, Parken nur mit Münzgeld und das langsamste WLAN der kompletten Reise. Willkommen zurück im analogen Deutschland.
Wenn der Weg das Ziel ist, was ist dann das Ende eines Roadtrips? - der 01. Juni 2018
Nach 8.434 Kilometer drücken wir Stolz und Müde von der deutschen Stau-Autobahn und den völlig verbohrten hektischen Menschen hinter den Lenkrädern und ihrer unausgeglichenen Art zu fahren, den Stop Knopf unseres Reisemobils. Ja, wir sind resettet und von der skandinavischen Art zu Leben schwer angesteckt worden und hoffen beide sehr uns diese innere Ruhe und Gelassenheit noch etwas erhalten zu können. Wir nehmen glücklich unsere beiden erwachsenen Töchter und "Haus-Sitter" in den Arm und genießen ein leckeres Steak im Bürgerhaus in Neu-Anspach. Wir sind wieder da. Wir wir das finden? Fragt lieber nicht...
Habt Ihr Interesse an der genauen Reiseroute?
Wir haben die ganzen 8.400 Kilometer unsere GPS-Tracker-App mitlaufen lassen auf dem iPhone und haben diese in Google-Maps eingelesen und veröffentlicht für Euch.
Und wie gehts weiter?
Wir kommen jetzt erst mal "an" und "leben uns wieder im Alltag ein" und werden diesen Reisebericht in den nächsten Tagen ganz sicher noch etwas anpassen und überarbeiten. WIr haben noch eine schicke Auflistung für Norwegen Reisende und auch ein paar Zahlen und Fakten zu dieser Reise, die wir ganz sicher nie vergessen werden. Es war ein Traum, ein Traum den wir schon lange geträumt haben und es wird auch noch lange nachhalten in unseren Träumen.
Nachtrag - August 2018 - zwei Monate danach...
Wir sitzen gerade im Ferienhaus in Dänemark und haben heute gute 10 Stunden das Videomaterial aus Norwegen gesichtet und geschnitten. Knappe 10 Minuten für 8.500 km - wir hoffen das Video gefällt Euch?! Wir freuen uns auf Eure Kommentare.
Treu dem Norwegen-Urlaub gemäß haben wir das Video auch nur mit dem iPad geschnitten, was erstaunlich gut geht. Als Software habe ich LUMA Fusion im Einsatz. Mag ich sehr...
Dein Jörg & Deine Stephanie - Eure Langers
Ihr wollt uns zu dieser Reise schreiben? Gerne - wir sind per Mail erreichbar.
Credits:
www.langeronline.de