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Campax Jahresbericht 2020

Seit der Gründung von Campax sind nun über vier Jahre vergangen und wir freuen uns, den vierten Jahresbericht präsentieren zu können.

Nebst hohem Engagement für Themen in allen Bereichen, denen sich Campax verschrieben hat, ist vor allem das Wachstum der Organisation seit Anfang 2020 bemerkenswert. Im September erreichten wir die Schallgrenze von einer Million Unterschriften auf der Petititonsplattform ACT und im Herbst ist die Listengrösse für den E-Mail Versand auf über 300’000 Menschen gestiegen, die informiert und mobilisiert werden können. Darüber hinaus hat Campax mit COLLECT ein digitales Tool zur Unterschriftensammlung bei Volksinitiativen und Referenden veröffentlicht, um die direktdemokratischen Prozesse im digitalen Zeitalter zu stärken.

Strategie

Die Strategie von Campax ist weiterhin, eine stetig wachsende Community von ähnlich gesinnten Menschen zusammenzubringen und sich mit Hilfe der fortschrittlichsten verfügbaren Tools gemeinsam für eine sozialere und ökologischere Schweiz einzusetzen.

2020 war in mehrerer Hinsicht ein Meilenstein. Wir haben gerade Anfang Jahr den technischen Kern unserer Infrastruktur erneuert und setzen seither mit viel Freude und Erfolg die neue Datenbank Identity ein. Identity ist das Beispiel, weshalb für Campax die Mitgliedschaft im globalen Netzwerk OPEN so unglaublich wichtig ist. Identity wurde von einer OPEN-Mitgliedsorganisation entwickelt und wird mittlerweile von ungefähr der Hälfte aller Mitgliedsorganisationen verwendet. Gemeinsam wird die Software für neue Anforderungen weiterentwickelt und die Sicherheit gewährleistet.

Mit dieser neuen Datenbank im Zentrum war es dann auch möglich, die Anzahl der Menschen in unserer Community von gut 100’000 auf über 250’000 wachsen zu lassen.

Im Laufe des Jahres wurden dann unsere Umfragesoftware, die Spendenplattform, die neue Unterschriftensammelplattform COLLECT und weitere mit Identity verknüpft. Wir können deshalb heute mit Zuversicht sagen, dass Campax über die komplexeste und am besten integrierte Softwareumgebung aller Kampagnen führenden Organisationen in der Schweiz verfügt. Darauf können wir aufbauen, denn dank dieser Technologie können wir schnell handeln, Einfluss nehmen und ganz viele Menschen mobiliseren.

Neben den Kampagnen, die vom Team der Geschäftsstelle initiiert und durchgeführt wurden, hat die Bedeutung von Kampagnen, die aus der Community heraus gestartet wurden, weiter zugenommen. Hier kommt die Strategie zum Zuge, dass wir, wenn viele Unterstützer*innen Kampagnen und Petitionen lancieren, Campax an viel mehr Orten Wirkung entfalten kann, als wenn Wohl und Wehe jeder einzelnen Kampagne alleine vom Team der Geschäftsstelle abhängig sind.

Neben der gut etablierten Petitionsplattform ACT ist deshalb die Unterschriftensammelplattform COLLECT für Initiativen und Referenden ein weiterer grosser Schritt, um die Campax-Community besser in die direkt-demokratischen Instrumente einzubinden, bzw. den Mitgliedern selber ein starkes Mittel in die Hand zu geben, um diese Instrumente für die eigenen Anliegen zu nutzen.

Das Campax weiterhin agil ist und bleiben will, hat Corona gezeigt: Noch im Februar hatte das Team ganz andere Pläne und mit der ersten Corona-Welle wurde schnell klar, was jetzt für die Menschen wichtig war. So blieb Corona denn auch weiter das dominante Thema für den Rest des Jahres 2020.

COVID-19-Pandemie

Die Corona-Pandemie hat viele unserer Pläne für 2020 über den Haufen geworfen und zu neuen Prioritäten geführt.

Was gut funktioniert hat: Die Petitionsplattform ACT hat eine wichtige Rolle gespielt bei dringenden Bedürfnissen aus der Gesellschaft, wie zum Beispiel die Berechtigung zur Kurzarbeit für Kleinunternehmer:innen. Hier konnte Campax Erfolge auf höchster Ebene ermöglichen und gleichzeitig auch die Bekanntheit von ACT massiv steigern.

