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Ich war dauernd irgendwie verliebt Karoline Wüthrich

Mit Karoline Wüthrich begegnet mir im Vorgespräch eine selbstbewusste Frau mit viel Power. Im Gespräch steigt sie sofort mit ihrer ersten Begegnung mit Jesus ein. Ich muss sie bremsen: «Fangen wir doch von vorne an… woher kommst du, Karoline?»

FEG.persönlich von Harry Pepelnar

Drautschen in Kärnten

Karo, wie ihr alle sagen, wächst mit drei Geschwistern in Kärnten, Österreich, auf. Die Eltern sind vielbeschäftigte Leute: Sie bauen ein Haus. «Wir sind einfach aufgewachsen und mussten zuhause anpacken.» Mit dem Glauben war nicht viel los bei Steiners, wie Karo ledig hiess.

Bild: Karo mit Maria Wider

Das Ehepaar Wider

Maria und Ruedi Wider aus dem St. Galler Rheintal sind Absolventen der Bibelschule Beatenberg. Sie wollen in die Mission nach Kärnten, aber keine Missionsgesellschaft sendet sie. Aber der Ruf Gottes ist da und so ziehen sie halt selber nach Kärnten. Dort bauen sie in Krumpendorf ein Freizeithaus für Kinder und ziehen von Dorf zu Dorf, um Traktate zu verteilen und Kinder zu Kinderfreizeiten einzuladen. Und so kommen sie auch mit der Familie von Karo in Kontakt. «So kann ich schon ab 3 Jahren mit meinen Geschwistern in diese Kinderwochen und habe viele Geschichten von Jesus gehört. Die Eltern konnten uns Kinder günstig abgeben und hatten so Zeit für den Hausbau.»

Bild: Karo 4 Jahre mit der weissen Jacke in der Mitte und mit weissen kurzen Haaren

Erstkommunion

Mit acht Jahren feiert sie die Erstkommunion. «Das Wichtigste war für mich das weisse Kleidchen und der Kirchbesuch.» Sie will eigentlich jeden Sonntag in die Kirche, aber die Eltern machen da nicht mit. «Da meine Eltern nicht in die Kirche wollten, bin ich halt jeweils fast eine Stunde allein gelaufen.»

Dauernd verliebt

Als Teenager verliert sie den Zugang zu Gott und Jungs nehmen den Platz ein. «Ich war dauernd verliebt und die Jugenddisco war bei mir im Zentrum.» Sonst war in dieser Gegend nicht viel los. Bis eine Evangelisation ihr Zelt im Dorf aufstellt. Eine ganze Gruppe von jungen Schweizern aus Bern und Münsingen begleiten Robert Bührer, den Evangelisten. Es gibt auch einen Jugend­-treff und das zieht Karo an. Sie ist 15 Jahre alt, als sie in die Aussprache mit einem jungen Mann geht. «Ich dachte mir, der sieht doch noch ganz gut aus.» Weil es regnet, müssen die beiden ihr Gespräch in einem Auto durchführen. «Ich fragte diesen Mann eigentlich nur als Vorwand, wie man sich bekehrt. Ich hatte an­dere Dinge im Kopf.» (Bevor es jetzt spannend wird: Dieser Mann, Martin, ist heute mit ihrer Schwester verheiratet!)

Dann erklärt ihr Martin das Evangelium, erzählt von dieser Kluft, die sie trennt von Gott und diesem Jesus, der am Kreuz für ihre Schuld gestorben ist. Und plötzlich begreift Karo: «Was muss ich tun?»

Sie spricht ein Gebet nach und ab jetzt ist sie in Jesus verliebt. Und wie!

Bild: Karos Bekehrung. Links mit den langen blonden Haaren.

