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Technologiegestützte Innovationsförderung Richard Copland

Das Apollo-Programm gilt als die größte technologische Errungenschaft in der Geschichte der Menschheit. Viele Technologiefelder wurden durch das Apollo-Programm weiterentwickelt. Das Ergebnis: Mehr als 1.800 Spin-off-Produkte bis 2015. Eine vergleichsweise wenig beachtete Komponente dieser unglaublichen wissenschaftlichen und technischen Meisterleistung ist LC-39, auch bekannt als Launch Complex 39 oder besser als die Raketenabschussrampe im John F. Kennedy Space Center in Florida.

Diese Startrampe und ihre diversen Anlagen waren unerlässlich für das Apollo-Programm. Nach entsprechenden Modifikationen wurde die Startrampe auch für das Space-Shuttle-Programm verwendet und ist noch heute in Betrieb. Launch Complex 39 dient heute für die privaten Raumfahrtprogramme wie Falcon 9, Falcon Heavy und Dragon 2 von SpaceX als Startplattform. Und auch die NASA ist mit dem NASA Space Launch System noch im John F. Kennedy Space Center aktiv. Ohne diese unglaubliche Plattform wären der Besuch und die Erkundung des Weltalls, wie wir sie seit 50 Jahren für normal halten, niemals möglich gewesen.

Zurück zur Erde: Der vorliegende Artikel wirft einen detaillierten Blick auf den wachsenden Markt der Innovationsmanagementlösungen und seine vielversprechendsten Akteure. Außerdem stellt er das erweiterte Innovationsökosystem vor und erklärt, wie sich die Crowd-Intelligenz am besten nutzen lässt.

Innovations- und Ideenmanagementplattformen

Man muss gar nicht so tief in das Thema eintauchen, um die Ähnlichkeiten mit der Welt der Innovationsmanagementsoftware zu entdecken und deren Fähigkeit zu erkennen, als Ausgangspunkt für organisatorische Entdeckungs- und Innovationsaufgaben zu dienen.

G2 Crowd zufolge unterstützt Innovationsmanagementtechnologie sowohl Early-stage-Aktivitäten wie zum Beispiel die Ideenentwicklung, bewertung und -auswahl, als auch Aktivitäten in späteren Stadien wie dem Management eines Innovationsportfolios, dem Projektmanagement oder der Ressourcenplanung. Unter dem Stichwort Ideenmanagement hilft eine entsprechende Software den Prozess des Sammelns von Produktideen sowie die Organisation und das Management der anschließenden Umsetzung in Verbesserungs- und Weiterentwicklungsmaßnahmen zu strukturieren. Mitarbeiter, Kunden, Partner und andere Bezugsgruppen können für die Entwicklung wesentliche Beiträge leisten. Ziel ist es, die gewonnen Einsichten in zukünftige Produkte oder Produktversionen einfließen zu lassen.

Ideenmanagementsoftware erlaubt es den Unternehmen, Feedback per E-Mail, über webbasierte Anwendungen oder Formulare zu sammeln oder Online-Kanäle zu nutzen, um das Feedback zu diskutieren und Ideen daraus abzuleiten und zu speichern. Ideenmanagementsoftware – die moderne Variante zum traditionellen Vorschlagsbriefkasten im Büro – erlaubt es Unternehmen jeder Größe, eine Strategie der kontinuierlichen Innovation und des kontinuierlichen Wachstums zu verwirklichen. Ideenmanagementsoftware fördert die volle Transparenz eines Unternehmens – so kann jeder, der Zugang zu der Anwendung hat, Ideen von ihrer Entstehung bis zur Implementierung verfolgen. Die Ideen stammen nicht nur aus spezialisierten Abteilungen wie F&E, Produktmanagement und Marketing, sondern aus allen Bereichen der Organisation. Nahtlos in Teamkooperationstools integriert, erlauben es diese Produkte den Nutzern, intern und extern ausgerichtetes Feedback gleichermaßen zu managen.

Auf dem fragmentierten Markt der Innovationsmanagementsoftware bieten viele Unternehmen ähnliche Kernfähigkeiten an. Die Unterschiede zwischen den Anbietern betreffen im Wesentlichen Größe, Marktpräsenz, geografischen Fokus, Funktionalitätstiefe und Implementierungsmethode.