Erfolgsmeldung vom 21. März 2020

Eine Herausforderung für die Geschäftsstelle war es, einen angemessenen Umgang mit massnahmenkritischen Petitionen zu finden. Grundsätzlich pflegt Campax einen möglichst offenen Umgang mit neu erstellten Petitionen. Als jedoch die Fall- und Opferzahlen im zweiten Semester sehr schnell anstiegen, sahen wir uns mit der Frage konfrontiert, ob wir massnahmenkritische Petitionen zulassen sollen, die im Erfolgsfall zu noch höheren Opferzahlen führen würden. An diesem Punkt haben wir entschieden, hier deutlich restriktiver zu werden und solche Petitionen nicht mehr zuzulassen. Dies hat uns viel Kritik aus unserer Community und massnahmenkritischen Kreisen eingebracht. Wir sind aber überzeugt, hier den richtigen Entscheid gefällt zu haben und stehen nach wie vor dazu.

Stellungnahme vom 9. September 2020

In der ersten Welle vom Frühling 2020 hat sich Campax an verschiedenen Projekten beteiligt oder diese initiiert, die weniger erfolgreich waren. Dies war aber auch eine gute Nachricht: diverse Probleme, die antizipiert wurden, sind schlussendlich nicht eingetreten.

Die Projekte:

Lancierung von corona-work.ch: Eine kartenbasierte Website, wo corona-bedingt dringend zu besetzende Stellen kostenlos publiziert werden konnten. Status: eingestellt, da der Bedarf schlussendlich gering war.

Lancierung von corona-wiki.ch: Ein Wiki zu allen corona-relevanten Informationen, um den Zugang dazu zu erleichtern. Status: eingestellt, da der Bedarf und die Besucher- sowie Publisherzahlen gering waren.

Kooperation zur Lancierung von citizen-love.ch: Eine Gruppe von Entwicklern startete das Projekt citizen-love, um Menschen mit Unterstützungsbedarf mit Hilfswilligen zusammenzubringen. Campax hat das Projekt mit Geld und Know-How unterstützt, es wurde lanciert, hat aber wegen dem Abflauen der ersten Welle und wohl auch durch die mangelnde Bekanntheit bei potentiellen Nutzer:innen keine Fahrt aufgenommen. Status: Campax hat die Software im Repertoire und wird sie ggf. für andere Zwecke künftig wieder zum Einsatz bringen.

Entwicklung und Lancierung von collect.campax.org: Das Unteschriftensammeln wurde während Corona massiv erschwert. Deshalb hat Campax die Sammelplattform COLLECT entwickelt und im August 2020 in Betrieb genommen. Status: COLLECT etabliert sich laufend weiter und wird bei immer mehr Komitees eingesetzt.

Lessons learned: Wir haben gelernt, dass in einer derart volatilen Phase wie Corona technologiegetriebene Projekte nicht immer Boden finden. Es ist deshalb darauf zu achten, dass der Bedarf gut und sehr konkret mit potentiellen Nutzer:innen abgeklärt wird. Gleichzeitig sind solche Projekte schlank, kostengünstig und mit möglichst wenig Neuentwicklung zu planen.

Klima-Kampagnen

Klima ist und bleibt eines der Kernthemen von Campax. Daher führten wir auch 2020 verschiedene Kampagnen im Kampf gegen den Klimawandel.

Dieser kennt keine Landesgrenzen, weshalb Campax auf eine gute international Vernetzung setzt. So unterstützen wir die internationale Kampagne gegen die Transmountain Öl-Pipeline (TMX) in Kanada. Zwei Versicherer mit Hauptsitz in der Schweiz sind bzw. waren nämlich massgeblich an der Finanzierung dieser Pipeline beteiligt: Zurich und Chubb. Durch den steigenden Druck der Aktivist*innen gab Zurich die Versicherungsleistung der Pipeline im Juli 2020 auf. Chubb, eine in der Schweiz weniger bekannte Versicherung, setzten wir zusammen mit dem Klimastreik unter Druck.

Übergabe bei Chubb Ltd. in Zürich

Im August beteiligten wir uns am weltweiten Protest gegen die Handelsfinanzierung von Erdöl aus dem Amazonasgebiet. Die Credit Suisse, die UBS sowie die Genfer Filialen weiterer europäischer Banken waren massgeblich in die Finanzierung von umstrittenem Öl aus dem ecuadorianischen Amazonasgebiet involviert. Das zeigte ein Bericht der amerikanischen Umweltorganisationen Stand.earth und Amazon Watch. Campax übte mit einer kreativen Aktion und einer Petition Druck auf die Banken aus, diese Finanzierung zu stoppen. Anfang 2021 kam dann die gute Nachricht: Die Banken ING, BNP Paribas und Credit Suisse kündigten an, sich aus der Handelsfinanzierung zurückzuziehen. Ein grosser Erfolg für uns!

