View Static Version
Loading

Caminito del Rey Wandern auf dem Pfad des Königs

Der Caminito del Rey liegt im Naturschutzgebiet Desfiladero de los Gaitanes - Schlucht der Bartbeier - im Norden der Provinz Málaga. Hier durchbricht der Fluss Guadalhorce das Bergmassiv und formt dabei eine sieben Kilometer lange Schlucht.

Das gesamte Gebiet ist geprägt durch die Wasserwirtschaft und Nutzung der Wasserkraft. Oberhalb der Schlucht liegen die Stauseen der Flüsse Guadalhorce und Guadalteba. Angelegt wurden sie ab 1914 zur Regulierung des Wasserstandes zum Schutz vor Hochwasser und zur Energieerzeugung. Seit dem wurden sie stetig erweitert. Heute gehören sie zum Naturpark und sind Erholungsgebiet.

Gaitanejo Stausee, unterhalb der Staumauer des Guadalhorce

Mit den Stauseen wird der Weg Caminito del Rey angelegt. Er verbindet die Gegend um die Stauseen im Norden des Gebirgszuges mit der Kleinstadt El Chorro im Süden.

Die Gaitanejo Talsperre am Nordeingang der Schlucht

Desfiladero de los Gaitanes - Die Schlucht der Bartgeier

Hier beginnt die Wasserleitung durch die Schlucht für das Kraftwerk im Tal. Über das Handrad erfolgt die Steuerung des Wasserzuflusses.

Das Wasser wird bei der Cambutas Talsperre abgezweigt - dem Standort des ersten Wasserkraftwerks der Region.

Die Cambutas Talsperre, vermutlich in den 1920er Jahren

Die Industrialisierung verändert die Landschaft

Auch in Spanien beginnt die Industrialisierung mit der Nutzung der Dampfmaschine. Um die dafür benötigte Kohle von den Bergwerken bei Cordoba in die Fabriken der Küstenstadt Málaga zu transportieren beginnt 1860 der Bau einer Eisenbahnstrecke zwischen Cordoba und Málaga, die dem Verlauf des Guadalhorce durch die Desfiladero del Gaitanes Schlucht folgt. Durch das Gebirge werden zahlreiche Tunnel gesprengt und mit Brücken verbunden. Es ist der schwierigste Abschnitt des Bahnprojekts, denn der Materialtransport ist sogar mit Pferden fast unmöglich. Der Ort El Chorro bekommt einen Bahnhof und gewinnt dadurch an Bedeutung. Für die umliegenden Dörfer, die bislang nur von Land- und Viehwirtschaft leben, bedeutet die Bahn eine neue Hoffnung zur Entwicklung.

Gaitanejo Schlucht

Ein Blick in die Schlucht zeigt den alten Caminito del Rey. Auf Schienenprofilen gemauerte Stufen aus Ziegeln mit einem Geländer aus Stahl. Darunter liegen vereinzelt Spuren der allerersten Konstruktion des Wegs. Nur noch die in den Fels geschlagenen Stahlstreben sin übrig.

Der erste Abschnitt der Schlucht ist nur zehn Meter breit. An den Wänden sieht man die Reste der alten elektrischen Beleuchtung.

Eröffnung des Caminito del Rey im Jahr 1921

Nach der Dampfmaschine kommt die Elektrifizierung

In Spanien sind Kohle und Gasvorkommen anders als in Deutschland und England knapper. Deshalb sucht man schnell nach einer Alternative und findet diese mit der Einführung der Elektrizität. Für die Energiegewinnung aus Wasserkraft ist der Guadalhorce als wasserreichster Fluss der Provinz Málaga am besten geeignet und die Desfiladero de los Gaitanes mit ihrem starken Gefälle ein idealer Standort für ein Kraftwerk.

So entsteht ein Industrielles Projekt, dass der Bevölkerung Luz y Aqua - Licht und Wasser verspricht. Vorrangiges Ziel ist die Versorgung der Provinzhauptstadt Málaga mit Strom, denn dort teilen sich nämlich Siemens - bekannt als La Alemania - Die Deutschen und ein Englisches Unternehmen, La Inglesa - Die Engländer genannt, die Stromerzeugung und Versorgung mit Hilfe von Dampfmaschinen. Den stolzen Spaniern ist das ein Dorn im Auge und so beginnt man ab 1903 mit dem Bau eines Wasserkraftwerks am Fluss Guadalhorce.