Laut Gartners Market Guide for Innovation Management vom März 2016 haben im Jahr 2014 die 20 wichtigsten Anbieter einen Gesamtumsatz zwischen 100 und 150 Millionen US-Dollar erzielt, was die Autoren des Berichts mit einem jährlichen Gesamtmarktwert von fast 500 Millionen US-Dollar gleichsetzen. In Anbetracht des Marktwachstums und der zunehmend verschwimmenden Grenzen zwischen den Angeboten liegt der Marktwert heute bei über 1 Milliarde US-Dollar.

Der Markt für Innovationsmanagementlösungen wächst, weil immer mehr Unternehmen nach Lösungen suchen, um der hohen Bedeutung der Innovation für ihre wirtschaftliche Entwicklung Rechnung zu tragen. Innovationsmanagementlösungen werden zu einem festen Bestandteil des gesamten Innovationswerkzeugs. Die vermeintlich niedrigen Einstiegsbarrieren, die geringen Anlaufkosten und die begrenzte Zahl von Branchenstandards locken viele neue Anbieter an. Ein kürzlich durchgeführter Markt-Scan ergab eine Zahl von mehr als zweihundert Anbietern.

Bei einem so beschaffenen Markt ist es für Kunden häufig schwierig, ein optimal auf ihre Bedürfnisse abgestimmtes Angebot auszuwählen und einen möglichst hohen Nutzen zu erreichen. Hinzu kommt, dass die Organisationen vielfach noch versuchen, ihre eigenen Anwendungen zu erstellen, obwohl dieser Trend zurückgeht, nachdem der Software-Sektor mittlerweile Produkte der 3. und 4. Generation anbietet. Die große Funktionalitätsbreite dieser Lösungen und der geringe Grad der Expertise in den Organisationen lassen es schwer bis unrealistisch erscheinen, eine Neuentwicklung im Alleingang zu rechtfertigen.

Die nachstehende Grafik wurde vom Autor auf dem Design Thinking and Business Innovation Summit vorgestellt. Sie stellt den Versuch dar, die Herausforderung zu entmystifizieren, jene Software auszuwählen, die die Innovationsförderung am besten unterstützt.

Während Innovationsmanagement-Plattformen kommerzialisiert werden und der Markt überlastet ist, sehen sich Unternehmen mit den Möglichkeiten weiterer technologischer Innovationen (einschließlich künstlicher Intelligenz, Predictive Analytics und Gamification) konfrontiert, die Innovationsprozessberatung, Integrationsfähigkeiten oder eine Kombination von Modellen zur Bestimmung ihres zukünftigen Erfolgs bieten.

Mit der Einführung dieses erweiterten Angebots an Fähigkeiten und Funktionalitäten laufen die Unternehmen jedoch Gefahr, sich in der Breite zu verlieren, was praktisch zu einer Identitätskrise sowohl des einzelnen Unternehmens als auch des erweiterten Marktes führt. Als Gegenmittel hilft hier ein ausgewogenes Verhältnis von unternehmerischer Führung und Treue in der Vision, da die kurzfristige Ausstrahlung anderer Teile der Wertschöpfungskette dazu führen kann, dass Unternehmen in Fragestellungen der Innovation keine nachhaltigen Fortschritte erzielen.

Die richtige technologische Lösung allein genügt jedoch nicht, um Innovation zu fördern. Ein Innovationsmanagement-Tool fällt in diese Kategorie und es wird allein niemals die Innovationsfähigkeiten eines Unternehmens auf eine neue Ebene heben. Ein vor kurzem erschienener Forrester-Bericht beschreibt diese Herausforderung mit den Worten:

„Sie benötigen eine Innovationsmanagement-Lösung, weil im Zeitalter des Kunden ohne betriebliche Veränderungen und eine offene Arbeitskultur keine agile Innovation möglich ist. Eine solche Innovationskultur darf vor Organisationsgrenzen nicht Halt machen und muss die multidisziplinäre Zusammenarbeit fördern. Viele Unternehmen beispielsweise sprechen über ihre Absicht, aus Fehlern rasch zu lernen, aber nur wenige spiegeln diesen Ansatz in ihren Geschäftsprozessen wider. Solange die Struktur der Innovationsmanagementlösung lediglich die Betriebsstruktur des Unternehmens abbildet, fühlen sich die Innovationsteilnehmer durch die bestehende Entscheidungs- und Berichtsstruktur eingeschränkt.“

Das Innovationsökosystem und wie sich die Crowd-Intelligenz am besten nutzen lässt