Im September beteiligten wir uns an einer internationalen Aktion gegen BlackRock. Der Vermögensverwalter gehört zu den bedeutendsten Geldgebern von vielen der grössten Unternehmen, die den Klimawandel vorantreiben. Rund 30 Mitglieder der Campax-Community demonstrierten am Standort Zürich gegen die dreckigen Machenschaften des Finanzgiganten. Einige Tage später legten wir mit einer Online-Aktion nach, bei der unsere Mitglieder BlackRock via Twitter, Email und Telefon auf unsere Forderung aufmerksam machten.

Protestaktion vor dem BlackRock Hauptquartier in Zürich

Umwelt

Die Umweltkampagnen 2020 standen ganz im Zeichen des Themas Wasser.

Mit der Kampagne #CleanUpSwitzerland machten wir uns mit öffentlichen Aufräumaktionen gegen die Plastikverschmutzung von Landschaft und Gewässer aufmerksam. Diese Kampagne fand im Juli ihren Abschluss.

Seit August setzen wir uns zusammen mit der Initiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide gegen den Agrochemiekonzern Syngenta ein. Denn über eine Million Menschen trinken in der Schweiz Wasser, das mit Abbaustoffen des wahrscheinlich krebserregenden Pestizides Chlorothalonil belastet ist. Dieses ist genau deshalb seit 2020 in der Schweiz verboten. Trotz des gesundheitlichen Risikos und der hohen Belastung des Wassers führte Syngenta vor dem Bundesverwaltungsgericht Beschwerde gegen das Verbot. Darauf reagierte Campax und fordert von Syngenta: “Euer Gift nicht in unserem Wasser - Chlorothalonil-Beschwerde zurückziehen!”

Ähnlich unlautere Machenschaften betreibt Nestlé. Das Unternehmen zapfte in den USA und Kanada jahrelang quasi gratis Wasser von Quellen ab und verkaufte dieses dann teuer auf der ganzen Welt. Sehr zum Unmut der lokalen Bevölkerung, welche sich seit Jahren gegen diese Geschäftspraktiken wehrt. Kürzlich verkaufte Nestlé den Zugang zu diesen Quellen, entgegen der Forderung der lokalen Bevölkerung.

Petitionsübergabe bei Nestlé in Vevey

Auf Anfrage unserer Freunde von Story of Stuff, Sum of Us und weiteren Gruppen in den USA und Kanada statteten wir Nestlé deshalb einen Besuch in Vevey ab. Bei einem Gespräch mit dem Chef für Nachhaltigkeit übergaben wir die Unterschriften der über 100’000 Menschen, die sich gegen den Verkauf der Quellen aussprachen.

Menschenrechte

Im Bereich Menschenrechte setzten wir 2020 den Fokus auf die Uigur*innen in China, die Proteste in Belarus sowie die Abstimmung zur Konzernverantwortungsinitiative.

In der chinesischen Provinz Xinjiang wird die ethnische Minderheit der Uigur*innen massiv überwacht, in Zwangslager interniert und zu Zwangsarbeit gezwungen. Es gibt Berichte von Folter, Massenvergewaltigungen, Zwangssterilisationen, Hunger und unhaltbaren hygienischen Verhältnissen in den Lagern.

Gemeinsam mit der Gesellschaft für bedrohte Völker und dem Uigurischen Verein Schweiz lancierte Campax Ende März 2020 eine Petition, die eine Neuverhandlung des Schweizer Freihandelsabkommens mit China verlangt. Anfang September reichten wir die 23’000 Unterschriften starke Petition ein, begleitet von einer bildkräftigen Aktion mit uigurischen Masken ein.

Ende November lancierte Campax erneut eine Petition, dieses Mal an die UBS gerichtet. Die Grossbank unterhält Beziehungen zum chinesischen Konzern Hikvision, welcher eine zentrale Rolle bei der Massenüberwachung der Uigur*innen spielt. Anfang Dezember unterstrichen wir unsere Forderung an die UBS mit einer Aktion: Gegenüber dem UBS-Gebäude in Zürich Altstetten befestigten wir ein 20 Meter breites Banner mit einem eindrücklichen Visual und dem Schriftzug “Keine Geschäfte mit Hikvision!”.