Der Spleen wird schon wieder vergehen

«Ich bin extrem leidenschaftlich», beschreibt sie sich selbst. «Wenn es mir den Ärmel hineinzieht – dann 100-prozentig! Als Kind konnte ich zum Beispiel alle Hundesorten auswendig!» Und diese Leidenschaft lebt sie ab jetzt auch mit Jesus. Sie betet am Familientisch laut, singt im Eishockeystadion Jesuslieder, und das nicht zur Freude ihrer Freunde. «Mein Vater hat das gar nicht lustig gefunden. Er meinte, dass der Wider mich vergiftet hat und der Spleen schon vergehen wird.» Aber die Liebe zu Jesus lässt sie nicht mehr los.

«Ich war vielleicht schon ein wenig übertrieben fromm, aber in dem Moment war es richtig. Obwohl ich dadurch in der Schule zum Aussenseiter wurde.»

Damals fangen Richard und Renate Moosheer als erste Missionare der Vision Europa in Kla­genfurt ihren Dienst an. Und Richard betreut die jungen Leute und holt sie jeden Sonntag für den Gottesdienst in der Gemeinde ab.

Die Wüthrich-Jungs

Auch in Münsingen kommen in dieser Zeit drei Jungs aus der Familie Wüthrich zum Glauben. Einer davon ist Jürg. Karos Schwester hat unterdessen nach Münsingen geheiratet, eben diesen Martin aus dem Auto. Ihre Schwester lädt sie ein, in der Schweiz zu arbeiten, und so landet Karo im Bellevue Hilterfingen im Service. Am Sonntag besucht sie wann immer möglich den Gottesdienst in Münsingen. Jürg sucht in dieser Zeit jemanden, mit dem er für Österreich beten könnte und…..trifft natürlich Karo. Und so machen sie miteinander ab, dass es bei den Treffen nur ums Beten gehen soll! «Jürg hatte so viel Glaubensmut und war so visionär, das hat mich begeistert.»

Ihre Gebetszeiten werden immer länger und andere haben schon längst gemerkt, dass es gefunkt hat. Auch Jürg merkt es irgendwann!

Gemeindegründung Dornbirn

Beide heiraten und besuchen eine Bibelschule. Richard Moosheer traut sie. «Liebe ist der Wille zur Gemeinschaft, dieser Satz von Richard ist mir geblieben!» Und diesen Tipp kann Karo gut gebrauchen. Das erste Kind kommt auf die Welt.

«Wir hatten es im ersten Jahr nicht einfach. Aber immer, wenn es nicht mehr ging, dann knieten wir miteinander nieder und beteten. Das dauerte manchmal sehr lange.»

Nach der Bibelschule kommt die Berufung nach Österreich, zuerst nach Wien, aber dann geht eine Tür in Dornbirn auf. «Wir waren zur Gemeindegründung berufen. Es war eine intensive und geniale Zeit. Wir haben viele Wunder erlebt.» Einmal gab es einen heftigen Zoff und Karo flüchtete mit dem Kinderwagen in die Stadt. Dort trifft sie eine Jugendfreundin aus Kärnten, ebenfalls mit Kinderwagen. Die beiden Ehepaare treffen sich zum Abendessen und als Wüthrichs erzählen, warum sie in Dornbirn sind, sagt der Mann: «Euch schickt der Himmel, wir suchen schon lange jemand, der uns die Bibel erklärt.» Beide lassen sich später taufen.

Stabile Persönlichkeit

Die Gemeindegründung ist erfolgreich, aber fordert ihren Preis. Jürg erleidet zwei Burnouts und Karo übernimmt viele Aufgaben.

«Ich bin ein stabiler Mensch und bin auch ein Helfertyp. Wir haben es geschafft, dass die Familie immer ein Ruhepol ist. Bis heute.»

Ich denke mir, hinter einer starken Leiterpersönlichkeit wie Jürg (Leiter der Missionen FEG Schweiz), steht eine noch stärkere Frau.

Heute arbeitet Karo in einer Mütterberatung, lernt mit Flüchtlingen und iranischen Studenten Deutsch und Farsi und ist immer noch motiviert für ihre Familie da, ihren Mann, die drei Kinder und die zwei Enkelkinder.

Danke, Karo, dass du uns deine Geschichte erzählt hast.