Ausgang der Gaitanejo Schlucht

Das Projekt ist 1906 fertiggestellt und hoch profitabel. Man kann den Bedarf an Energie kaum decken. Nur ein Jahr später wird das Kraftwerk dann durch ein Hochwasser schwer beschädigt und muss die Stromerzeugung für einige Zeit einstellen. Die wirtschaftlichen Folgen für die Betreiber sind gravierend, fast droht der Bankrott. Schließlich kann man aber die Stromproduktion wieder aufnehmen und Gewinne einfahren.

Da Málaga ebenfalls durch die Überschwemmungen stark beschädigt wird, ergeben sich mit Unterstützung der Regierung neue Möglichkeiten. Málaga soll vor weiteren Hochwassern geschützt werden, und politisch will man sich von den ausländischen Unternehmen in der Energieversorgung trennen.

So beginnt man ab 1914 oberhalb des alten Kraftwerks und der Gaitanejo Schlucht den Fluss zu stauen und das Wasser mit einem Kanal durch die Schlucht zu leiten. Das Neue Kraftwerk entsteht einige Kilometer unterhalb Staumauer hinter dem Ende der Schlucht in der Nähe des Ortes El Chorro. Das Gigantische Projekt soll die kontinuierliche Wasserversorgung des Kraftwerks sicher stellen und gleichzeitig das Land vor weiteren Überschwemmungen schützen.

Tajo de las Palomas

Der Königsweg entsteht

Für den Bau und die Instandhaltung der Wasserleitung durch die enge und unzugängliche Schlucht wird bereits mit dem Bau des ersten Kraftwerks ein Pfad durch die Gaitanejo Schlucht angelegt, der unter abenteuerlichen Bedingungen zum Teil direkt an der Felswand befestigt war. Für diese erste Konstruktion des Pfades seilen sich Seeleute von den Felsen ab und befestigen Holzplanken mit Auslegern am Fels. Die Konstruktion ist jedoch nicht dauerhaft und wird bei einer Überschwemmung zerstört.

Der erste Weg durch die Gaitanejo Schlucht

Die zweite Konstruktion wird deutlich aufwändiger und sicherer. Sie wird höher über dem Grund der Schlucht angelegt und besteht aus Schienenprofilen, über die ein Ziegelgewölbe mit Zement gebaut ist. Der Ausbau des Weges wird auch notwendig, damit die Arbeiter des Kraftwerks die zahlreichen Schleusen und Sandfänge erreichen können, die sich überall in der Schlucht befinden. Gerade im ersten Teil der Schlucht wird der Weg gerade zu luxuriös ausgestattet: er erhält eine elektrische Beleuchtung und stählerne Bögen zur Verzierung. Dieser Konstruktion wegen nennen die Benutzer ihn Los Balconillos - die Balkönnchen.

Der Caminito del Rey ist von entscheidender Bedeutung für den Bau des Kanals zwischen dem Stausee und dem Kraftwerk. Nur über diesen Weg erreichen Arbeiter und Material die Baustelle. Dafür wird extra zwischen zwei Tunneln der Eisenbahnstrecke nach Málaga ein Bahnhof angelegt, der über eine Brücke über den Guadalhorce mit dem Weg und dem Kanal verbunden wird. Während der erste Weg nur den oberen Teil der Schlucht bis ins Hoyo Tal erschloss, müssen jetzt auch die Anlagen am unteren Ende der Schlucht erreicht werden. Besonders schwierig und spektakulär gestaltet sich der Weg vom Hoyo Tal über den Aquädukt hoch über dem Guadalhorce und zur Eisenbahnbrücke am Ausgang der Gaitanes Schlucht.

Die Bahnlinie Cordoba - Málaga verläuft direkt gegenüber dem Caminito del Rey auf der anderen Flussseite.
Puente del Rey

Abnahme durch den König

Im Jahr 1921 ist das Projekt mit seinem Damm und Kraftwerk schließlich vollendet und wird durch König Alfonso XIII persönlich abgenommen. Dabei nutzt er auch den neu angelegten Weg und überquert auf dem Weg zu seinem Zug den Guadalhorce über die Brücke, die deshalb heute noch als Brücke des Königs - Puente del Rey - bezeichnet wird.

Puente del Rey, davor auch Puente del Tajo de las Palomas genannt
Valle del Hoyo

Hat man die Gaitanejo-Schlucht und Puente del Rey passiert, eröffnet sich das Hoyo-Tal. Weitgehend abgeschnitten von der Außenwelt ist es ein Rückzugsort für seltene Pflanzen und Tiere.

Bis in die 1970er Jahre gab es hier ein kleines Gehöft, dessen Bewohner am Existenzminimum lebten und das Tal - nicht zuletzt wegen des immer schlechter werdenden Weges - schließlich verließen.