Das aufgehängte Banner am Bahnhof Zürich Altstetten.

Ebenfalls im Dezember beteiligten wir uns an einem Online-Podium mit einer ehemaligen Inhaftierten sowie einer Mahnwache am internationalen Tag der Menschenrechte.

In Belarus fanden Anfang August 2020 die Präsidentschaftswahlen statt, deren Ergebnis – Langzeitherrscher Lukaschenko beanspruchte 80% der Stimmen – offensichtlich und massiv gefälscht war.

Seither geht die Bevölkerung Woche für Woche zu tausenden auf die Strasse. Lukaschenkos Regime reagierte darauf mit massiver Polizeigewalt: Bis Ende 2020 sollen 33’000 Personen verhaftet worden sein, zudem gab es mindestens 1000 Berichte von Folter. Campax zeigte sich von Beginn weg solidarisch mit der belarusischen Bevölkerung und forderte in zwei Online-Aktionen den Bundesrat dazu auf, Sanktionen gegen Belarus zu ergreifen beziehungsweise diese zu erweitern. Zudem unterstützte Campax die Menschenrechts-organisation Libereco. Diese lancierte auf ACT eine Petition zur Freilassung der Schweizer Doppelbürgerin Natallia Hersche sowie eine weitere für die Beendigung der Repression gegen Studierende.

Im November kam die Konzernverantwortungsinitiative zur Verabschiedung, nachdem sie bereits 2016 eingereicht worden war. Campax trat dem Verein Konzernverantwortungsinitiative bei und beteiligte sich via Email-Versänden und Social Media-Aktivitäten aktiv an der Mobilisierung für ein Ja.

Anti-Rassismus

2020 war ein geladenes Jahr. Nach dem Tod des US Amerikaners George Floyd ist seit Juni auch in der Schweiz das Thema Black Lives Matter nicht mehr wegzudenken.

Im Rahmen der nationalen und internationalen Proteste hat Campax eine Anti-Rassismus-Kampagne gestartet. Mit einem Aufruf zur Solidarisierung konnte die Campax Community sich mit einem Pin ausstatten. Ein kleines Zeichen, der aber viel aussagt.

Im Oktober hat Campax die Seite stop-racism.ch lanciert. Das Ziel ist, Alltagsrassismus und Racial Profiling in der Schweiz sichtbar zu machen. Trotz wissenschaftlichen Berichten und Untersuchungen wird oft argumentiert, dass diese Problematiken in der Schweiz nicht existieren. Das möchte Campax mit dieser Plattform ändern, auf der Betroffene ihre Erlebnisse anonym teilen können. Wenn sie es wünschen, verbinden wir sie mit einer Beratungsstelle. Die Plattform ist als Ergänzung zu bestehenden Beratungsmöglichkeiten gedacht, wobei Anonymität gewährleistet ist, damit die Dunkelziffer kleiner wird. Die grösste Herausforderung ergibt sich darin, dass es nicht so einfach ist, die Plattform an die Betroffenen zu bringen. Dafür wäre eine Zusammenarbeit mit anderen Organisationen die näher bei den Betroffenen sind wichtig. Dem möchten wir 2021 nachgehen.

Campax setzt sich für eine antirassistische Sprache ein. Insbesondere auch intern und innerhalb der Community. Mit einem Workshop haben wir den ersten Schritt in diese Richtung gemacht.

Flüchtende

Im Februar 2020 liess der türkische Präsident Erdogan den Flüchtlings-Deal mit der EU platzen und rund 13’000 Menschen wurden an die griechische Grenze getrieben.

Daraufhin startete Campax eine schnelle und starke Kampagne als Reaktion auf die Schrecken, die Flüchtende zwischen den beiden Grenzen erleben mussten. Die Forderung an Bundesrätin Karin Keller-Sutter war: die Schweiz – der Depositarstaat der Genfer Konvention – muss mindestens 5’000 Flüchtende aufnehmen.

Innerhalb von zwei Wochen kamen über 20’000 Unterschriften zusammen. Leider konnten wir aufgrund der Corona-Pandemie während mehrerer Monate keine ausdrucksstarke Petitionsübergabe vor Ort veranlassen. Anfang Juli organisierten wir schliesslich eine Übergabe in Bern, an der rund 30 Unterzeichner*innen teilnahmen. Leere Schuhe, vor die Bundeskanzlei gelegt, waren das Symbol für geflüchtete Kinder, Frauen und Männer, denen Asyl verweigert wird und die unter prekären humanitären und unhygienischen Umständen monatelang an den EU-Aussengrenzen und auf den griechischen Inseln ausharren müssen.

