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Rückblende: vor 25 Jahren Auslandseinsatz Des Technischen Hilfswerks in Goma/Zaire von Juli 1994 bis April 1995

Wasser für Goma

Unter dem Motto "Wasser für Goma" begann Ende Juli 1994 in der heutigen Demokratischen Republik Kongo (damals: Zaire) einer der längsten und personalintensivsten Auslandseinsätze der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk. Er endete Anfang April 1995 mit der Rückführung der Ausstattung auf dem Landweg nach Mombasa in Kenia.

UN - Karte Ruanda Quelle: Kartendienst der Vereinten Nationen
Völkermord löst Flüchtlingskrise aus

Innerhalb weniger Monate wurden, beginnend im Frühjahr 1994 in Ruanda, einem kleinen zentralafrikanischen Land, rund 800.000 Menschen getötet. Dem brutalen Völkermord folgte eine zweite Katastrophe: rund 2 Millionen Menschen flüchteten aus Ruanda in die Nachbarstaaten Burundi, Tansania, Uganda und nach Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, in eine ungewisse Zukunft, ohne ausreichende Ver- und Entsorgungsstrukturen und vor allem, ohne ausreichende Trinkwasserversorgung. Die katastrophalen hygienischen Verhältnisse führten schnell zum Ausbruch der Cholera.

Flüchtlingszelte bis an den Horizont rund um die Hafenstadt Goma im damaligen Zaire (heute: Demokratische Republik Kongo)
Mehr als eine Million Menschen ohne Trinkwasser

Die Masse der Flüchtlinge ließ sich rund um die zairische Hafenstadt Goma nieder. Innerhalb weniger Wochen stieg dort die Bevölkerungszahl von rund 100.000 Menschen auf über eine Million an.

Größtes Problem für den UNHCR, den Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, war die vorübergehende Versorgung der Menschen mit sauberem Trinkwasser.

Über eine Million Menschen flüchteten nach Goma. Blick aus einem Wassertanker des THW auf die mit Flüchtlingen überfüllte Straße bei Goma.
70 Helferinnen und Helfer mit 350 Tonnen Equipment auf dem Luftweg nach Goma

Im Auftrag des Bundesministeriums des Innern und auf Ersuchen des Auswärtigen Amtes half das THW bei der Trinkwasserversorgung der Flüchtlinge und der einheimischen Bevölkerung. Jeweils 70 Helferinnen und Helfer schickten die Planer in der Bonner THW-Leitung und aus dem Landesverband Baden-Württemberg auf dem Luftweg mit Chartermaschinen für rund vier Wochen nach Goma. Die gesamte Ausstattung, Fahrzeuge, Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Schläuche, Chemikalien für die Wasseraufbereitung und die Analyse, Wasserblasen, Zelte, Feldbetten, Pumpen, alles benötigte Equipment, insgesamt rund 350 Tonnen, musste ebenfalls auf dem Luftweg mit großen Frachtmaschinen vom Typ Galaxy und Antonow nach Afrika transportiert werden. Am Kivusee produzierte das THW mit seinen leistungsfähigen Trinkwasseraufbereitungsanlagen bis zu zwei Millionen Liter sauberes Trinkwasser täglich. Eigene LKWs mit Wasserblasen und Tankfahrzeuge der internationalen Hilfsorganisationen wurden am eigens erbauten Wasserturm, oberhalb des Hafens in Goma, mit sauberem Trinkwasser befüllt. Über die mit erkalteter Lava des Vulkans Nyiragongo bedeckten Straßen ging es dann auf verschiedenen Routen zu den Menschen in den Flüchtlingslagern rund um Goma. Nach Erhebungen des UNHCR trug die regelmäßige Trinkwasserversorgung zu einem signifikanten Rückgang der täglichen Todesfälle bei. Ende Juli 1994 starben fast 7000 Menschen täglich in den Flüchtlingslagern. Erst mit der Verteilung von sauberem Trinkwasser verbesserte sich die Situation erheblich.