Überall im Tal findet man verfallene Teile des alten Kanals, die langsam von der Natur zurückerobert werden.

Nutzung und Verfall

Der Caminito del Rey wird nach seiner Eröffnung nicht nur für die Unterhaltungsarbeiten der Wassertechnik genutzt. Der Ort El Chorro mit seiner Bahnstation ist von lokaler wirtschaftlicher Bedeutung. Hier gibt es Schulen, Geschäfte und Arbeitsstellen. Im Gebiet der Gaitanejo Staumauer wohnen zahlreiche Familien, die teilweise für die Unterhaltung des Kanals arbeiten oder sich ihr Geld in El Chorro verdienen. So wird der Caminito für die Bewohner zum Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder Schulweg. In der Schlucht liegende Höhlen werden zu ersten touristischen Zielen und sind jetzt über den Weg erreichbar. Nicht wenige Bewohner von El Chorro beschreiben wehmütig, wie sie den Weg zu Fuß, mit dem Fahrrad, Esel oder Pferd benutzt haben.

In den 1960er Jahren wird das Wasserkraftwerk schließlich verkauft. Die neuen Betreiber ersetzen die in die Jahre gekommen Anlagen. Ein neues Kraftwerk, das El Chorro Nuevo entsteht, der alte und störanfällige Kanal wird durch eine neue Rohrleitung ersetzt.

Mit dem Ende der Nutzung des Kanals beginnt der Verfall der Anlagen und auch des Caminito del Rey. Als technische Meisterleistung durch Spaniens König eröffnet, interessieren sich nun nur noch Kletterer für die Desfiladero de los Gaitanes.

Gaitanes Schlucht
Auf dem Weg durch die Gaitanes Schlucht
Wassereinlauf zum Aquädukt

Der Caminito wird gesperrt

Spätestens in den 1990ern wird die Benutzung des Weges lebensgefährlich. An manchen Stellen entstehen große Löcher, an anderen bleiben nur noch die Stahlträger übrig. Immer wieder verunglücken Wanderer, einige davon tödlich. Als 2001 schließlich drei junge Männer mit einer maroden Seilrutsche abstürzen, wird der Weg endgültig gesperrt. Die Zugänge werden verriegelt und ein Teil des Wegs am Ausgang der Gaitanes Schlucht gesprengt.

Der Caminito del Rey bleibt allerdings trotz des erschwerten Zugangs ein Mekka für Kletterer und Adrenalinsüchtige.

Der neue Weg ist an vielen Stellen direkt über den alten gebaut)

Der alte Weg mit seinen Löchern unterhalb des neuen Holzbohlenwegs

Der Glasbalkon erlaubt grandiose Ausblicke in die Schlucht und auf die Bahnstrecke

Restaurierung und Neueröffnung

Nach über weiteren zehn Jahren des Verfalls wird dem Caminito del Rey endlich neues Leben eingehaucht. Man hat das touristische Potenzial der grandiosen Landschaft und des Caminito erkannt und kann gleichzeitig der Region ein Stück erlebbare Geschichte zurückgeben.

2014 starten die Restaurierungsarbeiten und werden 2015 abgeschlossen. Jetzt ist der Caminito del Rey die Touristenattraktion und lockt jährlich tausende Besucher aus den Tourismushochburgen an der Küste.

Seilbrücke am Aquädukt

Der Aquädukt führt in über 100m Höhe über den Guadalhorce

Auf den letzten Metern war der Caminito komplett abgerissen, jetzt führt der Weg hier wieder bis zum Ausgang an der Bahnstrecke.

Die beeindruckende Landschft war auch Kulisse für Hollywood. Am berühmtesten sind die Schlussszenen des Kriegsfilms „Colonel Ryan‘s Express“ mit Frank Sinatra von 1965.

Der Gargante de Chorro als Postkartenmotiv. Man erkennt den Aquädukt, noch fehlt der Caminito del Rey

Weg in die Zukunft

Die beeindruckende Landschaft ist mit dem wieder aufgebauten Caminito hautnah zu erleben. Seit der Wiedereröffnung im Jahr 2015 wird an einem Besucherzentrum und weiteren Maßnahmen zur Förderung des Tourismus in der Region gearbeitet.

Fotos: Andrea und Jörg Scheerer, Historische Aufnahmen: www.caminitodelrey.info

Created By
Jörg Scheerer
Appreciate

Credits:

Historic Pictures and Information from www.caminitodelrey.info

NextPrevious