Im April schlossen wir uns dem Oster-Appell von evakuieren JETZT an und mobilisierten die Campax-Community, den Appell zu unterzeichnen. Der Appell sammelte dank der Unterstützung der vielen beteiligten Organisationen über 50'000 Unterschriften, die dem Bundesrat im Juni 2020 übergeben wurden.

Demokratie

Das Thema Demokratie ist bei der Arbeit von Campax allgegenwärtig (siehe auch den Bericht zur Belarus-Kampagne). Ein besonderes Augenmerk legten wir 2020 jedoch auf Donald Trump.

So begann 2020 mit einem wahren Highlight: Mit einem gigantischen Banner begrüssten wir Donald Trump auf seinem Helikopterflug ans WEF in Davos mit der Nachricht “Fight Climate Change, Not Iran”.

Als Trump im November endlich abgewählt wurde, war es voraussehbar, dass er das Wahlergebnis nicht anerkennen würde. Deshalb bereiteten wir zusammen mit USA Expert*innen in- und ausserhalb der USA schon am Vorabend der Wahl eine Strategie vor, sollte dieser Fall tatsächlich eintreffen. So konnten wir bereits am 4. November mit einer Petition Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga und Aussenminister Ignazio Cassis dazu aufrufen, die Anerkennung eines Siegers der US-Präsidentschaftswahlen so lange zu verweigern, bis alle Stimmen ausgezählt waren.

#HonourEveryVote - eine Mahnwache für die Demokratie

Zudem veranstalteten wir unter dem Hashtag #HonourEveryVote in Bern und Zürich kleine Mahnwachen für die Demokratie, welche wir in ernsthafter Gefahr sahen.

Pelzkampagne

Die Pelzkampagne hatte 2020 mehrere grosse Highlights: Erstens unterschrieben über 40’000 Menschen die Petition und bestellten zehntausende von Stickern und Flyer, zweitens ist die diesjährige Demo gegen Pelz zu nennen und drittens natürlich unser riesiges Stofftier Colby.

Leider verabschiedete der Bundesrat im März 2020 die neue Pelzdeklarationsverordnung. Deren Neuerungen sind allerdings keine wirklichen Verbesserungen. Glücklicherweise reagierte die Campax-Community darauf genauso unerfreut, wie erhofft, und die Petition sammelte dafür umso mehr Unterschriften.

Trotz Corona nahmen im November über 300 Personen an der Pelz Demo in Zürich teil. Unsere Kampagne und deren Forderung waren das Kernstück der Demo. Der Thematik wurde zu dem Zeitpunkt aufgrund der Berichterstattung über die 17 Millionen getöteten Nerze in Dänemark nochmals angeheizt.

Mit unserem zwei Meter grossen Colby liessen wir dank grosszügiger Spenden das Maskottchen der Kampagne zum “Leben” erwachen. Tausende Leute hatten bereits unsere Petition unterschrieben und Sticker bestellt. Das heisst, das blaue Fantasietierchen war inzwischen weit und breit bekannt.

Aufruf zum Videoshooting für die Pelzkampagne

Unter dem Motto “Tierliebe gehört zur Schweiz” reisten wir mit Colby durch die Schweiz, um Foto und Videoaufnahmen zu machen, Flyer zu verteilen und über die Kampagne aufzuklären. Colby ist ein wahrer Kinder- und Aufmerksamkeitsmagnet und wird auch 2021 eine grosse Rolle in der Kampagne spielen.

Eidgenössische Abstimmungen 2020

Campax konnte sich über einige positive Resultate freuen. Gleichwohl sind auch einige Abstimmungen nicht im Sinne von Campax ausgegangen, insbesondere das Scheitern der Konzernverantwortungs-Initiative am Ständemehr war ein schmerzhaftes Resultat.

9. Februar 2020: Die deutliche Annahme des Gesetzes für den “Schutz vor Hass” freute Campax sehr. Es war sehr wichtig, dass nach jahrelangen Diskussionen zu diesem Thema – in denen viele Aktivist*innen, Organisationen und Parteien dafür gekämpft haben, dass der Schutz vor Diskriminierung von Parlament und Bundesrat akzeptiert wird – diese Abstimmungsvorlage angenommen wurde.