Das Basislager des Technischen Hilfswerks am Hafen von Goma, direkt am Kivusee. Von dort starteten die LKW des THWs, erfolgte die Wartung und Instandsetzung von Fahrzeugen und Equipment in der Schirrmeisterei, schliefen die Helferinnen und Helfer in Zelten, wurde das umfangreiche Material gelagert und die Einsatzkräfte versorgt. Große Industriewaschmaschinen und einheimische Kräfte sorgten für saubere Arbeitskleidung. Am Kivusee wurden die Trinkwasseraufbereitungsanlagen aufgebaut und mit Pumpen das Rohwasser aus dem See entnommen, aufbereitet, chloriert, gesammelt, in Rohrleitungen auf den Wasserturm gepumpt und dann an die Tankfahrzeuge abgegeben.
Sinnbild für effektive Hilfe: der provisorische Wasserturm oberhalb des Hafens von Goma
Der vom THW aus Rohrbaugerüst errichtete behelfsmäßige Wasserturm, oberhalb des Hafens von Goma. Dort wurden THW-LKWs und Tankfahrzeuge von Hilfsorganisationen aus aller Welt mit sauberem Trinkwasser betankt. Täglich wurden so rund 2 Million Liter Trinkwasser an die Geflüchteten und die Einwohner der Stadt Goma verteilt.
Not und Elend direkt gespürt

Vor Ort wurden die Einsatzkräfte mit viel Not und Elend, Krankheit und Tod, den Schicksalen von Tätern und Opfern, schlechten hygienischen Voraussetzungen und extremen Wetterbedingungen ganz direkt konfrontiert. Auch 25 Jahre nach dem Einsatz sind diese Erfahrungen bei vielen beteiligten Helfern immer noch präsent und so manche Alltagssorgen in Deutschland treten in den Hintergrund.

Lokale Kräfte, wie hier im Waisenkinderlager Buhimba, wurden vom THW eingestellt und ausgebildet, damit sie selbstständig die Wasseraufbereitung durchführen konnten.
Wichtig für den Einsatzerfolg: Qualitätssicherung durch Wasseruntersuchung im Labor
Arbeitsplatz des "Bademeisters", des Trinkwasserlaboranten, der sowohl das Roh- als auch das Reinwasser untersucht. Im Container ist das komplette Trinkwasserlabor luftverlastbar untergebracht. Mit der ständigen Überwachung des Trinkwassers sichert der Laborant die Qualität des abgegebenen Wassers.
Kinderlager Buhimba: Schulunterricht im Freien
Schulbetrieb im Flüchtlingslager Buhimba unter freiem Himmel
Lokale Kräfte und Helferinnen und Helfer: wir helfen gemeinsam
Lokale Hilffskräfte und THW-Einsatzkräfte arbeiteten eng zusammen. Zur umfangreichen Ausstattung des THW gehörte auch ein geländegängiges Krad.
Hallo Muzungu
Trotz der bedrückenden Lebenssituation in den Flüchtlingslagern hatten die Kinder immer Spaß, wenn die Muzungus (afrikanische Bezeichnung für hellhäutige Menschen) in ihrem hellblauen Outfit mit ihren blauen LKWs kamen, frisches Trinkwasser lieferten und so für Abwechslung im eintönigen Lageralltag sorgten.
Trinkwasser für Geflüchtete und Bewohner von Goma
Um keine Spannungen zwischen Geflüchteten und einheimischer Bevölkerung aufkommen zu lassen, versorgte das THW auch die Bewohner von Goma mit sauberem Trinkwasser.
600 THW-Einsatzkräfte über einen Zeitraum von 8 Monaten im Einsatz

Knapp 600 Helferinnen und Helfer vom THW aus allen Ortsverbänden quer durch die Bundesrepublik waren von Ende Juli 1994 bis zum Anfang April 1995 unter Führung von Dipl. Ing. Basil al Naqib aus der THW-Leitung mindestens vier Wochen in der damals größten Flüchtlingskrise vor Ort im Einsatz. Durch ihren Einsatz konnte sauberes Trinkwasser fachgerecht aufbereitet und in ausreichender Menge an Geflüchtete und Bewohner der Stadt Goma verteilt werden. Mit diesem wichtigen Beitrag konnte den betroffenen Menschen das Überleben in dieser Krisenlage gesichert werden.

In den Flüchtlingslagern bereiten Frauen in großen Töpfen und Schüsseln die Nahrung für die Menschen zu.
Ein Wassertanker an der Abladestelle Adra-Lake
Er verwandelte so manche graue Latzhose des THW in eine Gürtelhose: der Schneider im Flüchtlingslager Himbi.
Eine Abladestelle von Trinkwasser auf der täglichen Route der Tankfahrzeuge: das Lager Himbi. Dort betreuten drei deutsche Ordensschwestern rund 30.000 Geflüchtete.
Bananen werden im Einbaum auf dem Wasserweg nach Goma gebracht.
Bis auf den letzten Tropfen: ein kleines Mädchen trinkt direkt an der Gruppenzapfstelle.

Text und Bilder: Frank Winterfeldt, THW OV Pforzheim

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