Monika und ich weilten am 4. und 5. Oktober im Grimselgebiet, wo wir auf zwei Bergwandertouren nochmals ein wenig Kraft tanken und uns vom Alltagsstress erholen wollten. Das Wetter war für die Bergregion als zwar kalt aber schön vorausgesagt, also liessen wir uns nicht lange bitten und buchten im Hotel Bären in Guttannen ein gutes Mittelklassezimmer.
1. Tag // Triftbrücke
Ursprünglich wollten wir uns mit der steilsten Standseilbahn der Welt, der Gelmerbahn in schwindlige Höhen befördern lassen und dort oben die Panoramtour um den Gelmersee auf Schuster's Rappen bezwingen. Leider war der Rundweg wegen einem Bergsturz gesperrt und so entschieden wir uns für ein Alternativprogramm.
«Die Triftbrücke ist eine Fussgänger-Seilbrücke nach dem Vorbild der nepalesischen Dreiseilbrücken, welche die Triftschlucht, im Süden des Gadmertals im Kanton Bern, Schweiz, und das Triftwasser überquert. Die Triftbrücke ist eine der längsten und höchsten von Fussgängern begehbaren Hängeseilbrücken der Alpen». So zumindest steht es auf dem Wikipedia Artikel, zu einem ebensolchen es die Brücke sogar geschafft hat.
Vom Weiler Gadmen an der Sustenpassstrasse beförderte uns eine nur gerade für 8 Personen fassende Seilbahn hinauf zur Bergstation Unteri Trift. Dies ist eine von der KWO (Kraftwerke Oberhasli) betriebene und seit einigen Jahren auch für die Öffentlichkeit zugängliche Werkseilbahn. Oben blies ein frischer Wind und wir stärkten uns zuerst im kleinen Bistro. Da wir keine Rückfahrtickets mehr ergattern konnten, war ein auf zwei Stunden veranschlagter Abstieg vorprogrammiert. Damit wir dennoch ein bisschen mehr Bergluft schnuppern konnten, entschieden wir uns noch weiter in die Höhe zu wandern und nach Gutdünken umzukehren. Der Weg zur Brücke war mit 1.5 Stunden veranschlagt, was mit dem Abstieg zu einer etwa 5.5 Stunden dauernden Wanderung geführt hätte. Das wollten wir dann doch nicht schon am ersten Tag auf uns nehmen.
Wir marschierten also mal los und nach gut 30 Minuten standen wir am Wegweiser der uns verhiess, dass es nun noch 30 Minuten bis zur Brücke wären. Wir waren also nicht nur gut sondern auch sehr schnell unterwegs und entschlossen uns, doch noch bis hinauf zur Brücke zu wandern.
Etwa 1 Kilometer vor der Brücke liess mich meine Frau alleine ziehen, da sie sowieso nicht auf die Hängebrücke wollte. Gerne nahm ich das Angebot an, hechtete den Hügel rauf und genoss das Überqueren der Brücke und die Aussicht.
Zurück bei meiner Frau nahmen wir den Abstieg gemeinsam unter die Füsse. Was sich zuerst als reiner Abstieg anhörte, wurde dann aber nochmals zu einem zünftigen Aufstieg. Gleich hinter der Bergstation galt es eine Schlucht zu umgehen. Als dies geschafft war ging's fast senkrecht hinunter zur Talstation nach Gadmen. Zum Glück hatten wir unsere Stöcke dabei und konnten so unsere Beine entlasten. Nach 3.5 Stunden totaler Marschzeit (inkl. dem Aufstieg zur Brücke) standen wir unten. Nicht mehr ganz taufrisch zwar; diese Tour hat uns für den ersten Tag gereicht. Und mit 2 Stunden unter der eigentlichen Marschtabelle waren wir recht zackig unterwegs.
Den Abend liessen wir bei einem feinen Wildgericht in unserem gemütlichen und bodenständigen Hotel Bären in Guttannen ausklingen.
2. Tag // Grimselpass – Sidelhorn
Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir um 10 Uhr hinauf auf den Grimselpass. Wir wollten möglichst um die Mittagszeit auf dem für den heutigen Tag höchsten geplanten Punkt, dem Sidelhorn stehen. Das Wetter stimmte uns zuerst fraglich, Guttannen war unter einer dicken Nebeldecke. Diese durchstiessen wir aber auf unserer Fahrt hinauf auf den Pass und wurden von strahlend-blauem Himmel und Sonnenschein begrüsst.
Auffällig waren die vielen Stauseen, die von den Kraftwerken Oberhasli zur Stromproduktion betrieben und unterhalten werden. Praktisch alle Seilbahnen sind für die Öffentlichkeit zugängliche Werksbahnen, die Strassen abseits der Hauptroute sind Werksstrassen.
Erfreut stellten wir fest, dass es auf dem Grimselpass ein Restaurant gab, welches wir nach unserer Tour auf jeden Fall noch aufsuchen wollten. Wir montierten also unsere Wanderausrüstung und zogen los Richtung Sidelhorn. Nach kurzem Aufstieg öffnete sich der Blick hinunter ins Wallis. Wir folgten der Flanke und umkreisten das Sidelhorn von der Südseite her.
Je höher wir kraxelten, desto kälter wurde es. So durchquerten wir bereits erste kleinere Schneefelder und mussten vereisten Wegpassagen ausweichen. Als wir dann 200 Höhenmeter unter dem Gipfel über Felsbrocken klettern mussten, war für Monika Schluss. Sie schickte mich alleine hoch auf's Sidelhorn und wartete etwas weiter unten bei einer Alphütte auf mich. Dieser letzte Aufstieg zum Gipfel war tatsächlich steil, ich wurde aber mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Wer genau schaut, kann auf meinem Selfie im Hintergrund sogar das «Horu» entdecken– für Nicht-Eingeweihte: das Matterhorn.
Ich stieg hinunter zu Monika und genoss mit ihr zusammen die Sonnenstrahlen am geschützen Ort der Alphütte. Umgeben von Bergen, mit Blick auf den Ober- und Unteraargletscher und das UNESCO Welterbe Junfrau-Aletsch konnten wir die Seele baumeln lassen.
Nach diesem Rast machten wir uns auf den Rückweg Richtung Grimselpass. Je näher wir dem Ausgangspunkt unserer Tour kamen, desto mehr zog der Nebel vom Tal her hinauf. Es wurde kälter und kälter und auf den letzten 2 Kilometern befanden wir uns in einer dicken Nebeldecke. Fertig aus mit schöner Aussicht.
Leicht durchfroren bot uns das Passrestaurant ein willkommener Ort, um uns aufzuwärmen und zu stärken, bevor wir uns dann auf den Heimweg nach Pfeffingen machten.