Visual zur Abstimmung

27. September 2020: Die Ablehnung der “Begrenzungsinitiative” und des Jagdgesetzes sowie die eindeutige Zustimmung zum Vaterschaftsurlaub waren im Sinne von Campax. Die unglaublich knappe Annahme bei der Frage zur Beschaffung neuer Kampfflugzeuge war frustrierend, denn wir haben die Campax Community mobilisiert und nur wenige tausend Stimmen mehr im “Nein-Lager” hätten zu einem anderen Ausgang geführt.

Leider gab es trotz grosser Bemühungen ein "Nein" zur KVI.

29. November 2020: Dieser Abstimmungssonntag bleibt in keiner guten Erinnerung. Die Ablehnung der KVI durch das Ständemehr war eine schmerzliche Niederlage. Die Zusammenarbeit mit dem Initiativkomitee reichte am Ende doch nicht. Dieses Resultat zeigt auf, dass noch viel Potential in Sachen Mobilisierung vorhanden ist, um bei ähnlich umstrittenen Vorlagen das Zünglein an der Waage sein zu können. Die verhältnismässig deutliche Ablehnung der Kriegsgeschäfte-Initiative ist zu akzeptieren, auch wenn sich Campax einen anderen Abstimmungsausgang gewünscht hätte.

Projekt C

Detailwandel unterstützen! Der Verein Detailwandel plante während Monaten die freundliche Übernahme des Detailhändlers Coop. Die grösste Genossenschaft sollte durch freie Wahlen demokratisiert und drei Ziele umgesetzt werden: Eine konsequente Klimastrategie, faire Preise für Konsumierende wie auch für Produzierende sowie bessere Anstellungsbedingungen für die Mitarbeitenden.

Damit freie Wahlen möglich geworden wären, hätten innerhalb von nur 30 Tagen über 50‘000 Unterschriften gesammelt werden müssen. Hier wäre Campax ins Spiel gekommen. Wir hatten alles vorbereitet, um mit unserer Community digital Unterschriften zu sammeln und beim Powerplay um den Genossenschaftskonzern auf allen Ebenen mitzuhelfen. Leider kam es nicht so weit: Der Coop-Verwaltungsrat bekam Wind von der bislang geheimen Kampagne und verschärfte das Wahlreglement derart, dass die freien Wahlen verunmöglicht wurden. Als Protest organisierte Campax eine Petition für mehr Demokratie bei Coop, die von mehr als 15‘000 Menschen unterschrieben wurde. Damit ist die Sache noch nicht gegessen: Ein langjähriger Coop-Genossenschafter klagte gegen die Detailhändlerin. Der Ausgang ist offen, doch klar ist: Campax wird in Kooperation mit dem Verein Detailwandel weiterhin für mehr Demokratie, faire Preise, eine konsequente Klimastrategie und bessere Arbeitsbedingungen bei Coop einstehen.

SwissLeaks

Im März 2020 lehnte das Parlament die Whistleblowing-Gesetzesvorlage nach jahrelangen Vorarbeiten ab.

Campax nahm darauf Kontakt mit verschiedenen Stakeholdern auf, um eine Koalition für einen neuen Anlauf zu bilden. Dazu gehören insbesondere Transparency International Schweiz, der Schweizerische Gewerkschaftsbund sowie verschiedene Politiker*innen. Bei einem gemeinsamen Gespräch offenbarten sich allerdings die grossen Differenzen, auch innerhalb des Pro-Lagers. Wir bleiben dran!

Über die Plattform Swissleaks haben wir 2020 rund 15 Fälle bearbeitet. Einige weitere wurden eingereicht, lagen aber offensichtlich nicht in unserem Tätigkeitsbereich. In etwa der Hälfte der bearbeiteten Fälle haben wir weiter recherchiert und Massnahmen ergriffen. Dennoch war im vergangenen Jahr kein Fall erfolgreich oder wurde gar von den Medien aufgegriffen.

Tschüss Plastik

Neben Projekten im Kontext der Pandemie wurden weitere Projekte und Kampagnen angedacht, aber nicht durchgeführt. Als Beispiele sind zu nennen: der Schutz vor Diskriminierung von Menschen mit einer Beeinträchtigung und die Plastik Kampagne.