Wie sich das Spiel verändern und das Pendant zu LC39 verwirklichen lässt, ist zunehmend eine Frage von Ökosystemen und Plattformen. Plattformen an sich existieren schon lange. Einkaufszentren bringen Kunden und Händler zusammen; Zeitungen verbinden Abonnenten und Inserenten. Was sich in diesem Jahrhundert verändert hat, ist, dass die Informationstechnologie die Notwendigkeit des Besitzes eigener Infrastruktur und Anlagen stark reduziert hat. IT macht die Errichtung und Skalierung von Plattformen um ein Vielfaches einfacher und billiger und ermöglicht eine fast reibungslose Teilhabe, welche die Netzwerkeffekte stärkt und die Fähigkeit steigert, große Datenmengen zu sammeln, zu analysieren, auszutauschen und so den Wert der Plattform für alle Beteiligten zu erhöhen. Man braucht nicht lange Ausschau zu halten, um Beispiele von Plattformanbietern zu finden – von Uber bis Alibaba und Airbnb - deren spektakuläres Wachstum ihre Branchen von heute auf morgen auf den Kopf stellte.

So unterschiedlich diese Plattformen sein mögen, sie alle haben ein Ökosystem mit derselben Grundstruktur, bestehend aus vier Arten von Akteuren: Die Eigentümer der Plattformen (Innovationsmanagementunternehmen) kontrollieren intellektuelles Eigentum und Governance. Provider (IT-Dienstleistungsfirmen, professionelle Unternehmensdienstleistungsanbieter, Partner) dienen den Plattformen als Nutzerschnittstelle. Producer (kleine und mittlere Unternehmen, Domainanbieter existieren providerintern und extern) erstellen ihre Angebote, und Verbraucher (Kunden und Kunden von Kunden) nutzen diese Angebote.

Professionelle Unternehmensdienstleistungsanbieter sind entscheidend für den Erfolg von Innovationsprogrammen und Investitionen in Innovationsmanagementplattformen. In vielen Situationen müssen Innovationsprozesse von Grund auf neu errichtet, Innovationsführungsstrukturen geschaffen und neue Fähigkeiten und Innovationselemente entwickelt werden.

Dieses komplexe Ökosystem von Akteuren muss im Prinzip symbiotisch zusammenarbeiten, wobei diejenigen am erfolgreichsten sind, die es verstehen, die Reibung zwischen den Beteiligten gering zu halten. In den Ökosystemen der Innovationsmanagementsysteme gibt es immer noch viel zu tun, da viele Interaktionen im Betrieb nach wie vor zu Nullsummen tendieren und die meisten Kampagnen im Innovationscrowdsourcing intern ohne Einbeziehung von Partnern und Kunden durchgeführt werden. Nicola Darke von The-Future-Shapers Nicola Darke schreibt hierzu in ihrem Essay Innovation Ecosystems – Start at Home: „Entscheidend für den Aufbau eines funktionierenden Innovationsökosystems ist, wie bei jeder Bautätigkeit, ein solides Fundament.“

The Future Shapers sieht und positioniert sich als ein vergleichsweise zentraler Bewohner des Ökosystems mit der Vision, die Anlaufadresse für Organisationen zu sein, die eine innovative Zukunft formen und verwirklichen wollen. Diese Community kann als Produzent jener transformativen Gedankenführerschaft gesehen werden, die es dem erweiterten Ökosystem ermöglicht zu gedeihen.

Zur technologiegestützten Innovationsförderung bedarf es keiner komplexen Theorie, aber einer guten Startrampe.

Niemand hat behauptet, dass die Reise zum Mond einfach würde. Das Apollo-Programm benötigte acht Jahre und 20 Milliarden US-Dollar – heutzutage entprechend etwa 100 Milliarden US-Dollar. Doch die größte technologische Errungenschaft in der Geschichte der Menschheit ist nicht Ihre typische Innovationsherausforderung.

Hier kommen fünf wichtige Tipps und Erkenntnisse:

1. Formulieren Sie klare Innovationsziele und eine klare Innovationsstrategie für Ihre Organisation.

2. Technologielösungen können Innovation fördern.

3. Machen Sie sich klar, was Sie mit Ihrer Technologielösung leisten wollen und welches Ergebnis Sie sich wünschen.

4. Innovationsmanagementtools können viele (aber nicht alle) Phasen Ihres Innovationsprozesses unterstützen.

5. Neue Ökosysteme und Geschäftsmodelle bieten Mechanismen, wie Sie das Beste von allen Optionen bekommen.

Quelle: https://thefutureshapers.com, Richard Copland