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Der Kanton Bern Kämpft gegen invasive Pflanzen Projekt «Neophyten Bödeliaare»

FOTOS & TEXT: FRANÇOISE TSCHANZ

Das Tiefbauamt des Kantons Bern hat an der Bödeliaare im Raum Interlaken ein Pilotprojekt zur Bekämpfung des Japanischen Staudenknöterichs gestartet, da die invasive Pflanze die einheimische biologische Vielfalt gefährdet. Zur Bekämpfung wird die Pflanze samt Wurzeln ausgerissen, mit heissem Wasserdampf behandelt, und junge Triebe werden grossflächig mit schwarzer Kunststoff-Folie abgedeckt, um ihnen das Licht zu nehmen.

Die grünen, gelben und blauen Punkte kennzeichnen die Stellen entlang der Aare, an denen der Japanische Staudenknöterich vorkommt. (zVg © Tiefbauamt Kanton Bern)

Gemäss Info Flora, der Stiftung zur Dokumentation und Förderung der Wildpflanzen in der Schweiz, wächst der Japanische Staudenknöterich bevorzugt an Ufern von Fliessgewässern und bildet dichte Bestände. Seine Wurzeln reichen bis zu fünf Meter tief in den Boden, was die Bekämpfung zusätzlich erschwert. Die Pflanzenteile überhalb des Bodens sterben im Winter ab und hinterlassen kahle Böschungen, die der Erosion ausgesetzt sind.

Der Japanische Staudenknöterich wird bis zu drei Meter hoch, hat kräftige, oft dunkelrot gefärbte Stängel und wechselständige Blätter.

Im 19. Jahrhundert wurde der Japanische Staudenknöterich als Futterpflanze nach Europa gebracht. Seit 1982 ist die Pflanze in Interlaken nachgewiesen. Die Ausbreitung der Pflanze erfolgt in der Regel aus ufernahen privaten Gärten, in denen der Japanische Staudenknöterich als Zierpflanze dient, oder von Baustellen aus, wenn Erdmaterial Samen der Pflanze enthält.

Im Uferbereich können Neophyten zu Schäden an Bauwerken und zu erhöhter Ufererosion führen. Da die zur Bekämpfung der Neophyten verwendeten Pflanzenschutzmittel im Gewässerbereich nicht eingesetzt werden dürfen, erfordert die Ausrottung dieser Pflanzen mehr Aufwand.

Dotierkraftwerk Herreney und Brücke, in deren Nähe der Japanische Staudenknöterich vorkommt.
Anita Fuchs, Praktikantin Wasserbau beim Tiefbauamt des Kantons Bern, erklärt: «Der Kanton hat die Bekämpfung der Neophyten an der Aare im Januar 2015 mit dem Übergang der Wasserbaupflicht an den Kanton übernommen. Das Pilotprojekt in Interlaken wurde im Mai 2021 gestartet.»

Drei Methoden kommen zum Einsatz

Das Projekt «Neophyten Bödeliaare» wurde vom Tiefbauamt des Kantons Bern ins Leben gerufen, um zu ermitteln, welche der Bekämpfungsmethoden das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweist.

1. Mechanische Bekämpfung: Die Pflanzen werden ausgerissen und die Wurzeln aus dem Boden entfernt.

2. Wasserdampf: Die Wurzeln der Pflanze werden mit heissem Dampf besprüht.

3. Kunstoff-Folie: Grossflächig ausgelegte schwarze Folien entziehen Trieben im Erdreich das Sonnenlicht.

Doch nicht nur der Staudenknöterich ist den Behörden ein Dorn im Auge, auch andere Neophyten am Aareufer stehen auf der schwarzen Liste und werden bekämpft, wie zum Beispiel die Armenische Brombeere. Sie gelangte 1837 aus dem Kaukasus nach Europa und ist an ihrer hellen Blattunterseite zu erkennen.

Die schwarze Liste auf infoflora.ch beschreibt die invasiven Neophyten, die nach aktuellem Kenntnissstand grosses Potenzial haben, sich in der Schweiz auszubreiten und Artenvielfalt, Gesundheit oder Wirtschaft zu schädigen.

Anita Fuchs entdeckt Triebe einer Robinie, einer weiteren Pflanze auf der Liste der schädlichen Neophyten.
Unweit der Fundstelle der Triebe befindet sich der Baum, von dem die Triebe stammen könnten. Die furchige Rinde der Robinie ist charakteristisch für den Baum, der vom Kanton Bern ebenfalls bekämpft wird. Dieser Baum ist nicht gefährlich für die Menschen, macht aber der einheimischen Vegetation Konkurrenz. Ursprünglich aus Amerika eingeführt, ist die Robinie inzwischen in der ganzen Schweiz weit verbreitet.
Auch die Nordamerikanische Goldrute ist in der Umgebung der Aare zu finden. Diese Pflanze mit den gelben Blüten produziert fliegende Samen, die mehrere Kilometer weit fliegen und neue, flächendeckende Bestände bilden können.
Eine weitere Pflanze auf der schwarzen Liste: das Einjährige Berufkraut. Es wurde im 17. Jahrhundert als Zierpflanze von Nordamerika nach Europa eingeführt. Auch diese Pflanze bedroht die einheimische Flora.
Auch der aus China stammende Schmetterlingsstrauch, der von Juli bis August purpurfarbene Blüten trägt, gehört zu den bekämpften Neophyten.

Das Auge gewöhnt sich daran, invasive Pflanzen zwischen den heimischen zu sehen. Die Ausrottungsarbeiten, die vom Kanton Bern an der Aare durchgeführt werden, sind notwendig, da diese Pflanzen sonst Schaden verursachen. Und wo die Behörden nicht eingreifen können, zum Beispiel, wenn die Pflanzen in Privatgärten eindringen, probiert der Kanton, mit den Eigentümern ins Gespräch zu kommen. Es sei wichtig, in der Bevölkerung das Bewusstsein für diese Art von Vegetation zu schärfen. Deshalb informieren sowohl der Kanton Bern als auch andere Institutionen, die für die Pflege der Natur zuständig sind, über Neophyten. Sie schätzen es auch, informiert zu werden, wenn neue Flächen mit invasiven Pflanzen entdeckt werden.

Impressum

Text und Fotos: Françoise Tschanz – Gesamtverantwortung: Robert Hansen, Chefredaktion; redaktion@derarbeitsmarkt.ch, ©www.derarbeitsmarkt.ch, Dezember 2021

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Françoise Tschanz
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