Mit der Plastik Kampagne wollten wir dem Thema von Plastikabfällen in Schweizer Gewässern nachgehen. Untersuchungen haben diese prekäre Lage aufgezeigt. Eine Umfrage in 2019 der Campax-Community hatte ergeben, dass Campax-Mitglieder eine Kampagne dazu befürworten. Nach mehreren Versuchen mit Aufräumaktionen und einer Challenge haben wir die Kampagne vorerst eingestellt. Es stellte sich als äusserst schwierig heraus Menschen für Aufräumaktionen zu begeistern, die sie, mit Unterstützung von Campax, selber planen mussten.

CleanUp vom 12. Juli 2020 in Basel

Petitionsplattform ACT by Campax

2020 war ein besonderes und arbeitsintensives Jahr für unsere Petitionsplattform.

Der Beginn der Pandemie markierte den grössten Zuwachs gemessen an der Anzahl der auf der Plattform gestarteten Petitionen. Durch die Einschränkungen und Folgen der Corona-Krise eröffneten sich neue Themen für Petitionen. So zum Beispiel die Petition “Tausende Kleinbetriebe von Kurzarbeitsentschädigung ausgeschlossen, obwohl sie ALV Beiträge zahlen”, die innerhalb weniger Wochen mehr als 90’000 Unterschriften sammelte und erfolgreich war.

Einen weiteren Meilenstein erreichten wir im September 2020 mit einer Million gesammelter Unterschriften auf ACT, dies mit insgesamt 614 Petitionen. Das ist ein grossartiges Resultat. Seit ihrer Lancierung ist die Plattform zu einem bedeutenden demokratischen Mittel in unserem Land geworden. Sie ermöglicht es denjenigen, die sich für eine solidarische und umweltfreundliche Schweiz einsetzen wollen, sich Gehör zu verschaffen und politische Sichtbarkeit zu erreichen.

Unterschriften sammeln mit COLLECT by Campax

Durch die Pandemie hat sich gezeigt, dass das Sammeln von Unterschriften für Initiativen und Referenden auf der Strasse nicht mehr so einfach ist.

Der direkten Demokratie wurde somit ein Stein in den Weg gelegt. Dem wollte Campax entgegenwirken. Zum 1. August 2020 hat Campax die Sammelplattform collect.campax.org lanciert. Neu können hier online Unterschriften für Initiativen und Referenden gesammelt werden. COLLECT hat ein Unterschriftensammel-Widget, dass auf sämtliche Websites eingebettet werden kann. Ein QR-Code ermöglicht es uns nachzuvollziehen, wer die Unterschriften tatsächlich eingesendet hat. Mit einer Erinnerungsmail können wir anschliessend dafür sorgen, dass mehr Menschen die Unterschriften auf wirklich einsenden.

Die Teilhabe an der Gesellschaft und ihren demokratischen Prozessen wird vereinfacht, denn politische Realitäten werden unter anderem mit direktdemokratischen Instrumenten geschaffen. Dank COLLECT leistet Campax einen entscheidenden Beitrag dazu.

Die Initiative Stadtgrün Zürich

Mit der städtischen Initiative Stadtgrün Zürich und dem Anti-Terror Referendum haben zwei erste Kampagnen ermöglicht, die Plattform zu testen. Bei Letzterer trug COLLECT dazu bei, dass innerhalb von 1.5 Monaten das scheiternde Referendum, sozusagen in letzter Minute, doch noch zustande gekommen ist.

Fundraising und Finanzen

An dieser Stelle möchten wir zuerst unseren Spender*innen ein riesiges Dankeschön für die grosszügige und wertvolle Unterstützung aussprechen. Ohne die Hilfe von über 9’000 engagierten Menschen hätte sich Campax im Jahr 2020 nicht so stark weiterentwickeln können, Merci!

Aus der Perspektive des Fundraisings machte sich das Listenwachstum insbesondere im März und April stark bemerkbar, als Spender*innen in erster Linie die Petitionsplattform ACT und die Corona Response von Campax unterstützten. Dadurch summierten sich die via Crowdfunding gemachten Einnahmen bis Ende April 2020 auf knapp 217’000.- Schweizer Franken.

Spendeneinnahmen brutto pro Monat

Von Mai bis August pendelten sich die monatlichen Spendeneinnahmen im Bereich zwischen 29’000.- und 40’000.- Franken ein. Im letzten Jahresdrittel stiegen die Einnahmen dank mehreren erfolgreichen Fundraising-Kampagnen (Pestizid-Film, Kriegsgeschäfte-Flyer und #NoComplicity) an, bevor mit der End of Year Kampagne, die zusätzlich gut 35’000.- Franken einbrachte, im Dezember ein letzter Peak erreicht wurde.

