Der Mensch ist eine geniale Idee des Schöpfers. Gott hat ihm gegenüber anderen Geschöpfen viel mehr Möglichkeiten gegeben. Der Mensch ist den Tieren weit überlegen, obwohl er weder der Grösste noch der Stärkste noch der Schnellste ist. Gott hat ihm den Auftrag und die Möglichkeit gegeben, die Schöpfung zu nutzen und zu pflegen, aber ohne sich rücksichtslos zulasten der übrigen Schöpfung auszubreiten.
Was können wir beobachten?
Menschen werden geboren und wachsen dank langjähriger Versorgung auf. Sie brauchen Luft zum Atmen, Nahrung und Bewegung zur Stärkung des Körpers sowie liebevolle Beziehungen für eine gesunde Seele. Menschen haben eine individuelle Persönlichkeit mit Stärken und Schwächen, sie können herzliche Beziehungen mit anderen Menschen aufbauen. Sie leben mit und von der übrigen Schöpfung. Sie sind fähig zu geniessen.
Diese Merkmale gelten grundsätzlich auch für Christen. Man darf das Leben eines Christen nicht auf das Geistliche reduzieren! Sonst wäre es unerklärlich, dass sich Konflikte in christlichen Familien oder in Gemeinden oft so entwickeln, wie es in weltlichen Büchern über Konflikte beschrieben wird.
Was erkennen wir in der Bibel?
Wir lernen in biblischen Geschichten viele Menschen kennen. Auch bei den sog. Frommen und Gerechten lässt sich feststellen: Es geht in ihrem Leben sehr menschlich zu. Wir sehen das bei Eva, Noah, Abraham, Rebekka, Jakob, Josef, Mose, Ruth oder David. Im Neuen Testament heisst es von Jesus Christus pointiert: «Er, das Wort, wurde Fleisch.» (Johannes 1,14) Der Sohn Gottes wurde Mensch! Er musste essen und schlafen, Er empfand Freude, Trauer, Wut und starb schliesslich.
Abgesehen von Jesus Christus erkennen wir unschwer: Die Menschen der Bibel waren Geschöpfe Gottes wie alle anderen Menschen auch. Jesus Christus dagegen nahm nur für begrenzte Zeit die Gestalt eines Geschöpfes an. Von daher weiss Er, was es heisst, Mensch zu sein.
Wunderwerk Mensch
Es ist mehr als faszinierend zu erkennen, wie wunderbar Gott den Menschen geschaffen hat. Auch die besten Mediziner können viele körperliche Phänomene und Prozesse nur beschreiben, aber nicht im Detail erklären. Jeder Arzt kommt mit seinem Wissen und Können immer wieder an seine Grenzen. Vielen Patienten kann er helfen, aber leider nicht allen.
Phänomenal ist, welchen Reichtum Gott in unser Innenleben hineingelegt hat: Denken, Fühlen und Wollen, Intuition, Kreativität und Beziehungsfähigkeit. Auch die besten Psychotherapeuten können zahlreiche seelische Phänomene nur beschreiben, aber nicht im Detail erklären. Vielen Menschen in Not können sie helfen, aber leider nicht allen.
Der Mensch als Geschöpf Gottes – das ist immer wieder Grund zum Staunen. Dieses Staunen führt in eine tiefe Dankbarkeit und schliesslich in die Anbetung. Die ganze Schöpfung und insbesondere der Mensch sind wahrnehmbarer Ausdruck von Gottes Weisheit, Liebe und Herrlichkeit.
Christen sind Geschöpfe Gottes, das verbindet sie grundsätzlich mit allen anderen Menschen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass viele Christen diese Gemeinsamkeiten mit anderen Menschen massiv unterschätzen. Aber wer seine eigene Geschöpflichkeit nicht erkennt und wertschätzt, hat wahrscheinlich auch die biblischen Geschichten nur teilweise verstanden.
Die ganze Schöpfung und insbesondere der Mensch sind wahrnehmbarer Ausdruck von Gottes Weisheit, Liebe und Herrlichkeit.
Mach-Werk Mensch
Die schmerzvolle Tragik der Schöpfung ist, dass die Menschen sich von Gott abwandten und eigene Ziele verfolgten (1. Mose 3). Statt dadurch ein schöneres und reichhaltigeres Leben zu erfahren, endete die Abwendung von Gott in gestörten Beziehungen, einer mühsamen Existenzsicherung, der Möglichkeit krank zu werden sowie der Aussicht auf den sicheren Tod.
Die Herrlichkeit Gottes kann immer noch in der Natur erkannt werden (Römer 1, 20). Aber seit dem Sündenfall geht ein schmerzhafter Riss durch die Schöpfung und eine Teilung durch das menschliche Herz. Seither ist der Mensch immer noch fähig zum Guten – wenn nicht, wäre das Leben auf dieser Erde unerträglich. Aber der Mensch ist auch fähig zum Bösen. Dort, wo das Böse überhand nimmt, breitet sich schmerzhaftes Leid aus.
Der Mensch ist und bleibt Ebenbild Gottes (1. Mose 1, 27), aber er wirkt eher wie ein beschädigtes Kunstwerk. Man kann noch vieles von der ursprünglichen Schöpfungsabsicht erkennen, von Gottes Weisheit und Liebe. Aber es ist leider nicht mehr so wie am Anfang.
Wer mit Gott versöhnt ist, wird mit dem Heiligen Geist erfüllt. Dadurch kommt etwas Göttliches tief in sein Inneres – eigentlich etwas Unerhörtes!
Der mit Gott versöhnte Mensch
Jesus Christus kam, um die Menschen mit Gott zu versöhnen. Er heilte Kranke, befreite von Dämonen Gefesselte und schenkte gescheiterten Existenzen einen Neuanfang. Schliesslich starb Er einen furchtbaren Tod mit dem einen grossen Ziel: So viele Menschen wie möglich wieder mit Gott zu versöhnen. Daraus sollte Versöhnung untereinander und auch mit der Schöpfung erwachsen.
Mit Gott versöhnte Menschen sind immer noch Menschen. Daher sollen sie auch auf die Signale ihres Körpers und ihrer Seele achten sowie gut für Leib und Seele sorgen. Wer seine eigene Geschöpflichkeit leugnet und (unbewusst) meint, Gesetzmässigkeiten, die Gott in Seine Schöpfung hineingelegt hat, gelten für Christen nicht mehr, ist ein Schwärmer!
Wer mit Gott versöhnt ist, wird mit dem Heiligen Geist erfüllt. Dadurch kommt etwas Göttliches tief in sein Inneres – eigentlich etwas Unerhörtes! Der Heilige Geist will sich im Leben heilsam auswirken. Das kann man manchmal erst im Rückblick beschreiben, aber nicht erklären. Da, wo der allmächtige Gott am Werk ist, bleibt immer etwas Geheimnisvolles. Das macht demütig!
Christen erleben auch Gottes übernatürliches Handeln. Aber sie sollten biblische Verheissungen nicht als eine Art Algorithmus verstehen, mit dessen Hilfe sie Gott berechenbar machen können. Das wäre ein riesiges Missverständnis. Auch im Leben eines Christen bleibt manch Schweres und Schmerzhaftes unerklärlich. Aber weil Jesus Christus selbst Mensch war, weiss Er aus eigenem Erleben, wie sich Menschsein anfühlt (Hebräer 4, 15–16).
Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, kann immer noch die Herrlichkeit und die Liebe Gottes erkennen – auch am Menschen.