Wasser für Goma
Unter dem Motto "Wasser für Goma" begann Ende Juli 1994 in der heutigen Demokratischen Republik Kongo (damals: Zaire) einer der längsten und personalintensivsten Auslandseinsätze der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk. Er endete Anfang April 1995 mit der Rückführung der Ausstattung auf dem Landweg nach Mombasa in Kenia.
Völkermord löst Flüchtlingskrise aus
Innerhalb weniger Monate wurden, beginnend im Frühjahr 1994 in Ruanda, einem kleinen zentralafrikanischen Land, rund 800.000 Menschen getötet. Dem brutalen Völkermord folgte eine zweite Katastrophe: rund 2 Millionen Menschen flüchteten aus Ruanda in die Nachbarstaaten Burundi, Tansania, Uganda und nach Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, in eine ungewisse Zukunft, ohne ausreichende Ver- und Entsorgungsstrukturen und vor allem, ohne ausreichende Trinkwasserversorgung. Die katastrophalen hygienischen Verhältnisse führten schnell zum Ausbruch der Cholera.
Mehr als eine Million Menschen ohne Trinkwasser
Die Masse der Flüchtlinge ließ sich rund um die zairische Hafenstadt Goma nieder. Innerhalb weniger Wochen stieg dort die Bevölkerungszahl von rund 100.000 Menschen auf über eine Million an.
Größtes Problem für den UNHCR, den Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, war die vorübergehende Versorgung der Menschen mit sauberem Trinkwasser.
70 Helferinnen und Helfer mit 350 Tonnen Equipment auf dem Luftweg nach Goma
Im Auftrag des Bundesministeriums des Innern und auf Ersuchen des Auswärtigen Amtes half das THW bei der Trinkwasserversorgung der Flüchtlinge und der einheimischen Bevölkerung. Jeweils 70 Helferinnen und Helfer schickten die Planer in der Bonner THW-Leitung und aus dem Landesverband Baden-Württemberg auf dem Luftweg mit Chartermaschinen für rund vier Wochen nach Goma. Die gesamte Ausstattung, Fahrzeuge, Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Schläuche, Chemikalien für die Wasseraufbereitung und die Analyse, Wasserblasen, Zelte, Feldbetten, Pumpen, alles benötigte Equipment, insgesamt rund 350 Tonnen, musste ebenfalls auf dem Luftweg mit großen Frachtmaschinen vom Typ Galaxy und Antonow nach Afrika transportiert werden. Am Kivusee produzierte das THW mit seinen leistungsfähigen Trinkwasseraufbereitungsanlagen bis zu zwei Millionen Liter sauberes Trinkwasser täglich. Eigene LKWs mit Wasserblasen und Tankfahrzeuge der internationalen Hilfsorganisationen wurden am eigens erbauten Wasserturm, oberhalb des Hafens in Goma, mit sauberem Trinkwasser befüllt. Über die mit erkalteter Lava des Vulkans Nyiragongo bedeckten Straßen ging es dann auf verschiedenen Routen zu den Menschen in den Flüchtlingslagern rund um Goma. Nach Erhebungen des UNHCR trug die regelmäßige Trinkwasserversorgung zu einem signifikanten Rückgang der täglichen Todesfälle bei. Ende Juli 1994 starben fast 7000 Menschen täglich in den Flüchtlingslagern. Erst mit der Verteilung von sauberem Trinkwasser verbesserte sich die Situation erheblich.
Sinnbild für effektive Hilfe: der provisorische Wasserturm oberhalb des Hafens von Goma
Not und Elend direkt gespürt
Vor Ort wurden die Einsatzkräfte mit viel Not und Elend, Krankheit und Tod, den Schicksalen von Tätern und Opfern, schlechten hygienischen Voraussetzungen und extremen Wetterbedingungen ganz direkt konfrontiert. Auch 25 Jahre nach dem Einsatz sind diese Erfahrungen bei vielen beteiligten Helfern immer noch präsent und so manche Alltagssorgen in Deutschland treten in den Hintergrund.
Wichtig für den Einsatzerfolg: Qualitätssicherung durch Wasseruntersuchung im Labor
Kinderlager Buhimba: Schulunterricht im Freien
Lokale Kräfte und Helferinnen und Helfer: wir helfen gemeinsam
Hallo Muzungu
Trinkwasser für Geflüchtete und Bewohner von Goma
600 THW-Einsatzkräfte über einen Zeitraum von 8 Monaten im Einsatz
Knapp 600 Helferinnen und Helfer vom THW aus allen Ortsverbänden quer durch die Bundesrepublik waren von Ende Juli 1994 bis zum Anfang April 1995 unter Führung von Dipl. Ing. Basil al Naqib aus der THW-Leitung mindestens vier Wochen in der damals größten Flüchtlingskrise vor Ort im Einsatz. Durch ihren Einsatz konnte sauberes Trinkwasser fachgerecht aufbereitet und in ausreichender Menge an Geflüchtete und Bewohner der Stadt Goma verteilt werden. Mit diesem wichtigen Beitrag konnte den betroffenen Menschen das Überleben in dieser Krisenlage gesichert werden.
Text und Bilder: Frank Winterfeldt, THW OV Pforzheim