Kumulierte Spendeneinnahmen brutto pro Monat

Insgesamt summieren sich die mittels Crowdfunding gemachten Einnahmen auf knapp 550’000.- Schweizer Franken. Etwa die Hälfte der Spendengelder sind für Campax allgemein und damit zweckungebunden. 12,5% der Spenden sind für Betrieb, Weiterentwicklung und Betreuung der Petitionsplattform ACT zweckgebunden. Die finanzstärksten Kampagnen 2020 waren die Themen Pelz (35’000.-), Black Lives Matter (20’000.-), #NoComplicity (16’000.-) sowie diverse Aktionen rund um Corona (zusammen 21’000.-). Gut 5% der Spendengelder (29’000.-) betreffen die Mitgliedsbeiträge.

Prozentuale Verteilung der Spendeneinnahmen brutto auf die Kampagnen

Revisionsbericht

Bilanz

Bilanz 2020

Erfolgsrechnung

Erfolgsrechnung 2020

Der Revisionsbericht kann auf Anfrage von der Geschäftsstelle bezogen werden.

Team und Vorstand

Das Team der Geschäftsstelle

Im vergangenen Jahr gab es einige personelle Veränderungen, vor allem ist das Team dank des erfolgreichen Jahres deutlich grösser geworden. Die Geschäftsstelle von Campax setzt sich momentan aus zehn Personen zusammen, die unterschiedliche Hauptaufgaben haben: Andreas ist Geschäftsführer, Urs ist Kampagnenleiter und Angelina, Armelle, Nora sowie Iared sind Campaigner*innen. Iared ist überdies für die Petitionsplattform ACT by Campax und den Support verantwortlich und übersetzt Texte und Mails auf Italienisch. Matthias ist für das Fundraising zuständig, Erika übernimmt administrative Aufgaben, Hanspeter ist für technische Tools verantwortlich, Thomas hilft beim Community-Management und den Übersetzungen und Stefan bei Design- und Administrationsaufgaben. Mehr über die Hintergründe der Teammitglieder ist auf der Homepage zu erfahren.

Der Vorstand

Der Vorstand von Campax setzt sich momentan wie folgt zusammen: Anja Burger Lukičić, Aktivistin, Mitgründerin und Präsidentin des Women’s March Zürich; Andreas Freimüller, Gründungsmitglied, Geschäftsführer, Kampagnenprofi; Balthasar Glättli, Nationalrat der Grünen, Inhaber Politbüro Kampagnen&Webdesign, Präsident der Grünen Partei Schweiz; Tina Musil, Aktivistin, Leiterin Fundraising bei Campact; Payal Parekh, Migrantin, Aktivistin, Campaignerin und Klimawissenschaftlerin; Marika Schaeren, Co-Leiterin Fundraising Krebsliga Schweiz; Marudit Tagliaferri, Juristin, Gewerkschafterin, Aktivistin; Benjamin Zumbühl, Vereinspräsident, Geschäftsführer VCS Kanton Bern, Aktivist und Velo-Enthusiast.

Foto und Video-Credits

  • Video Campax AmazonasÖl: © GfbV/fossil-free.ch/Campax
  • Video Syngenta: © Daniel Grunder
  • Petitionsübergabe Chubb: © Klimastreik Zürich
  • WEF 2020: © Jens Woernle, Petitgrégoire Videolabor
  • Colby: © Denise Farner/Angelina Dobler, Campax
  • Petitionsübergabe "Flüchtende Aufnehmen": © Benjamin Zumbühl
  • Clean Up Bellinzona: © Iared Camponovo, Campax
  • Clean Up Basel/Zürich: © Armelle Ako, Campax
  • BlackRock: © Tobias Johnke
  • Petitionsübergabe #NoComplicity: © Franziska Rothenbühler, GfbV
  • UBS Banner hanging: © Marin Mikelin

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Bei Campax beteiligen sich alle so, wie sie es können und wollen. Sei es beim Unterzeichnen & Teilen einer Petition, bei der Teilnahme an einer Diskussion oder einer Aktion – als Vereinsmitglied, Volunteer oder Petitionsstarter*in.

Wir nehmen kein Geld vom Staat oder von Unternehmen. Dank Deiner Spende sicherst Du unsere Unabhängigkeit und vergrösserst unsere Handlungsmöglichkeiten, um etwa auch kurzfristig auf Geschehnisse zu reagieren.

Credits:

Erstellt mit Bildern von MichaelGaida - "cobblestones paving stones stones" • kschneider2991 - "money money tower coins"